Hamburg. Deutschlandzentrale in Hamburg soll nach Verkauf der Margarinesparte hohe Sparziele erfüllen. Betriebsrat kämpft um Arbeitsplätze.

Der Verkauf der Margarinesparte von Unilever wird in der Hamburger Deutschlandzentrale des niederländischen Konsumgüterkonzerns voraussichtlich weitaus mehr Arbeitsplätze kosten als bislang vermutet. „Wir müssen jetzt fürchten, dass mindestens 150 und bis zu 200 Jobs in Hamburg abgebaut werden“, sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Hermann Soggeberg, dem Abendblatt.

Noch vor wenigen Wochen hatte es so ausgesehen, als ob deutlich weniger als 100 der derzeit noch gut 900 Beschäftigten in der Deutschlandzentrale am Strandkai in der HafenCity das Unternehmen verlassen und einen neuen Job beim neuen Besitzer der Margarinesparte finden könnten.

Gewinnziel angehoben

Doch mittlerweile hat die Konzernspitze die Gewinnziele weiter nach oben geschraubt und größere Einsparungen in der Hamburger Zentrale noch in diesem Jahr gefordert. Deutschlandchef Ulli Gritzuhn teilte den Beschäftigten unlängst mit: „Eine weitere Reduzierung von Positionen, die deutlich über die bereits angedeutete Zahl hinausgeht, ist daher unvermeidlich.“

Es ist die jüngste von ungezählten Spar- und Personalabbaurunden beim Hersteller von Marken wie Knorr, Langnese und Pfanni. Vor knapp 30 Jahren hatte Unilever etwa 25.000 Beschäftigte in Deutschland, derzeit sind es bundesweit um die 4000. Die Verkäufe etwa von Iglo Mitte der 2000er-Jahre gingen auch an der Zentrale für den deutschsprachigen Raum in Hamburg nicht spurlos vorbei. Vor einem Jahrzehnt hatte sie – damals am Dammtorwall ansässig – noch um die 1200 Mitarbeiter.

20 Prozent Umsatzrendite

Den Verkauf seiner Margarinesparte unter anderem mit der Traditionsmarke Rama, mit Becel und Flora hatte Unilever Mitte Dezember 2017 bekannt gegeben. Der US-Finanzinvestor KKR zahlt für das weltweite Geschäft mit Nahrungsfetten aus pflanzlichen Rohstoffen knapp 6,83 Milliarden Euro. Bis Mitte des Jahres soll das Geschäft abgeschlossen sein. Der Hintergrund ist der zuvor von Unilever abgewehrte Versuch einer feindlichen Übernahme durch den US-Konkurrenten Kraft Heinz. Um gegen solche Angriffe künftig gefeit zu sein, gab die Konzernspitze das Ziel von 20 Prozent Umsatzrendite aus. Die zuvor jahrelang eher stiefmütterlich behandelte und margenschwache Marga­rinesparte hat deshalb keinen Platz mehr im Unilever-Universum.

Neben den beiden Produktionswerken in Kleve und in Wittenberg mit zusammen etwa 300 Mitarbeitern – so viel war schon kurz vor Weihnachten klar – wechselt auch ein gutes Dutzend Mitarbeiter aus der Hamburger Zentrale, das ausschließlich in der bereits 2015 in eine eigene Gesellschaft überführten Margarinesparte tätig ist, zum neuen Besitzer.

Und auch in den Wochen danach, sagt Konzernbetriebsratschef Soggeberg, seien die Arbeitnehmervertreter noch guten Mutes gewesen, dass der Verkauf ohne besondere Härten für die restliche Belegschaft in der Zentrale vollzogen werden könne.

Klar war aber: Unilever wird auch in Abteilungen wie beispielsweise Einkauf, Personal, Finanzen oder Logistik, die bisher auch, aber nicht nur für die Margarinesparte tätig sind, Jobs abbauen. Ein Teil der Mitarbeiter wird zum neuen Unternehmen des Finanzinvestors KKR wechseln können. Er hat mitgeteilt, dass er die Zentrale für das Margarinegeschäft in den deutschsprachigen Ländern und in Osteuropa mit 80 bis 90 Mitarbeitern ebenfalls in Hamburg aufbauen wird. Unilever-Mitarbeiter dürfen sich bewerben. „KKR hat klare Wachstumspläne präsentiert, das macht uns durchaus zuversichtlich. Zugleich hat das Unternehmen zugesagt, dass für mindestens drei Jahre die gleichen Arbeitsbedingungen gelten wie bei Unilever“, sagt Soggeberg.

Konzernspitze erwartet hohe Einsparungen

Allerdings hat die Unilever-Konzernzentrale in Rotterdam die Sparvorgaben für die Deutschlandzentrale im Februar noch einmal deutlich verschärft. Ein Unternehmenssprecher bestätigte das auf Abendblatt-Anfrage im Grundsatz, wollte aber nicht bestätigen, dass in der Hansestadt deshalb nun 150 bis 200 Arbeitsplätze zur Disposition stehen. Einsparungen sollen aber „schneller als vorher angedacht“ erfolgen.

Zugleich will das Unternehmen eine andere, bislang in Heilbronn ansässige Abteilung in die Hansestadt verlegen. Den 80 Mitarbeitern wurde Ende vergangener Woche angeboten, nach Hamburg zu wechseln. Aus Sicht von Konzernbetriebsratschef Soggeberg ein durchsichtiges Manöver: „Wir gehen davon aus, dass in Hamburg definitiv nicht die 80 Arbeitsplätze neu entstehen, die in Heilbronn abgezogen werden. Wie viele es sein werden, muss sich erst noch zeigen.“

Detaillierte Informationen, wie sich die Geschäftsführung den Personalabbau in Hamburg nach dem Verkauf der Margarinesparte vorstellt, erhofft sich der Betriebsrat von einem für Donnerstag geplanten Treffen. „Bald darauf würde es sicherlich eine Betriebsversammlung geben. Wir hoffen natürlich, dass die Geschäftsführung noch zu Zugeständnissen bereit ist, aber die Hoffnung ist leider nicht sehr groß“, sagt Soggeberg. Dann müsse zügig über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan verhandelt werden. Der Konzernbetriebsratschef: „Unser Ziel ist es natürlich, betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern.“