Hamburg/Flensburg. Das Schiff, mit dem Südamerika erforscht wurde, soll in Flensburg originalgetreu wiederhergestellt werden.

Gut zehn Jahre lang lag der hölzerne Rumpf des Expeditionsschiffes „Feuerland“ auf dem Gelände des Beschäftigungsträgers „Jugend in Arbeit“ in Harburg. Jetzt ist die 1927 in Büsum erbaute, unter Denkmalschutz stehende Ketsch nach Flensburg transportiert worden. Mit dem Schiff wurde ein Stück Marinegeschichte geschrieben. Als „Ikone der Seefahrt“ beschreibt der „Förderkreis Kulturdenkmal Expeditionsschiff Feuerland“ den Segler. Mithilfe des Schiffs erforschte der Pilot und Marineoffizier Gunther Plüschow vor 90 Jahren die Anden-Ausläufer an der Südspitze von Südamerika.

In der Flensburger Museumswerft soll geschehen, was in Hamburg nicht gelungen ist: Die Hulk soll zunächst wieder schwimmfähig gemacht und danach originalgetreu wiederhergestellt werden. „Schon der erste Schritt wird wohl rund 400.000 Euro kosten“, sagt Jens Fiedler, der Vorsitzende des Förderkreises.

Abenteuerliche Geschichte

Die abenteuerliche Geschichte des Schiffs ist eng mit einem Abenteurer verbunden: Gunther Plüschow, 1886 im mecklenburgischen Plüschow geboren. Sein Großvater war ein unehelicher Sohn des Herzogs Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin. Die Plüschows lebten auf dem heute als Kulturschloss bekannten Anwesen bei Grevesmühlen. Gunther Plüschow machte sich ab 1914 als waghalsiger Marineflieger im deutschen Pachtgebiet Tsingtau (China) einen Namen. Nach der Eroberung von Tsingtau durch die Japaner flüchtete er über Shanghai und die USA nach Deutschland. 1919 schied er aus dem Militärdienst aus und machte sich gewissermaßen als Abenteurer selbstständig.

Nach einem ersten Südamerika-Aufenthalt, den er in dem Buch „Segelfahrt ins Wunderland“ beschrieb, hatte er die Idee, seine Fähigkeiten als Flieger und Seemann zu kombinieren. In Büsum ließ er sich die „Feuerland“ bauen, ­­­ einen 16 Meter langen, besonders massiv gebauten Segelkutter. Damit fuhr er im November 1927 nach Punta Arenas an der Südspitze von Chile.

Im Januar 1931 stürzte Plüschow ab

Dort angekommen, baute er sich ein in Einzelteilen geliefertes Schwimmflugzeug der Firma Heinkel zusammen und überflog damit die südlichen Andenausläufer, die sogenannte Darwin-Kordillere. Als erster Mensch filmte er die Hochgebirgskette vom Flugzeug aus. Die „Feuerland“ nutzte er als Versorgungsstützpunkt. Auf dem Schiff, das in den Fjorden der Gebirgskette lag, konnten Stürme und Schlechtwetterphasen abgewartet werden.

1929 kehrte Plüschow, geplagt von Geldmangel, zurück. Mit einem Buch und einem Dokumentarfilm („Silberkondor über Feuerland“) versuchte er, die Mittel für eine neue Expedition zusammenzubekommen. 1930 kehrte er zurück. Im Januar 1931 stürzte er mit seinem Flugzeug ab und starb.

Förderkreis übernahm das Schiff

Die „Feuerland“ überlebte ihn – und setzte ihr abenteuerliches Leben fort. Als „Penelope“ stand sie zunächst in den Diensten eines Schafzüchters und transportierte Tiere zwischen dem chilenischen Festland und den zu England gehörenden Falkland-Inseln. Beim Falkland-Krieg 1982 geriet die „Penelope“ in die Hände des argentinischen Militärs. Sie wurde als Truppentransporter verwendet und dabei zweimal von den Engländern beschossen.

Der deutsche Kapitän Bernd Buchner entdeckte das ehemalige Expeditionsschiff schließlich auf einer der Falk­land-Inseln. 2006 wurde es von dem Containerschiff „Monte Cervantes“ nach Deutschland gebracht. Der Förderkreis übernahm das Schiff. Der Harburger Beschäftigungsträger „Jugend in Arbeit“ e.V. sollte den Hulk aufarbeiten und schwimmfähig machen. Doch daraus wurde nichts. 2011 ging „Jugend in Arbeit“ in die Insolvenz.

Bestandsaufnahme in Flensburg

Doch nun soll es vorangehen – mithilfe der Museumswerft in Flensburg. „Dort soll eine Bestandsaufnahme gemacht werden“, sagt Jens Fiedler, der Vorsitzende des Förderkreises. „Auch der Denkmalschutz muss sich den Rumpf ansehen.“ Zunächst soll der Kiel aufgearbeitet werden, dann die Decksbalken und der Rumpf. Zum Glück gibt es noch Originalunterlagen. „Die Pläne sind 1927 in der Zeitschrift ,Yacht‘ veröffentlicht worden“, sagt Fiedler. Die vorerst letzte Reise hat die „Feuerland“ jetzt angetreten. Der Schwertransporter ist in Flensburg angekommen. „Es ist alles stabil geblieben“, sagt Fiedler. Die „Feuerland“ hat auch dieses Abenteuer gemeistert.