Hamburg. Hamburgs Schulsenator schlägt Bund-Länder-Förderprogramm für Schulen in sozial benachteiligten Quartieren vor.
In einer gemeinsamen Initiative fordern Hamburg und Berlin den Bund auf, sich stärker für Schulen in sozial benachteiligten Quartieren zu engagieren. „In allen Bundesländern gibt es Schulen mit einem besonders hohen Anteil von Kindern aus bildungsfernen Familien, die bereits bei der Einschulung ungewöhnlich hohe Lernrückstände haben. Mit den herkömmlichen Methoden können wir diese Rückstände kaum aufholen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).
Untersuchungen zeigten regelmäßig, dass sich der Lernstand von Kindern und Jugendlichen einer Klassenstufe um bis zu drei Lernjahre unterscheiden könne. Schüler mit großen Lernrückständen konzentrierten sich gerade in größeren Städten häufig auf wenige Schulen in benachteiligten sozialen Lagen. Entscheidend für die ungleiche Verteilung der Schüler seien die sehr unterschiedlichen Wohn- und Lebensverhältnisse sowie die sozialen Milieus in den Vierteln. So sei zum Beispiel das Durchschnittseinkommen in Nienstedten fünfmal höher als auf St. Pauli.
Kleinere Klassen
Nach Ansicht von Experten gelingt es den Schulen trotz eines hohen Aufwands nur eingeschränkt, den Lernrückstand dieser Schülergruppe wettzumachen. Rabe und seine Berliner Amtskollegin Sandra Scheeres (SPD) regen mit ihrer Initiative an, dass der Bund wissenschaftlich untersuchen lässt, welche Konzepte besonders wirkungsvoll und erfolgreich sind. Vorbild ist die Bund-Länder-Kooperation zur Förderung leistungsstarker und leistungsfähiger Schüler. „Der Bund sorgt für die Förderung der begleitenden Forschung sowie die Evaluierung der Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen. Die Länder sorgen für die Begleitung und Förderung der teilnehmenden Schulen“, sagte Rabe.
In Hamburg wird schon jetzt gezielt in die Förderung der Schüler in sozial benachteiligten Quartieren investiert. Bei rund einem Drittel der 200 Grundschulen werden kleinere Klassen mit höchstens 19 statt, wie sonst üblich, 23 Schülern eingerichtet. Das Programm „23+ starke Schulen“ (elf Grund-, neun Stadtteilschulen und drei Gymnasien) fördert darüber hinaus die Schulen, deren Schüler besonders schwache Lernstände aufweisen. Ein Schwerpunkt des Programms ist es, am Nachmittag zusätzliche Lern- und Bildungsangebote zu entwickeln. Jeder Schüler soll unter anderem vier zusätzliche Stunden pro Woche für das Üben und Vertiefen in den Kernfächern Deutsch und Mathematik erhalten.