Hamburg . Planungsbüros sollen Konzept für Freifläche an der Ludwig-Erhard-Straße entwickeln. Bürger sind ebenfalls aufgerufen.
Er gehört nicht unbedingt zu den Schmuckkästchen der Stadt. So sehr die Hamburger ihren Michel lieben, so verloren und verkehrsumtost dämmert der Vorplatz des Wahrzeichens an der Ludwig-Erhard-Straße vor sich hin. Die Schneise, die Ende der 50er-Jahre durch die Stadt geschlagen wurde, hat traditionelle Sichtachsen gebrochen, Laufwege zerschlagen und die stolze Kirche an die Seite geschoben.
Impulse der Bürger
All das soll nun anders werden – zumindest ein bisschen. In Großbuchstaben fragt die Gemeinde derzeit Passanten und Pendler an der Ludwig-Erhard-Straße: „Was bleibt?“ Hinter dieser etwas kryptischen Frage steckt der Plan, die Menschen in die Gestaltung des Michelvorplatzes einzubeziehen. „Wir haben vier Planungsbüros gebeten, uns bis zum Herbst ihre Ideen für einen Platz lebendigen Erinnerns zu präsentieren“, sagt Michael Kutz, Geschäftsführer der Stiftung St. Michaelis. Renommierte Planer wie Hinnerk Wehberg werden sich dazu Gedanken machen. Impulse sollen auch die Bürger geben.
„Mit einem Ideenwettbewerb möchten wir die Hamburger in das Briefing der Planer einbeziehen“, sagt Kutz. Bislang ist der Rücklauf eher verhalten, aber bis zum 4. Mai bleibt den Bürgern Zeit, eigene Ideen und Pläne einzureichen. Auch einen neuen Namen soll der Vorplatz bekommen, der „den besonderen Charakter des Platzes wiedergeben“ soll. Hier sind schon einige vielversprechende Ideen zusammengekommen.
Platz als Sichtmagnet
Die Gemeinde möchte den Michel wieder stärker mit der Neustadt verknüpfen, die durch die Verkehrsschneise wie abgeklemmt erscheint. „70 bis 80 Prozent unserer Besucher kommen derzeit aus Süden, also von der Elbe her“, sagt Kutz. Er wünscht sich, dass die alten Laufwege wiederhergestellt werden, etwa durch einen Fußgängerüberweg in Höhe der Ersten Brunnenstraße. „Wir wollen den Platz als Sichtmagnet und das Gesamtensemble aufwerten.“ Größere Veränderungen aber dürften nicht einfach umsetzbar sein – denn der Denkmalschutz setzt enge Grenzen. Zudem sind die finanziellen Spielräume der Gemeinde beschränkt.
Eine besondere Bedeutung werden deshalb weiterhin die Micheltafeln spielen, die seit mehr als zwei Jahrzehnten zur Finanzierung des Wahrzeichens beitragen. Bislang sind vor dem Michel 192 Tafeln verlegt worden, auf denen sich mehr als 10.000 Menschen verewigt haben. Manche haben nur ihren Namen hinterlassen, andere wie der Schauspieler Eberhard Möbius ganze Gedichte auf die Tafeln gebannt.
Erinnerungen sollen auf dem Platz greifbar werden
Der Stiftung schwebt vor, die Tafeln in die Neugestaltung des Platzes einzubeziehen und mit ihnen in Zukunft noch stärker Geschichten zu erzählen. „Auf den Tafeln ist eine einzigartige Erinnerungskultur entstanden, die nicht nur auf Vergangenes zurückblickt, sondern aus der Erinnerung Kraft für die Gegenwart und Zukunft schöpft“, sagt Hauptpastor Alexander Röder.
In Zukunft sollen auf dem Vorplatz diese Erinnerungen greifbar werden, ein Bummel entlang des Michels soll zu einer Entdeckertour werden. „Wir haben auf den Micheltafeln bewusst nie Vorgaben gemacht“, sagt Kutz. Auch in Zukunft könnten Spender auf den Tafeln Botschaften hinterlassen, Dankbarkeit äußern oder einfach ihrem Gefühl folgen, in Hamburg verortet zu sein. Sie alle können eigene Antworten auf die Frage geben, die derzeit über allem steht: Was bleibt?
Was wird, dürfte im September feststehen: Dann werden die Planer ihre Ideen vorstellen.