Hamburg. Beim verwalteten Vermögen liegt das private Geldinstitut nun hinter Berenberg. Millionen für mögliche Steuernachzahlungen.
Der Rückzug aus dem Ausland hat in der Konzernbilanz der Hamburger Privatbank M.M. Warburg & CO tiefe Spuren hinerlassen. So sank für 2017 das verwaltete Vermögen um 27 Prozent auf 39,3 Milliarden Euro. Damit fällt das Geldinstitut hinter den Wettbewerber Berenberg Bank zurück, der auf 41,5 Milliarden Euro kommt. Die Bilanzsumme schrumpfte im Warburg-Konzern um zwölf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro.
Künftig will sich das 1798 gegründete Geldinstitut auf die deutschen Standorte konzentrieren. Neben Hamburg ist das Institut in elf weiteren Städten vertreten. „Wir positionieren uns damit zwischen zu großen und zu kleinen Banken als Alternative“, sagte Joachim Olearius, Sprecher der Partner des Bankhauses. Die Konzentration auf die Kerngeschäftsfelder vermögender Privatkunden, Unternehmen und institutioneller Kunden zeige sich in einer erfreulichen Nachfrage angebotener Leistungen. Personell verstärkt mit einem neuen Team wurde der Schifffahrtsbereich. Neben konservativen Finanzierungen bietet die Bank Reedereien Bankdienstleistungen wie Zahlungsverkehr, Heuerzahlungen oder Währungsgeschäfte an.
Zunehmende Regulierung
Die zunehmende Regulierung habe den Rückzug vom Auslandsgeschäft eingeleitet, sagte ein Banksprecher auf Nachfrage. So wurde das klassische Privatkundengeschäft in der Schweiz an einen Wettbewerber verkauft. Zwei Tochtergesellschaften in Luxemburg gingen an die Apex-Gruppe, mit der eine strategische Partnerschaft vereinbart wurde, denn viele Investmentfonds von Warburg werden dort weiter verwaltet. „Wir unterliegen jetzt nur noch der Kontrolle durch die deutsche Finanzaufsicht BaFin“, so der Banksprecher. Außerdem habe man bei der administrativen Verwaltung von Investmentfonds, einem Geschäft mit geringen Margen, im Wettbewerb mit sehr großen Anbietern gestanden.
Deshalb konzentriert sich die Bank jetzt auf das aktive Management von Fonds. Das sind keine Verwaltungsaufgaben, sondern es geht um Anlageentscheidungen. Mit 74,9 Prozent hat sich Warburg deshalb an der Nord/LB Asset Management beteiligt. „Wenn der Erwerb abgeschlossen ist, werden wir beim verwalteten Vermögen die einstige Größenordnung von 54 Milliarden Euro fast wieder erreichen“, sagte der Sprecher auf Nachfrage. Außerdem sollen Fondsstrategien wie Nachhaltigkeitsinvestments und Anlagen in europäischen Mittelstandsunternehmen ausgebaut werden.
Umstrittene Dividendengeschäfte
In der Auseinandersetzung mit der Finanzverwaltung im Zusammenhang mit umstrittenen Dividendengeschäften hat die Bank 44,5 Millionen Euro zurückgestellt. Die Hamburger Steuerbehörde hatte auf Anweisung des Bundesfinanzministeriums eine Steuernachzahlung von 56 Millionen Euro gefordert. Im Zuge der Auseinandersetzungen ruht der Vollzug dieser Forderung im Moment. Die Geschäftsleitung sei weiterhin davon überzeugt, alle Steuergesetze eingehalten zu haben, erklärte die Bank. Vorsichtshalber habe man aber eine Rückstellung gebildet. Dem Geldinstitut wird Steuerhinterziehung vorgeworfen.
Die Neuausrichtung der Bank hat personell keine Spuren hinterlassen. In der Gruppe stieg die Zahl der Beschäftigten leicht um 18 auf 1250. In Hamburg sind unverändert 670 Mitarbeiter beschäftigt. Den Provisionsüberschuss steigerte die Bank um neun Prozent auf 175,1 Millionen Euro. Dagegen sank der Zinsüberschuss um 13 Prozent auf 49,2 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn fiel in der Gruppe um 41,4 Prozent auf 17,4 Millionen Euro.