Hamburg. Auf ihrem vierten Album singt sie stellvertretend für alle Frauen, die nach langer Singlezeit mal wieder einen schönen Abend haben.

Ein Speeddating-Termin mit Barbara Schöneberger scheint eine schwer umsetzbare Idee zu sein. Es fängt ja schon damit an, ob Mann überhaupt zu Wort kommt ... Und wenn ja, reichen fünf Minuten, um ihr Komplimente zu machen? Und wo fängt man an? In schöner Regelmäßigkeit wird die 1974 in München geborene Wahlberlinerin in Umfragen zur populärsten TV-Moderatorin, zum schönsten TV-Gesicht oder zur beliebtesten Entertainerin gewählt. Und wenn sie durch Verleihungen vom Bambi über den Deutschen Filmpreis und Deutschen Radiopreis bis zur deutschen Punktevergabe beim Eurovision Song Contest an diesem Sonnabend auf dem Hamburger Spielbudenplatz führt, ist sie nicht selten der Lichtblick des Abends. Ach, Speeddating ist eh nicht drin, Barbara ist ja verheiratet und Mutter von zwei Kindern.

Trotzdem singt sie auf ihrem vierten Album „Eine Frau gibt Auskunft“ über „Das beste Date seit Jahren“, stellvertretend für alle Frauen, die nach langer Singlezeit mal wieder einen schönen Abend haben, der an der Haustür endet – drinnen schlafen die Kinder, Oma passt auf. Eines von zwölf Themen, über die Schöneberger Auskunft gibt und bei denen sie sich wieder als personifizierter Allzweckreiniger ­erweist: Tabus, Moral und Anstand werden beiseite gewischt, aber wenn sie über Nacktputzen in Strapsen, abgesagten Routine-Sex („Sekzzz“ betont sie), eher atemraubende als atemberaubende Dessous oder Frustsuff-Karaokeabende singt, klingt es nicht schmutzig. Eher wie ein Gespräch unter besten Freundinnen. Trotzdem wäre „Zu viel Information“ vielleicht der bessere ­Albumtitel, aber den hatte sich 2014 bereits ­Annett Louisan gesichert.

An vier Songs hat sie mitgeschrieben

Befindlichkeiten und Gefühle, Liebesleben und Liebessterben, Träume und Alltag und der eine oder andere „Knick in meiner Biografie“ der Frau zwischen 30 und 50 ist nicht nur das Spezialgebiet von Barbara Schöneberger (und Annett Louisan), sondern auch von Ina Müller, Barbaras Partnerin in Crime bei diversen Gelegenheiten. Doch obwohl Barbara nach dem Swing-Pop-Debütalbum „Jetzt singt sie auch noch!“ (2007) und dem discoesquen „Noch mal, nur anders“ (2009) seit „Bekannt aus Funk und Fernsehen“ (2013) wie Ina Müller auf Chanson-Pop, Songwriter, Folk und Country setzt, blieben ihre Alben bislang in den Charts zwischen den Plätzen 28 und 52 stecken. Die Zeitschrift „Barbara – kein normales Frauenmagazin“ verkauft sich deutlich besser. Vielleicht liegt der nächsten Ausgabe ja die CD bei.

Für „Eine Frau gibt Auskunft“ verbündete sich Barbara Schöneberger mit einem neuen Produzenten- und Texterteam: Rosenstolz-Mastermind Peter Plate und Ulf Leo Sommer. Die Tüftler mit einer langen Referenzliste von Helene Fischer bis zu den unfassbar erfolgreichen „Bibi & ­Tina“-Soundtracks haben 2015 bereits Sarah Connor mit dem Album „Muttersprache“ zum überraschenden Karrierehoch verholfen.

Jetzt maßschneiderten sie zwölf Songkostüme. Mal steht die eifersüchtige Patchwork-Family-Mutter im Mittelpunkt, mal die Karrierefrau, mal die – Verzeihung – untervögelte Hausfrau. Und das Lied „Isabelle Huppert“ beschreibt weniger die französische Schauspielerin als La Schöneberger selber: „Isabelle schwebt unnahbar und trinkt Bordeaux, ich geb Autogramme im Bordbistro“. Autobiografisch? Vielleicht. Zumindest gehört die schöne Chanson-Ballade zu den vier Liedern des Albums, an denen sie mitgeschrieben hat. Auch ein Novum, bislang war sie nur Interpretin.

Mit Ina und Annett auf Tour?

Ansonsten ist Barbara die klassische Schöneberger: Lieber einen Schritt zu weit gehen, als vor dem Ziel hinfallen. Die Musik: Unaufdringlich arrangierter, rosenstolziger Pop. Auch elf Jahre nach den ersten Songs bleibt das schon 2007 ­gezogene Fazit: „Ich glaub, ‘ne Dame werd ich nie“. Dafür ist sie eine Frau, die mit beiden Beinen fest auf der Bühne steht. Ob an diesem Sonnabend auf dem Spielbudenplatz oder am 7. März 2019 beim Tourauftakt im Mehr! Theater. Eigentlich wäre es mal an der Zeit für eine gemeinsame „Rat Pack“-Konzert-Tour von Barbara, Ina und Annett. Was Sasha, Rea Garvey und Xavier Naidoo mit „Alive & Swingin’“ konnten (singen, swingen, Zoten reißen), sollten die drei Ladys auch hinbekommen. Oder um es mit dem letzten Song auf „Eine Frau gibt Auskunft“ zu sagen: „Vielleicht wird’s ja schöner“.

Barbara
Schöneberger:
„Eine Frau
gibt Auskunft“
(Sony)
Barbara Schöneberger: „Eine Frau gibt Auskunft“ (Sony) © Benno Kraehahn | Benno Kraehahn


Das Konzert: Do 7.3.2019, 20.00, Mehr!
Theater am Großmarkt (Bus 3),
Banksstraße 28,
Karten ab 51,55 im Vorverkauf;

Weitere Infos: www.universal-music.de/barbara-schoeneberger