Hamburg. Deutsche Bank und Commerzbank heben Preise an. Experten: Andere Institute werden folgen. Kritik von Verbraucherzentrale.
Viele Kunden der Commerzbank bekommen in diesen Tagen Post. Das Geldinstitut bereitet sie auf eine deutliche Erhöhung der Kontogebühren vor. Denn zum 1. Juni wird das Premiumkonto um 30 Prozent teurer. Die Monatspauschale steigt dann von 9,90 Euro auf 12,90 Euro, wie das Institut auf Nachfrage bestätigt. Der Konkurrent Deutsche Bank hat ähnliche Pläne. Nur einen Monat später, also zum 1. Juli 2018, steigen bei der größten deutschen Bank die Preise für das Aktiv- und das Best-Konto um jeweils 18 Prozent. Davon sind auch viele Kunden in Hamburg betroffen, denn beide Institute betreuen in der Region zusammen rund 720.000 Privatkunden.
„Die Verbraucher müssen sich auf weitere Erhöhungen einstellen“, sagt Oliver Mihm, Chef der Unternehmensberatung Investors Marketing, im Gespräch mit dem Abendblatt. Die Geldinstitute leiden unter den niedrigen Zinsen und den Strafzinsen, die die Europäische Zentralbank für Einlagen der Geldinstitute bei ihr erhebt. Auch die Margen in wichtigen Geschäftsfeldern wie der Baufinanzierung sind zurückgegangen, seitdem es bei den Konditionen immer mehr Transparenz und Wettbewerb durch Online-Vergleichsportale gibt.
Gestiegene Preise für Bargeldversorgung
„Spätestens im nächsten Jahr laufen bei vielen Kreditinstituten die letzten attraktiven Eigenanlagen aus“, sagt Experte Mihm. Dies erhöhe den Ertragsdruck auf der Zinsseite weiter für die Institute. „Neben der Geschäftsausweitung und einem risikoreicheren Kreditgeschäft bleibt die weitere Erhöhung der Gebühren eine der wenigen Optionen für viele Banken und Sparkassen.“
Während bei der Deutschen Bank alle kostenpflichtigen Kontomodelle betroffen sind, lässt die Commerzbank die Konditionen für ihr kostenloses Konto und das Klassik-Konto, das 4,90 Euro im Monat kostet, unverändert. Die Erhöhung der Gebühren für das Premium-Konto begründet die Bank mit gestiegenen Preisen für die Bargeldversorgung und Versicherungsleistungen. Denn zu dem Kontopaket gehören neun Versicherungen rund um das Reisen, und die Kunden können mit der Kreditkarte an fremden Automaten im In- und Ausland kostenlos Geld abheben.
Kritik von der Verbraucherzentrale
„Eine Erhöhung um 30 Prozent ist dennoch unverschämt“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. Bei der Deutschen Bank verteuert sich das Aktiv-Konto von 4,99 Euro auf 5,90 Euro, und der Preis für das Best-Konto steigt von 9,99 Euro auf 11,90 Euro. „Wir haben gerade im digitalen Bereich mit unserer Banking-App Leistungserweiterungen vorgenommen“, sagt ein Sprecher der Bank.
Dort, wo es keine Kontogebühren wie bei der ING-DiBa gibt, wird an anderen Schrauben gedreht. Die Direktbank führt von Mitte Mai an eine Grundgebühr in Höhe von 4,90 Euro für Wertpapierorders ein, die zusätzlich zu den 0,25 Prozent vom Kurswert der Transaktion berechnet wird. Dafür entfällt die bisherige Mindestgebühr von 9,90 Euro. „Doch bereits ab einem Ordervolumen von mehr als 2000 Euro muss der Anleger mehr zahlen als bislang“, sagt Frank Rassier vom Branchendienst Modern-Banking. Der Aufpreis für telefonische Wertpapierorders verteuert sich bei der ING-DiBa um 50 Prozent auf 14,90 Euro.
Weitere Gebührenrunde
Nach Erhöhungen in den Jahren 2015 und 2016 zeichnet sich jetzt eine weitere Gebührenrunde für die Bankkunden ab. Nicht nur überregionale Banken erhöhen die Gebühren, auch regionale Institute handeln sich viel Ärger ein. Das musste jetzt die Sparkasse Bremen erfahren, die die Kontogebühren um bis zu 67 Prozent erhöht hat. „Noch schlimmer war, dass die neuen Konten und Preise nicht transparent kommuniziert, sondern in einem Werbeschreiben versteckt wurden“, sagt Annabel Oelmann,
Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Auch bei den genossenschaftlichen PSD Banken wird das kostenlose Konto zum Auslaufmodell. Die PSD Bank Rhein-Neckar-Saar hat gerade eine Kontopauschale von monatlich 2,50 Euro eingeführt. „Wir planen keine Änderungen bei den Kontoführungsgebühren“, sagt dagegen ein Sprecher der PSD Bank Nord in Hamburg. Allerdings ist das Konto bei dem Institut nur noch bei einem Geldeingang von mindestens 1000 Euro monatlich kostenfrei. Sonst kostet es 4,90 Euro im Monat.
100.000 Kunden der Haspa betroffen
Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hatte bereits im November 2016 drei von fünf Joker-Konten um bis zu 14 Prozent verteuert. Zu Beginn dieses Jahres waren bei der Haspa die Depotgebühren um 30 Prozent gestiegen. Betroffen sind 100.000 Kunden. „Wir planen keine weiteren Gebührenerhöhungen“, versichert Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. So lautet die Antwort auch bei der Postbank, die zum Deutsche-Bank-Konzern gehört. Die letzte Verschlechterung der Konditionen ist bei der Postbank allerdings erst wenige Monate alt.
Seit Beginn des Jahres können viele Privatkunden ihre Überweisungsaufträge nicht mehr gratis über fertig adressierte Girobriefumschläge an das Kreditinstitut schicken. Bisher gab es zwölf dieser Umschläge im Jahr kostenlos. Jetzt kosten sie 8,40 Euro. Nur Kunden, die das teuerste Konto Giro extra plus (kostenlos ab einem Geldeingang von 3000 Euro monatlich) haben, können den Service noch zu unveränderten Konditionen nutzen.
Verbraucherschützer raten zum Vergleich
Bei der Sparda-Bank Hamburg bleibt das Konto mit kleinen Einschränkungen kostenlos. Für die EC-Karte müssen 10 Euro im Jahr bezahlt werden,eine beleghafte Überweisung kostet 0,75 Euro.
„Die Kunden haben bei Preiserhöhungen immer eine Wahl“, sagt Verbraucherschützerin Föller. „Sie können zu einer anderen Bank wechseln, die ein günstigeres Konto anbietet.“ Wer allerdings der Preiserhöhung seiner Bank widerspricht, muss damit rechnen, dass ihm das Konto mit einer Frist von sechs Wochen gekündigt wird. Die Bereitschaft, wegen steigender Kosten die Bank zu wechseln, ist gestiegen. „Vor drei Jahren haben im Durchschnitt nur ein Prozent die Bank wegen einer Gebührenerhöhung beim Girokonto verlassen, nun fallen diese Reaktionen mit aktuell bis zu drei Prozent schon deutlicher aus“, sagt Mihm.
Während für Bestandskunden das Konto bei der Commerzbank teurer wird, werden Neukunden mit besonders niedrigen Einstiegshürden für das kostenlose Girokonto geworben. Vorübergehend wurde der dafür notwendige monatliche Geldeingang von 1200 Euro auf einen Cent abgesenkt. Zusätzlich gibt es noch 150 Euro Prämie. „Die Werbeaktion läuft noch bis Ende der Woche“, sagt ein Banksprecher. „Kunden sollten sich die Werbung ausdrucken und gut aufheben, damit sie sich immer auf den niedrigen Geldeingang berufen können“, rät Expertin Föller.