Hamburg. Für die Freibadsaison stehen Hamburgs Bäder in den Startlöchern. Aber es wird auch neu gebaut, saniert und am Fitnessprogramm gefeilt.

Die Vorbereitungen für die Freibadsaison in Hamburg laufen – das Kaifu in Eimsbüttel hat sogar schon geöffnet. In den Bäderland-Anlagen wird aber nicht nur mit Hochdruck für den Sommer gereinigt und instandgesetzt. Im Stadtteil Ohlsdorf entsteht neben der alten Anlage sogar ein neues Hallenbad mit einem 50-Meter-Becken unterm Dach.

Während in ländlichen Regionen Freizeitbäder vor dem Aus stehen, hat Hamburg nach eigenem Bekunden seit 1996 vier Bäder gebaut. Das sei spitze unter Deutschlands öffentlichen Badbetreibern, sagte Bäderland-Geschäftsführer Dirk Schumaier. Bäderland betreibt in Hamburg 26 Frei- und Hallenbäder. Die Besucherzahl liege pro Jahr bei gut vier Millionen.

Neubau in Ohlsdorf mit 50-Meter-Bahn

In Ohlsdorf wird Neuartiges erprobt: „Das Besondere wird die Hubwand sein, mit der wir das 50-Meter-Becken teilen können“, sagte Schumaier. Dann könne in der einen Hälfte Schwimmsport betrieben und in der anderen Hälfte nach Lust und Laune geplanscht werden. Die Eröffnung der Neuanlage ist für 2019 geplant.

Insgesamt betreibt Bäderland 26 Frei- und Hallenbäder in der Hansestadt. Das vor fünf Jahren neu eröffnete Bad im ärmeren Stadtteil Wilhelmsburg ist für seinen Beitrag zur Quartiersentwicklung südlich der Elbe sogar mit dem Bäder-Oskar „Public Value Award“ der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen ausgezeichnet worden.

Renovierung in der Alsterschwimmhalle

Außer Ohlsdorf ist in der Hansestadt kein weiterer Neubau absehbar. Das würde bis zu 20 Millionen Euro kosten, führte Schumaier aus. „Die Wasserfläche unter dem Dach vergrößern – das ist unsere Strategie.“ Auch der 45 Jahre alten, denkmalgeschützten Alsterschwimmhalle mit ihrem markanten Dach und der 50-Meter-Bahn für Schwimmsport steht eine Fitnesskur bevor. „Die Alsterschwimmhalle kann mehr Fläche vertragen“, sagte Schumaier. Details für den in den 2020er-Jahren geplanten Ausbau an der Sechslingspforte wollte er nicht nennen.

Mit jährlich bis zu 380.000 Besuchern gehört die Anlage nahe der Außenalster zu den am stärksten frequentierten Bädern. An der Spitze liegt die 2009 eröffnete Festland-Oase in Altona mit rund 440.000 Gästen. Sie ersetzte das einst gegen Proteste geschlossene alte Bismarck-Bad im Stadtteil.

Rahlstedt soll im August wieder öffnen

Unter den Besuchern sind rund 13.000 Vereinsschwimmer und etwa 25.000 Schüler, die mithilfe von Bäderland-Trainern zunächst das Paddeln und Kraulen im Wasser lernen. „Ein Erfolgsmodell“ nennt der Bäder-Chef den Auftrag der Schulbehörde. Dies stelle einen verlässlichen Schwimm-Unterricht für die 3. und 4. Klassen der Primarstufe sicher.

„Die Besucherzahlen sind vom Wetter abhängig und davon, wo wegen einer Sanierung oder Instandhaltung wie lange geschlossen bleibt“, ergänzte Schumaier. Rahlstedt soll nach der Erneuerung vermutlich im August wieder geöffnet werden. Das Freibad öffnet wie gewohnt, der Brand im Februar hat nur kleiner Schäden verursacht, die durch "mobile Lösungen" kurzfristig ausgeglichen werden können. „Wir lassen kein Bad verlottern“, sagte Schumaier. Unter anderem wird die Sauna-Landschaft der Bartholomäus-Therme – ein Bad von 1905 – für insgesamt 1,7 Millionen Euro renoviert.

Jedes Jahr ein bisschen teurer

Je nach Vorhaben investiere der stadteigene Betrieb jährlich bis zu 30 Millionen Euro aus eigener Kraft, ergänzte der Bäderchef. „Der Kostendeckungsgrad des Unternehmens ist mit rund 60 Prozent für die Branche ungewöhnlich hoch.“ Jährlich stellt die Stadt Hamburg - und damit der Steuerzahler - einen Zuschuss von durchschnittlich 20 Millionen Euro bereit.

Mit Preiserhöhungen von in der Regel 20 Cent pro Erwachsenen-Ticket (1,5 Stunden Schwimmen) versucht Bäderland Kostensteigerungen bei Energie und Personal abzufedern und Besucher möglichst nicht abzuschrecken. Im Januar schon waren die Preise angehoben worden, nachdem sie im letzten Jahr nicht angetastet worden waren. Das Hallen-Schwimmen kostet Erwachsene derzeit 6,20 oder 6,30 Euro, im Freibad sind es 3,20 Euro. Über das Programm „Multi-Card“ gibt es Rabatte.

Neues Trainingsprogramm für Tiefenmuskulatur

Im nächsten Jahr wird Bäderland erstmals bis zu vier Fachangestellte für den Bäderbetrieb selbst ausbilden. Im Anschluss biete Bäderland eine innerbetriebliche Weiterbildung bis zum Leiter eines Bades. Die Zahl der 445 Vollzeit-Mitarbeiter ist seit Jahren relativ stabil.

Wer die Alster-Becken durchkrault, sieht, welchem Wettbewerbsdruck Bäderland ausgesetzt ist und wie es reagiert: Zu Wasser wird Aqua-Fitness, im Studio werden jede Menge Trimmgeräte und auf einem Plateau weitere Sport-Kurse angeboten. Die Fitnessstudios hätten den Angebotsdruck erhöht, sagte Schumaier. „Wir wollen uns weiter profilieren und gucken, wie sich die Bedürfnisse am Markt ändern.“ Jüngst kam „Aqua-Floatfit“ hinzu: Hierbei trainieren Sportler zu Wasser auf luftgefüllten Matten ihre Tiefenmuskulatur und die Balance.