Hamburg. In der Saison 2018/19 setzt das Theater auf bekannte Namen und Stücke. Programmatischer Fokus liegt auf gesellschaftlichen Fragen.

„Pünktlich“ will Karin Beier die kommende Saison am 19. Oktober im Schauspielhaus eröffnen. William Shakespeares „König Lear“ steht dann auf dem Programm. Mit Edgar Selge hat die Intendantin einen Publikumsliebling für ihre Inszenierung verpflichten können. Doch es gibt da noch den Kran. Der wird nach dem vorzeitigen Ende der Spielzeit am 29. April im Zuschauerraum aufgebaut, weil das Haus an der Kirchenallee in den kommenden Monaten umfassend saniert wird. Die beiden Ränge des denkmalgeschützten Zuschauersaals werden vollständig entkernt und saniert. Eine aufwendige Baumaßnahme, die Beier als „Neuland“ bezeichnet, denn so eine Sanierung hat es in dieser Form an einem deutschen Theater noch nicht gegeben. Doch die Intendantin ist zuversichtlich, dass ihr „Lear“ zum angekündigten Termin über die Bühne geht.

Wie in den Spielzeiten zuvor liegt der programmatische Fokus auf gesellschaftlichen Fragen und der Auseinandersetzung mit einer allgemeinen Verunsicherung. Arrivierte Parteien brechen zusammen, Rechtsradikale werden stärker, tradierte Werte verlieren an Bedeutung. „Die Welt wird unlesbarer“, fasst Karin Beier diese Unsicherheit zusammen. In den Zeiten von „Fake News“, zunehmender Gewalt und destruktiver Tendenzen setzt das Schauspielhaus bei der Präsentation des neuen Programms überwiegend auf bekannte Stücke und Namen.

Vermächtnis von David Bowie

Wieder wird Christoph Marthaler ein Stück inszenieren, in dem er seine Liebe zur Musik ausleben kann. Vorgenommen hat er sich Johann Nepomuk Nestroys Komödie „Häuptling Abendwind“, die im 19. Jahrhundert unter Menschenfressern spielt und eine böse Polemik gegen den Kolonialismus beinhaltet. Der Regisseur hat schon leichte Aktualisierungen angekündigt, die Musik liefert ihm die gleichnamige Operette von Komponist Jacques Offenbach (Premiere 15.2. 2019, Malersaal).

Gern gesehener Gast am Schauspielhaus ist auch René Pollesch. „Probleme Probleme Probleme“ nennt er sein neues Stück, in dem der Autor sich auf die für ihn typische komische Art mit Wahrheit und Wirklichkeit auseinandersetzt (6.4.2019, Großes Haus). Außer dem „Lear“ finden sich zwei weitere Theater-Klassiker im zukünftigen Repertoire: Karin Beier wird Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ inszenieren (18.1.2019, Großes Haus), im Malersaal wird die Saison am 3. November mit Werner Schwabs „Die Präsidentinnen“ unter der Regie von Victor Bodo eröffnet.

Spannende Theaterabende

Zu den kommenden Höhepunkten dürfte „Lazarus“ gehören, das künstlerische Vermächtnis von David Bowie. Zusammen mit dem irischen Autor Enda Walsh hat Bowie ein Musical geschrieben, das auf dem Science-Fiction-Roman „Der Mann, der vom Himmel fiel“ von Walter Tevis basiert. Darin geht es um einen Außerirdischen, der auf die Erde gekommen ist, um nach Wasser zu suchen und als desillusionierte Figur endet. Der Popstar spielte die Rolle 1976 in Nicolas Roegs Film. Kurz vor Bowies Tod im Januar 2016 wurde „Lazarus“ in New York uraufgeführt.

Spannende Theaterabende versprechen das neue Familienstück „Robin Hood“ (6.12., Großes Haus), Karin Henkels Beschäftigung mit Thomas Bernhards „Vor dem Ruhestand“ sowie die Bühnenfassung von José Saramagos Roman „Die Stadt der Blinden“. Kay Voges, jüngst mehrfach ausgezeichneter Intendant am Theater Dortmund, wird erstmals am Schauspielhaus inszenieren.

Fünf neue Inszenierungen

Fünf neue Inszenierungen kündigte auch Klaus Schumacher, Leiter des Jungen Schauspielhauses, an, das in der kommenden Spielzeit wieder auf der Probebühne im Großen Haus spielt. Unter anderem stehen in seinem Spielplan Inszenierungen von Sophokles’ „Antigone“ (13.10.) und die Theaterfassung von Jonathan Safran Foers 9/11-Roman „Extrem laut und unglaublich nah“ (13.4.2019).

Außerhalb des Haupthauses an der Kirchenallee startet das Schauspielhaus seine Saison auf der Veddel. Dort geht das seit vier Jahren laufende Stadtteilprojekt „New Hamburg“ weiter. Die vielen Projekte, die mit den Bewohnern des Stadtteils, vier Kuratorinnen und Ensemblemitgliedern umgesetzt werden, firmieren unter dem Titel „SoliPolis“. Damit will Hamburg in den Kreis sogenannter „solidarischer Städte“ einsteigen, zu dem unter anderem New York, Toronto, Bern und Barcelona gehören.

Programminfos: www.schauspielhaus.de