Hamburg. Der Geiger Frank Peter Zimmermann spielte am Donnerstag mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester im Großen Saal.

Robert Schumann gehört zum Kanon des klassischen Repertoires. Denkt man. Dabei gilt es in seinem Oeuvre noch jede Menge Schätze zu heben. Warum die dem breiten Publikum nicht bekannt sind, darüber kann man nur mutmaßen. Weil Schumanns Tonsprache murmelt, zwischen Dur und Moll und Freude und Schmerz mäandert, schwer festzulegen und noch schwerer zum Leuchten zu bringen ist? Weil seine markerschütternde psychiatrische Krankengeschichte den Leuten unheimlich war? Weil die Zeitgenossen womöglich beides miteinander in Verbindung brachten?

Der Geiger Frank Peter Zimmermann jedenfalls hat sich im Rahmen seiner Residenz beim NDR Elbphilharmonie Orchester als Scout betätigt und Schumanns selten gespielte Phantasie C-Dur für Violine und Orchester ins Programm des jüngsten Konzerts genommen. Von wegen seelisch verschattet, bei Zimmermann sprühte das Stück vor virtuoser Spielfreude. Mendelssohns melodische Süße ließ grüßen, und wie die Solovioline gegen Ende die Kantilenen der Holzbläser liebevoll umrankte, das hätte Schumanns Schützling Johannes Brahms für dessen Violinkonzert inspirieren können. Der Dirigent Pietari Inkinen und das klein besetzte Orchester eskortierten Zimmermann federnd und subtil bis in die feinsten Änderungen des Zeitmaßes.

Schade, dass es keine Zugabe gab

Zimmermann hatte noch etwas ganz Besonderes vorbereitet, nämlich die Kammermusik Nr. 4 für Solo-Violine und größeres Kammerorchester von Paul Hindemith. Größeres Kammerorchester, das hieß in diesem Fall: keine Geigen, keine Oboen und Hörner, zwei Piccoloflöten statt normaler Querflöten und statt der Pauke Trommeln, die durch weiche Schlägel einen ganz eigenen dumpfen Ton bekamen. Schon die dunkle Farbgebung ließ aufmerken, und die vielgestaltige, oft frech-abstrakte, aber auch durchaus lyrisch-romantische Musik forderte Spieler wie Publikum in beglückender Weise. Schade, dass sich Zimmermann nicht zu einer Zugabe bewegen ließ.

Dafür servierten die Musiker nach der Pause die Erste Sinfonie von Jean Sibelius. Inkinen ist Finne wie der Komponist, das mochte eine Rolle spielen bei der Leichtigkeit, mit der er all die Bilder und Episoden zum Leben erweckte. Sie klangen, als könnte man die Textur anfassen, mal aquarellzart und mal in dicker Ölfarbe aufgetragen. Das Herz des Stückes aber schlug in den zarten, innigen Solopassagen des Klarinettisten Gaspare Buonomano.

Was für eine besondere Seelenreise war dieser Abend. Das empfanden offenbar viele so, der anhaltende Jubel ließ es ahnen.