Hamburg. Hamburger Start-up Von Freude betreibt ersten Flagshipstore. Neben dem Verkauf des Bieres sollen Veranstaltungen stattfinden.
Das Konzept der Flagshipstores hat sich im Handel längst etabliert. Weltbekannte Marken wie Apple, Adidas und H&M setzen auf solche Vorzeigeläden, in denen sie ihre Produkte im schönen Ambiente, in attraktiver Lage oder auf sehr großer Fläche präsentieren. Nun folgt auch ein kleines Hamburger Unternehmen diesem Trend. Von Freude hat am Freitag den wohl ersten Flagshipstore in der deutschen Craftbier-Szene offiziell eröffnet. An den Colonnaden bieten die Gründer Natalie Warneke und Martin Schupeta ihre kreierten Biersorten an.
Marke soll bekannter werden
Viele Jahrzehnte saß ein Perückenmacher in dem Geschäft. „Nur weil der Laden etwas heruntergekommen war, konnten wir ihn uns leisten“, sagt Schupeta. Wände wurden umgesetzt, gestrichen, helle Holzschränke fertigte ein Tischler an, die dunkle Holzvertäfelung hinter dem Tresen brachte das achtköpfige Von-Freude-Team selbst an. Aber: Lohnt sich ein Laden in der teuren Innenstadt, zumal es die Biere in mehr als 100 Läden wie Edeka und Rewe in Hamburg gibt? „Wir versprechen uns eine Steigerung der Markenbekanntheit“, sagt Schupeta. Die ersten Erfahrungen seien positiv gewesen. Seit Ende März ist der Laden geöffnet. „Es kommen viele Leute hinein und nehmen im Schnitt zwei Sixpacks mit“, sagt Schupeta.
Zudem sollen auf den 360 Quadratmetern nicht nur die verschiedenen Biersorten verkauft werden. Im hinteren Teil ist das Büro untergebracht, provisorisch mit Bierkästen abgetrennt. In der Mitte steht ein runder Teaktisch. Er soll zum Treffpunkt werden. „Das soll auch eine Begegnungsstätte werden“, sagt Schupeta und will die Fläche für Veranstaltungen vermieten. Die ersten Buchungen gebe es. In einem Nebenraum stehen Malzmühle, 20-Liter-Brauanlage, Gärbehälter und Verkorkungsmaschinen – dort könnten Interessierte künftig in die Geheimnisse des Bierbrauens eingeweiht werden.
Es fing in der Küche an
Ähnlich fingen der frühere Banker und die studierte Textilmanagerin 2012 an. Auf dem heimischen Herd in Eppendorf braute das Paar zum ersten Mal Bier. Er gründete ein Unternehmen, sie stieg später ein. Sie nannten es von Freude, weil der Spaß beim Brauen stets oben steht und Adelstitel schick seien. Im Oktober 2013 verkauften die Jungunternehmer ihr erstes Craftbier. Gebraut wird es damals wie heute in Fremdbetrieben. Daran wollen die beiden festhalten. Wegen der Nachhaltigkeit, so Warneke: „Es gibt viele Brauereien mit nicht ausgelasteten Anlagen.“
Operativ profitabel
Die in Auftrag gegebenen Mengen sind gestiegen. Statt 90 Liter pro Auftrag wie einst sind es nun schon mal 20.000 Liter, wenn der Verkaufshit gebraut wird: Vor einem knappen Jahr brachten sie das India Pale Ale (IPA) auf den Markt. „Wir haben das Bier nach den Wünschen unserer Kunden kreiert“, sagt Warneke. Es ist im Vergleich zu anderen Craftbieren günstig. Während die meisten Von-Freude-Biere 1,79 Euro pro Flasche kosten, ist das IPA für 1,19 Euro zu haben. „Mehr als die Hälfte des Umsatzes machen wir mit IPA“, sagt Schupeta, der sich sonst zu Zahlen bedeckt hält. Nur: Gebraut werden mittlerweile einige 100.000 Liter pro Jahr. Und: Operativ sei man profitabel.
Von Freude Flagshipstore, Colonnaden 72, Öffnungszeiten: montags bis freitags 12–20, sonnabends 12–18 Uhr