Hamburg. Der Bahn-Konkurrent erweitert Angebot Hamburg–Köln. Schwesterunternehmen startet mit Bussen ab Harburg.
Als im März der erste FlixTrain am Bahnhof Altona Richtung Köln startete, haftete dem neuen Fernzugangebot etwas vom Image des Kampfs von David gegen Goliath an. Gerade mal eine Verbindung brachte das Mobilitätsunternehmen auf die Schiene, und das nicht einmal jeden Tag. Im Vergleich dazu: Die Deutsche Bahn fährt die Strecke teilweise im Halbstunden-Rhythmus. Nur drei Monate später verdoppelt FlixTrain das Angebot in Deutschland – wegen der großen Nachfrage. Zwischen Hamburg und Köln soll ein zusätzlicher Zug verkehren. Von 19. Juli an werden täglich bis zu zwei Abfahrten je Richtung angeboten. Auch auf der im April gestarteten Strecke Stuttgart–Köln erhöht sich der Takt früher als geplant auf zweimal täglich.
„Zum Teil sind die bisherigen Strecken vollständig ausgebucht“, sagt André Schwämmlein, Gründer und Geschäftsführer von FlixMobility. Ausschlaggebend für den Erfolg des grünen FlixTrains dürfte der Preis sein. Tickets gibt es ab 9,99 Euro für eine Fahrt zwischen den beiden Endstationen, bei Teilstrecken wird es noch billiger. Wer kurzfristig bucht oder einen gut gefüllten Zug wählt, zahlt aber auch schnell mehr – doch meist noch weniger als mit der Deutschen Bahn. „Wir rechnen damit, dass wir unser bisher gesteckte Ziel von 500.000 Fahrgästen bis Ende des Jahres deutlich übertreffen werden“, so Schwämmlein
Diverse Zukäufe
Hinter FlixTrain steckt das Start-up FlixMobility, das mit dem FlixBus in den vergangenen fünf Jahren den Fernverkehr aufgemischt und nach diversen Zukäufen eine Monopolstellung in dem europaweit wachsenden Markt hat. Allein 2017 hat das Unternehmen 40 Millionen Fahrgäste befördert. Erklärtes Ziel ist es, die Angebote vom FlixTrain und FlixBus immer besser zu vernetzen. Auch das Busnetz wird zum Sommerfahrplan weiter ausgebaut. Harburg wird neben ZOB und Flughafen neuer FlixBus-Halt.
„Ab sofort können Einwohner und Gäste des südlichsten Hamburger Bezirks täglich nach Hannover, Bremen und Lübeck reisen“, teilte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit. Die Busse starten von Freitag bis Montag in der Hannoverschen Straße. Insgesamt sollen bis Jahresende im deutschsprachigen Raum 140 neue Haltepunkte angebunden werden.
FlixMobility arbeitet im Fernzugverkehr ähnlich wie im Busverkehr mit Partnerbetrieben zusammen, die den täglichen Linienbetrieb verantworten. Die Züge auf der Strecke zwischen Hamburg und Köln werden von der BahnTouristikExpress GmbH mit Sitz in Nürnberg betrieben. Eingesetzt wurden bislang ältere Waggons, teilweise auch umgebaute Schlafwagen ausschließlich mit Sechser-Abteilen der 2. Klasse. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern in der Stunde erreicht der grüne FlixTrain den jeweiligen Endbahnhof in vier Stunden, allerdings ohne Halt in Bremen.
Einführung von Sitzplatzreservierungen
Als weitere Neuerung hat FlixMobility die Einführung von Sitzplatzreservierungen angekündigt. Ab Juli können Kunden sich ihren Platz online oder per App zum Preis zwischen 3,49 und 3,99 Euro sichern. In DB-Zügen kostet das in der 2. Klasse 4,50 Euro. Über die Sommermonate eröffnen zudem Pop-up-Stores an ausgewählten Bahnhöfen, in denen Reisende direkt Tickets kaufen können. Der erste FlixTrain Shop hat in Stuttgart eröffnet, weitere sind in Berlin und Düsseldorf geplant. Mittelfristig sei das auch in Hamburg denkbar, heißt es. 2019 soll das Streckennetz weiterwachsen. Neben Taktverdichtungen sind bei der Bundesnetzagentur Verbindungen zwischen Berlin und Köln sowie zwischen München und Berlin beantragt.
Bei der Deutschen Bahn gibt man sich gelassen angesichts der Angebotserweiterung. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagte eine Bahnsprecherin auf Anfrage. „Wir bejahen den Wettbewerb, denn der Kunde profitiert davon. Auch wir sind besser geworden und konnten in den vergangenen Jahren immer mehr Reisende für das Bahnfahren gewinnen.“ Das Staatsunternehmen beförderte 2017 über 142 Millionen Passagiere im Fernverkehr. Das waren 3,2 Millionen mehr als 2016. Neue Reisende wurden etwa auf der Schnellfahrtstrecke Berlin–München gewonnen.
Sie betonte aber auch die Unterschiede. „Wir als Deutsche Bahn bieten deutlich mehr Komfort – von der Bein- und Bewegungsfreiheit über die Bordgastronomie und das Informations- und Unterhaltungsprogramm bis hin zu speziellen Services wie die Kinderbetreuung.“ Zuletzt hatte das Unternehmen allerdings mit einer neuen Preisoffensive reagiert. Ab August führt die Deutsche Bahn den Super Sparpreis ab 19,90 Euro als dauerhaftes Angebot in ganz Deutschland ein. Mit der BahnCard wird es sogar noch billiger.