Hamburg. Ein Deich gebrochen, mehrere Familien verloren ihr Zuhause, Bahnstrecken betroffen. Wetterdienst: “Hotspot Hamburg“.

Ein Deich ist gebrochen, vermutlich mehrere Häuser unbewohnbar, die U-Bahnstrecken wurden unterspült, Straßen rissen auf, Autos verschwanden in Schlammlöchern: Das Unwetter, das Teile von Hamburg und Schleswig-Holstein am Donnerstag (Himmelfahrt) heimgesucht hat, dürfte als eines der schwersten in die jüngere Hamburger Geschichte eingehen. Vielleicht hatten die Stürme, die im Herbst 2017 zu Ausfällen bei der Deutschen Bahn geführt haben, noch gravierende Folgen. Zu allem Unglück und der Tatsache, dass mehrere Familien ihr Zuhause verloren haben, kommt am Freitag noch ein Stromausfall bei der Bahn zwischen Altona und Pinneberg hinzu.

Die Hamburger Feuerwehr hat nach dem Deichbruch der Glinder Au mit Tausenden von Sandsäcken eine Mühle in Kirchsteinbek abgesichert. „Der Deich war in mindestens zwölf Meter Breite eingerissen“, sagte Feuerwehrsprecher Werner Nölken am Freitag. 50 Mitarbeiter von Feuerwehr und THW hätten die Säcke in Menschenketten positioniert, um eine Unterspülung des Mühlenbetriebs zu verhindern. „Es sieht gut aus“, meinte Nölken.

Bahnstrecke nach Hamburg beeinträchtigt

Die Bahn beklagt einen Oberleitungsdefekt zwischen Hauptbahnhof und Altona. Betroffen davon ist in erster Linie der Regionalzug nach Kiel. Im Fernverkehr enden einige Züge infolge der Betriebsstörung im Hauptbahnhof, die sonst nach Altona durchfahren. Die Bahn bittet die Fahrgäste darum, sich auf bahn.de auf dem Laufenden zu halten. Am späten Nachmittag werde die Störung wieder behoben sein, hieß es zunächst. Doch dann hieß es, dass eine Stellwerksstörung in Eidelstedt und eine Streckenstörung von Pinneberg bis Elmshorn dafür sorgt, dass die Züge aus Richtung Westerland in Itzehoe enden. Reisende sollten von Itzehoe Richtung Elmshorn und Hamburg auf die Nordbahn umsteigen.

Oststeinbek: Feuerwehr mit Spezialgerät im Einsatz

In Oststeinbek-Havighorst (Kreis Stormarn) waren Einsatzkräfte am Freitag noch dabei, eine bis zur Decke vollgelaufene Tiefgarage mit Spezialgerät leerzupumpen. Die Einsätze in Oststeinbek sollten voraussichtlich erst gegen Abend beendet werden. Sintflutartige Regenfälle hatten am Donnerstag Straßen und Keller unter Wasser gesetzt und zwei Häuser unterspült. Am Donnerstagnachmittag kamen in Hamburg zeitweise bis zu 50 Liter pro Quadratmeter vom Himmel, wie die Feuerwehr mitteilte. Fast 2000-mal rückten die Einsatzkräfte im Norden aus.

Besonders betroffen war Oststeinbek. Innerhalb einer Viertelstunde seien in dem 9000-Einwohner-Ort rund 150 Anrufe bei den Einsatzkräften eingegangen, sagte Feuerwehrsprecher Christian Höft. Die Leitungen seien komplett überlastet gewesen, es habe mehr als 200 Einsätze gegeben.

Dramatische Evakuierung

Fünf historische Häuser an der Oststeinbeker Wassermühle wurden evakuiert. Eines der Gebäude wurde so stark unterspült, dass die Seitenwand einstürzte. Nur fünfzehn Minuten zuvor hatte die Feuerwehr die drei Bewohner per Boot evakuiert. Das Haus sei unbewohnbar und stark einsturzgefährdet, hieß es. Die Besitzer seien bei Bekannten untergekommen.

Auch die 22 Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Hamburg-Lohbrügge verloren bei dem Unwetter ihr Zuhause. Der Parkplatz vor dem Haus wurde komplett weggespült. Zurück blieb ein großes Loch, in das ein Auto stürzte. Eine Keller- und eine Außenwand seien unterspült worden, teilte die Feuerwehr mit. Das Gebäude sei stark einsturzgefährdet.

„Der Hotspot in Hamburg-Billstedt hatte maximale Niederschlagsmengen von bis zu 80 Liter pro Quadratmeter innerhalb von zwei Stunden“, sagte DWD-Meterologe Karsten Kürbis. Das sei ein sehr seltenes Ereignis.

Wetter: Hamburgs Aussichten sind sonnig

Im Osten Hamburgs gab es rund 1200 Einsätze. Im Unfallkrankenhaus Boberg liefen zwei Etagen des Kellergeschosses voll Wasser. Die Klinik sei aber nicht geräumt worden, hieß es. Die U-Bahnlinie der U1 zwischen Farmsen und Berne war lange unterbrochen und durch Busse ersetzt. Kurz vor 19 Uhr hat die Hochbahn diese Strecke der U1 wieder als frei gemeldet.

Die Wetteraussichten für Sonnabend und Sonntag sind für Hamburg recht gut nach diesem Unwetter-Schock. Zwischen 12 und 22 Grad soll es bei bewölktem Himmel mit sonnigen Abschnitten angenehm werden. Am Sonntag (Hafengeburtstag und Deutsches Derby in Klein Flottbek!) sind sonnige 13 bis 28 Grad vorhergesagt. Und Montag geht es ebenso weiter.