Hamburg. Bezirksamt lässt Wohnungen räumen – Notquartier im Lichtwarkhaus. Altbau war bereits Ende März hamburgweit in den Schlagzeilen.
In einer beispiellosen Aktion hat das Bezirksamt am Mittwoch das unter Nachbarn als „Horror-Haus“ bekannte Eckgebäude Reetwerder/Alte Holstenstraße geräumt. Der fast ausschließlich von Rumänen bewohnte fünfstöckige Altbau war bereits Ende März hamburgweit in den Schlagzeilen, nachdem die Behörden bei einer Razzia zum Wohnraumschutz lebensgefährliche Zustände und eine menschenunwürdige Überbelegung trotz Wuchermieten festgestellt hatten.
Schon Ende März mussten daher 20 Erwachsene und zehn Kinder wegen „Gefahr im Verzug“ ausziehen – durch ein Leck in einer Gastherme strömte lebensgefährliches Kohlenmonoxid aus, auf abisolierten Elektroleitungen lag Strom an. Gestern nun sorgten die maroden Elektroleitungen für die komplette Zwangsevakuierung des Gebäudes. Bezirksamtsleiter Arne Dornquast: „Am Morgen gab es einen Schwelbrand an Elektroleitungen im Keller. Dadurch ist die Stromversorgung im ganzen Haus ausgefallen, sodass nun alle Wohnungen unbewohnbar sind.“
160 Menschen waren im Haus gemeldet
Gegen 11 Uhr rückte das Bezirksamt und die Polizei mit einem Dutzend Beamten und Dolmetschern an. Die Bewohner hatten nur wenige Minuten Zeit, Papiere, Kleidung und das Nötigste zusammenzupacken, dann wurden sie aus dem Haus geleitet und die Wohnungstüren mit neuen Schlössern versehen. Insgesamt waren 160 Menschen im Haus gemeldet, darunter ein Drittel Kinder und viele schwangere Frauen. Aber fast alle Familien hatten zudem noch „Besuch“ untergebracht.
In Müllsäcken und Bettbezügen schleppten die Bewohner ihr Hab und Gut auf die Straße. 134 Menschen wurden mit einem VHH-Bus zunächst ins Bergedorfer Lichtwarkhaus gebracht, am späten Nachmittag ging es für sie dann weiter in eine Notunterkunft in die Friesenstraße im Stadtteil Hammerbrook.