Hamburg. Erstmals findet der Ironman ausschließlich auf Hamburger Stadtgebiet statt. Die Radstrecke hat einen komplett veränderten Kursverlauf.
Björn Steinmetz, Managing Direktor der Ironman Germany GmbH mit Sitz im hessischen Liederbach, hat in den vergangenen Monaten viel über Hamburg gelernt, und dabei vor allem eins: „Ich wusste gar nicht, wie groß die Stadt ist.“ Größe hilft in diesem Fall, aus der Not eine Lösung zu machen. Die zweite Auflage des Hamburger Ironman, des ultimativen Dreikampfes aus 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen (Marathon), kann am 29. Juli – bis auf etwa 500 Meter in Schleswig-Holstein – komplett in den Stadtgrenzen ausgetragen werden. „Das ist bei den Dimensionen des Ironman wahrscheinlich einmalig auf der ganzen Welt“, sagt Steinmetz.
Eine elegantere Ausfahrt aus den im vergangenen Jahr hochgekochten Problemen hätten Stadt, Sportamt und Veranstalter kaum finden können, nachdem die Gemeinden im nördlichen Niedersachsen die Durchfahrt in diesem Jahr versperrten, erstmals seit 1996 auch für das Profi- und Jedermann-Radrennen Cyclassics. Das dreht nun am 19. August eine große Schleife im südöstlichen Schleswig-Holstein wohl an Ahrensburg vorbei mit dem Wendepunkt bei Bad Oldesloe. Die exakte Streckenführung wird mit den anliegenden Gemeinden noch verhandelt, Genehmigungen der betroffenen Behörden und Ämter stehen aus. Bereits 2015 fuhren die Cyclassics – wegen der Olympiabewerbung von Hamburg und Kiel – fast 100 Kilometer durch Schleswig-Holstein, als die Profis aus dem Laderaum einer Fähre in Kiel starteten.
Radstrecke führt bis nach Geesthacht
Im August 2017 hatten in Niedersachsen mehrere Freiwillige Feuerwehren die nötige Unterstützung der Sportveranstaltungen aufgekündigt, nachdem innerhalb von acht Tagen erst die Teilnehmer des Ironman und dann die der Cyclassics durch die Orte und Dörfer radelten. „Hamburg hat das Renommee und profitiert finanziell und imagemäßig von den Zuschauern an Start und Ziel, dem Kreis bleiben nur die Belastungen“, klagte damals Rosengartens Bürgermeister Dirk Seidler.
Jetzt führt die 90 Kilometer lange Ironman-Radstrecke, die zweimal zu absolvieren ist, von der Wechselzone am Ballindamm (Schwimmen/Rad und Rad/Laufen) 45 Kilometer nach Osten entlang am Nordufer der Elbe bis nach Geesthacht (Schleswig-Holstein). Passiert werden dabei der Großmarkt, die Brandshofer Schleusenbrücke, Rothenburgsort, die Vier- und Marschlande, der Hohendeicher See und das Zollenspieker Fährhaus.
Lauf- und Schwimmkurs wurden ebenfalls modifiziert
Nach dem ersten Wendepunkt in Geesthacht bei Kilometer 39,5 (2. Runde: 128,5) fahren die Eisenmänner und -frauen eine Schleife durch den Gammer Weg in Altengamme, ehe es über den Deich zurück in die Innenstadt geht. Dort verläuft der Rückweg über die Lombardsbrücke bis hin zum letzten Wendepunkt vor dem Fernsehturm bei Kilometer 87 (2. Runde: 176). Gerade auf der längeren Deichpassage, eine bei Hamburger Radsportlern beliebte Trainingsstrecke, verspricht der Fahrweg hohe Geschwindigkeiten, wenn kein bremsender Gegenwind weht. „Bei guten Bedingungen ist diese Strecke eine halbe Stunde schneller als die im vergangenen Jahr“, sagt der Hamburger Mediziner Goko Röhrken (29), der bei der Ironman-Premiere nach neun Stunden ins Ziel am Rathausmarkt lief. Auch der Lauf- und Schwimmkurs an und in Binnen- und Außenalster wurde gegenüber dem Vorjahr leicht modifiziert.
„Für uns ist der neue Kurs eine Chance zu zeigen, dass der Grundgedanke ,Active City’ funktioniert, dass Sport nicht nur eine Sache von Sportanlagen ist, sondern dass im Herzen einer Großstadt wie Hamburg jeder ohne großen Aufwand Sport treiben kann, weil es hier die Möglichkeiten, Straßen, Wege und Parks dafür gibt“, sagt Sportstaatsrat Christoph Holstein.
Kontingent erneut ausgeschöpft
Ein Selbstgänger waren die Planungen der neuen Streckenführung allerdings nicht. Die Interessen von Anwohnern, Geschäftsleuten und Polizei mussten abgestimmt, der Kurs wiederholt überarbeitet werden. Von den Sperrungen zwischen 6.30 Uhr und 15.30 Uhr sind neben Privathaushalten auch Unternehmen betroffen. Die „Bergedorfer Zeitung“ listete 23 Gaststätten und Imbisse, drei Hotels, 15 Blumengärtnereien und zwei Reiterhöfe auf, die für den 29. Juli starke Umsatzeinbußen fürchten. Betroffen sind auch drei Hochzeitsgesellschaften am Vorabend im Zollenspieker Fährhaus. Eine Abfahrt vom Parkplatz wäre erst am späten Sonntagnachmittag wieder möglich.
Weil der Ironman 2017 mit rund 200.000 Zuschauern eine grandiose Premiere in Hamburg feierte, verlängerte die Stadt den Vertrag mit der Ironman GmbH bis 2021. Auch bei der zweiten Auflage wird das Kontingent von 2600 Startern ausgeschöpft, 2450 Anmeldungen liegen vor. Hamburg gehört schon jetzt zu den Topadressen der Szene, bei einer umfangreichen Befragung der Teilnehmer („Wie zufrieden waren Sie?“) schnitten nur zwei von mehr als 200 weltweiten Veranstaltungen etwas besser ab. Eine sportliche Aufwertung könnte der Ironman in zwei Jahren erfahren. Dann dürfte die Europameisterschaft hier ausgetragen werden.