Hamburg . Am Mittwoch gedenken Radfahrer mit dem “Ride of Silence“ aller verunglückten Radler. ADFC fordert unverzügliche Verbesserungen.

Mit einem "Ride of Silence", einer stillen Fahrradtour, wollen Hamburgs Radfahrer am Mittwoch, 16. Mai, verunglückten Radlern gedenken. Um 19 Uhr startet die Tour an der S-Bahn Sternschanze (Ausgang Schanzenstraße).

Anlass ist sowohl der jährliche Aktionstag am dritten Mittwoch im Mai, aber auch der Unfall in der Osterstraße in der vergangenen Woche, bei dem die 33-Jährige Mutter und Radfahrerin Saskia S. getötet wurde.

Mehr Platz für Radfahrer

„Noch immer sind Hamburgs Radfahrende zutiefst bewegt und möchten ihrer Trauer, aber auch ihrer Wut darüber Ausdruck verleihen, dass schon wieder ein Mensch sein Leben auf Hamburgs Straßen verlor“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung von der Gruppe Hamburger Alltagsradler*innen und dem Allgemeinen Fahrradclub Deutschland (ADFC).

Der Fahrradclub fordert die Kommunen in Deutschland auf, dem Fahrrad mehr Platz einzuräumen und vor allem Kreuzungen unverzüglich so umzubauen, dass Radfahrer und Fußgänger so sicher wie möglich unterwegs sein können. „Oberstes Ziel muss sein, dass im Straßenverkehr keine Menschen mehr getötet werden“ „Vision Zero“ nennt sich das. Um das zu erreichen, müssen die Hauptursachen für schwere Unfälle in den Fokus rücken. „Die Infrastruktur muss sich vor allem an der Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer und nicht primär an der Leistungsfähigkeit von Straßen für den Autoverkehr ausrichten“, heißt es weiter.

Osterstraße/Eppendorfer Weg entschärfen

Als Sofortmaßnahme fordert der Fahrradclub in Hamburg, die gefährliche Situation an der Osterstraße/Eppendorfer Weg zu entschärfen. Dazu müssten Kurvenradien vergrößert und Haltelinien verändert werden. Genauer: Die Haltelinien für den Radverkehr sollten vor die Haltelinie für den motorisierten Verkehr gezogen werden. Das rücke die schwächeren Verkehrsteilnehmer ins Blickfeld. „Allein diese beiden einfachen Maßnahmen, die nur etwas Mut und Farbe erfordern, hätten Saskia S. nach Lage der Dinge das Leben retten können“, so Dirk Lau vom ADFC in Hamburg. „Beides zusammen ist schnell und kostengünstig umsetzbar und kann schwere Unfälle wie den an der Kreuzung Osterstraße/Eppendorfer Weg verhindern.“

In Hamburg gebe es immer noch eine viel zu große Anzahl von Kreuzungen, die aus der Zeit der „autogerechten Stadt“ stammen und deren Kurvenradien eine zu hohe Geschwindigkeit beim Abbiegen erlauben.

Nicht an Lkws vorbeischlängeln

Auch in Aachen, Berlin, Bonn, Köln, Leipzig, München, Oldenburg und Wiesbaden erinnern ADFC-Gruppen und Aktivisten mit stillen Gedenkfahrten an die Radverkehrstoten in ihren Städten. 383 Radfahrer sind 2017 bundesweit ums Leben gekommen, darunter 15 Kinder. Die häufigste Ursache sind abbiegende Lkw und Pkw. Anders als die Zahl der Gesamtzahl der Verkehrstoten in Deutschland, nimmt die Zahl der getöteten Radfahrer seit Jahren nicht substanziell ab.

Vor einer roten Ampel schlängeln sich Radfahrer besser nicht an großen Fahrzeugen wie Bussen oder Lkw bis zur Haltelinie vorbei, rät der Tüv Rheinland. Selbst wenn es die Verkehrsführung erlaubt, warten sie besser dahinter auf Grün. Denn steht der Radler vom Fahrer aus im toten Winkel, besteht die Gefahr, dass dieser den Radfahrer beim Rechtsabbiegen übersieht. Moderne Spiegel könnten zwar den toten Winkel verkleinern, ihn aber nicht verhindern, so die Prüforganisation. Je größer das Fahrzeug, desto größer sei oft der tote Winkel.