Hamburg. Die Anpassung des Wohnraumschutzgesetzes ist geplant. Künftig soll es eine Registrierungspflicht geben. 7500 Anbieter betroffen.

Wer seine Wohnung oder einzelne Zimmer in Hamburg über Internetportale wie Airbnb an Touristen vermietet, der erschließt sich eine lukrative Einnahmequelle. Besonders in Szenevierteln wie der Schanze oder in St. Georg ist die Nachfrage groß. Aktuell gibt es nach Angaben der Hamburg Tourismus GmbH (HHT) rund 7500 Anbieter in der Hansestadt, eine Vielzahl davon sei nicht offiziell registriert.

Die Hotelbranche ist über diese immer größer werdende Konkurrenz wenig begeistert und sieht dringenden Handlungsbedarf. Nun ist nach Abendblatt-Informationen eine Anpassung des Hamburgischen Wohnraumschutzgesetzes unter Federführung der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) in Vorbereitung.

„Die Anpassung des Gesetzes soll den Bezirksämtern ein wirkungsvolleres Vorgehen gegen die Zweckentfremdung von Wohnungen als Ferienwohnungen ermöglichen. Geplant ist unter anderem eine Registrierungspflicht für Anbieter von Ferienwohnungen“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) dem Abendblatt.

Dann bedürften Inserate künftig der Angabe einer Registrierungsnummer, die die Überprüfung der Rechtmäßigkeit im Sinne des Hamburgischen Wohnraumschutzgesetzes erleichtern solle, so Stapelfeldt weiter.

Tourismus-Staatsrat fordert Gerechtigkeit

Auf einer Veranstaltung sagte Tourismus-Staatsrat Andreas Rieckhof (SPD) am Mittwoch: „Natürlich hat es für die auswärtigen Gäste einen besonderen Charme, in Privatunterkünften zu wohnen. Doch es muss auch bestimmte Regeln geben, an die sich die Vermieter dieses Wohnraums halten müssen. Es geht um Gerechtigkeit, auch gegenüber der Hotellerie.“

Im Abendblatt hatte Dehoga-Präsident Franz Klein vor Kurzem kritisiert: „Der Wettbewerb auf dem Übernachtungsmarkt wird nicht fair geführt, da Airbnb-Vermieter viele zum Teil kostenintensive Auflagen, die wir etwa in Sachen Brandschutz, Hygiene und Meldepflicht beachten müssen, einfach ignorieren können.“

Airbnb-Unterkunft muss zur Hälfte selbst genutzt werden

Bislang gilt unter anderem, dass eine Vermietung von Privatunterkünften nur zulässig ist, wenn es sich um die Hauptwohnung des Anbieters handelt und er diese mehr als die Hälfte des Jahres selbst nutzt.

Neben diesem Thema stellten Rieckhof und Tourismuschef Michael Otremba am Mittwoch in der Zukunftswerkstatt von Google an der ABC-Straße ihre Visionen für den Tourismus in Hamburg vor. 13,8 Millionen Übernachtungen wurden im vergangenen Jahr in der Hansestadt verzeichnet. Ein neuer Rekord, in diesem Jahr werden es mehr als 14 Millionen sein und bis 2025 könnte die Zahl bis auf maximal 22 Millionen ansteigen.

Nicht alle Einheimischen sind von dem Zuspruch begeistert, den Hamburg bei Gästen aus dem In- und Ausland hat. Für acht Prozent der Bevölkerung fühle es sich laut einer repräsentativen Umfrage so an, als ob es zu viel sei, sagte Otremba.

Tourismus liefert Arbeitsplätze

Aber der Tourismuschef betonte mehrmals, dass Hamburg kein „Overtourism“ habe, was wohl sinngemäß heißen sollte, dass die steigende Zahl der Gäste der Stadt keine Probleme bereitet. Auch Staatsrat Rieckhof sieht die Lage entspannt: „Wer meint, in Hamburg gibt es zu viele Touristen, dem geht es offensichtlich zu gut.“ Stattdessen betonte der Staatsrat die große Bedeutung der Branche, die rund 100.000 Arbeitsplätze in der Stadt sichere.

Aber trotzdem betonte Otremba zum wiederholten Mal, dass die Touristenströme entzerrt werden sollten. Das heißt, die Touristen sollen auch auf die Attraktivität anderer Bezirke wie Bergerdorf oder Harburg aufmerksam gemacht werden und sich nicht nur auf die Sehenswürdigkeiten im Bereich der Innenstadt konzentrieren.

Gleichzeitig kündigte Otremba an: „Wir werden zukünftig stärker den Blick nach innen richten. Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft und eine hohe Lebensqualität ist eine hohe Zustimmung der Einheimischen für das Gastgebersein.“

Digitalisierung soll vorangetrieben werden

Unterdessen will die HHT die Digitalisierung weiter vorantreiben und setzt dabei auf eine Kooperation mit dem amerikanischen Suchmaschinenanbieter Google. In der Zukunftswerkstatt des Unternehmens sollen in einem auf die Bedürfnisse der Tourismusbranche abgestimmten Schulungsprogramm mit dem Titel „Wir für dich“ zunächst innerhalb von drei Monaten bis zu 400 Teilnehmern Themen wie Onlinemarketing und Kreativitätstechniken vermittelt werden.

Für die HHT entstehen keine Kosten. „Wir wollen die Entwicklung einer offenen Grundhaltung und Sensibilisierung in der Branche für Chancen des digitalen Wandels erreichen“, sagte Otremba.