Hamburg. Studierende und Professoren wollen eine zweite Amtszeit der Kanzlerin verhindern. Auch Präsident Walter Pelka soll gehen.
Sie sprechen von „Machtmissbrauch“, „Schikane und Mobbing“, von „Angst und Stillschweigen innerhalb der Hochschule“ – und fordern einen „transparenten Neuanfang“: Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter der HafenCity Universität (HCU) wollen eine zweite Amtszeit der Kanzlerin Stephanie Egerland verhindern und auch Walter Pelka, den Präsidenten der Hochschule für Baukunst und Metropolenentwicklung, so schnell wie möglich loswerden.
Die „schwierigen Lern- und Arbeitsbedingungen“ an ihrer Uni seien nicht länger hinnehmbar, erklären der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) und die Vorsitzenden des Studierendenparlaments der HCU und laden alle Mitglieder der Hochschule zu einer Versammlung am Mittwoch um 13.45 Uhr ein. Geplant sei, Pelka und Egerland in einer Petition zum Rücktritt aufzufordern, heißt es in dem Entwurf einer Mitteilung, die dem Abendblatt vorliegt.
Drohungen seien an der Tagesordnung
Das Präsidium habe unter der Federführung der Kanzlerin radikal Stellen abgebaut, immer mehr Macht innerhalb der Hochschulleitung zentralisiert, die Beratungseinrichtung International Office „fast bis zur Handlungsunfähigkeit“ abgebaut und „teilweise absurde Regelungen“ aufgestellt, „die zu prekären Arbeitsbedingungen führen und mehr der Kontrolle als einer produktiven Arbeits- und Lernatmosphäre dienen“, schreiben die Verfasser der Mitteilung. Zudem habe das Präsidium „höchst repressiv und restriktiv“ agiert. Drohungen seien an der Tagesordnung.
Es ist nicht der erste Protest dieser Art in Hamburg. 2009 musste die damalige Präsidentin der Uni Hamburg, Monika Auweter-Kurtz, nach Protesten von Studenten und Professoren ihren Posten räumen. Ein Vorwurf lautete, die Hochschule habe sich zu einer „autoritär geführten Einrichtung“ entwickelt.
Im Unterschied zur damaligen Lage an der Uni Hamburg spielt in dem Konflikt an der HCU allerdings der massive Spardruck eine erhebliche Rolle, unter dem die kleine Hochschule seit ihrer Gründung steht. Für die Studierenden sei es nicht möglich, die finanzielle Lage der HCU nachzuvollziehen, sagt Björge Köhler, studentisches Mitglied im Hochschulsenat. „Es gibt ein großes Maß an Intransparenz.“
Professoren klagen über Intransparenz und „autoritären“ Führungsstil
Aufruhr herrscht auch unter den Professoren. Drei von ihnen haben im Hochschulsenat beantragt, Präsident Walter Pelka abzuwählen. Darüber entscheiden könnte das Gremium am 2. Mai. Würde der Abwahlantrag beschlossen, müsste der auch mit externen Mitgliedern besetzte Hochschulrat zustimmen. Dass er das tun würde, ist aber unwahrscheinlich, schließlich habe dieses Gremium dafür gesorgt, dass der Konflikt eskaliere, sagen Professoren.
Auch sie klagen über Intransparenz, einen „autoritären“ Führungsstil des Präsidiums und zudem über eine ihrer Ansicht nach zu hohe Lehrverpflichtung und zu schlechte Ausstattung mit Personal, um gut forschen zu können. Bereits Anfang 2017 sollen sich 29 von 32 Professoren dagegen ausgesprochen haben, die Amtszeit der Kanzlerin über 2018 hinaus um neun Jahre zu verlängern. Eine Mehrheit soll für einen sofortigen Abwahlantrag gewesen sein. Dann habe sich die Gruppe aber für einen „konsensorientierten Weg“ entschieden und den Präsidenten und den Hochschulrat angesprochen, heißt es.
Seitdem ist mehr als ein Jahr vergangen – und am 18. April wählte der Hochschulrat die Kanzlerin für eine zweite Amtszeit. Von einem „Vertrauensbruch“ spricht HCU-Professor Wolfgang Dickhaut. Das Vorgehen sei symptomatisch: Entscheidungen würden von oben „verordnet“, das Präsidium sehe sich auf der einen Seite und die Hochschule auf der anderen, sagt Dickhaut. „Dieses gegeneinander Arbeiten, das macht uns mürbe.“
Präsident Pelka weist die Kritik zurück
Das Präsidium sei eher an Macht- als an Sachfragen orientiert, sagt Professor Thomas Krüger. „Das derzeitige Präsidium kann keine Beiträge mehr zur Lösung der schwierigen Situation, in der sich die HCU befindet, leisten“, schreibt er in einem Brief an Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). „Das Präsidium hat alles darangesetzt, vor allem der Behördenleitung bzw. der Politik zu gefallen.“ Krügers Kollege Professor Thomas Schramm sagt: „Das Präsidium ist in der Summe dabei, aus der HCU eine Behörde im schlechten Sinne mit angehängter Forschung und Lehre zu machen.“
Professoren und Studierende hoffen nun, dass die Behörde die Amtszeit der Kanzlerin nicht verlängert. Dazu teilt die Behörde auf Abendblatt-Anfrage lediglich mit: „Neuordnung und Strukturprozesse sind naturgemäß nicht ohne Spannungen. Wir verfolgen gemeinsam mit dem Präsidium das Ziel, das Profil der Hochschule zu schärfen.“
Präsident Walter Pelka weist die Kritik im Namen des gesamten Präsidiums zurück. Er habe damals die Gruppe aus der Professorenschaft gebeten, ihre Vorwürfe gegen die Kanzlerin zu konkretisieren. Stattdessen hätten die Professoren dann an ihm vorbei mit einem Papier an den Hochschulrat versucht, die Wahl der Kanzlerin zu beeinflussen. „Die Inhalte dieses Papiers wurden dann umfassend geprüft und im vollen Umfang entkräftet“, sagt Pelka. „Bedenken gibt es im Übrigen nicht aus der Gesamtheit der Studierenden, sondern weitgehend aus dem AStA der HCU, einem Gremium, das auf einer sehr geringen Wahlbeteiligung basiert.“
Zu keinem Zeitpunkt habe es Drohungen vom Präsidium gegen Mitglieder der Hochschule gegeben, sagt Pelka. Allerdings sei es im Zusammenhang mit der Fälschung von Dokumenten, mit Diebstahl und wegen Vorteilsnahme und Vorteilsgabe im Amt zu Abmahnungen und Entlassungen gekommen.
Kaum ein Hochschulpräsidium sei „so sichtbar, präsent und ansprechbar wie das der HCU“, sagt Pelka. „Das Präsidium hat jederzeit ein offenes Ohr für alle.“ In den entsprechenden Gremien, insbesondere dem Hochschulsenat, würden alle strategischen und finanzpolitischen Erkenntnisse mit den Statusgruppenvertretern geteilt. „Eine intransparente finanzielle Lage der HCU kann also gar nicht vorliegen.“