Hamburg. Am Hamburger Hafen sind die Werte zehnmal so hoch wie an den dreckigsten Straßen Deutschlands, so der Nabu.

Am Sonnabend hat der NABU während des Hamburger Hafengeburtstags an den Landungsbrücken punktuelle Messungen der Luftqualität durchgeführt. Dabei wurden hohe Konzentrationen gesundheitsgefährlicher ultrafeiner Partikel festgestellt, meldeten die Naturschützer.

Die Luft an den Anlegern der Landungsbrücken war mit Konzentrationen um 200.000 Partikel pro Kubikzentimeter besonders dreckig. Am Hafentor im Portugiesenviertel waren es immer noch 20.000 Partikel pro Kubikzentimeter. An viel befahrenen Straßen wie dem Neckartor in Stuttgart oder an der Hamburger Habichtstraße werden in Hochzeiten um die 10.000 bis 30.000 Partikel registriert, an der Außenalster, den Wallanlagen oder in Planten un Blomen dagegen nur etwa 5.000 Partikel pro Kubikzentimeter. Die Luft am Hafen ist im Schnitt zehn Mal stärker durch Schadstoffe belastet als an viel befahrenen Straßen.

Nabu-Chef sieht Feierfreude vergiftet

„Die Freude am Hafengeburtstag wird durch Schiffsabgase vergiftet", sagte Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg. "Im Straßenverkehr ist es längst verboten, derart dreckige Abgase auszustoßen. Wirksame Maßnahmen müssen schneller umgesetzt und auch strengere Vorschriften für die Schiffe gemacht werden. Die Nutzung der mit vielen Steuermillionen gebauten Landstromanlage muss den Kreuzfahrtschiffen endlich vorgeschrieben werden“, so Porschke. Er wies darauf hin, dass derzeit nur ein einziges Schiff die teure Landstromanlage in Altona nutze. Alle anderen würden ihre Diesel im Hafen laufen lassen, um Strom zu erzeugen.

In Hamburg werden die ersten Pkw- und Lkw-Dieselfahrverbote Deutschlands in Kraft treten. Der Schutz der Bevölkerung vor giftigen Abgasen erfordert diese Maßnahme. Wirksame Maßnahmen zur Reduzierung der Abgase von Schiffen lassen aber noch weitgehend auf sich warten. Die Schiffsdiesel laufen ohne nennenswerte Abgasreinigung oder gar Katalysatoren.

Schiffe beim Schadstoffausstoß kaum limitiert

„Die hohen Messwerte im Hafenbereich wundern mich nicht", sagte Porschke. "Die dreckigsten Pötte können weiterhin ohne jegliche Abgastechnik durch Hamburg schippern. Kaum ein Schiff hat eine Abgasreinigung an Bord." Abgesehen von punktuellen Extremen direkt an den Anlegern sei grundsätzlich die Luft im Hafen besonders stark belastet. "Und das nachweislich nicht nur zum Hafengeburtstag“, sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg. Neben Stickoxiden und Schwefeloxiden sei insbesondere die Belastung mit Feinstaub und Ruß aus Dieselmotoren eine große Gefahr für die Gesundheit der Anwohner und Gäste.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Rußpartikel ebenso krebserregend wie Asbest. Angesichts ihrer winzigen Größe werden sie nicht von Nasenhaaren, Bronchen oder Lungenbläschen gefiltert. So geraten sie über die Lunge bis in Blutbahn und sind u. a. für Herzkreislauferkrankungen und Herzinfarkte verantwortlich. Die Gefahren werden dabei laut Nabu nach wie vor völlig unterschätzt.