Hamburg. Containerterminal in der Hansestadt verliert ein Viertel seiner Ladung. Konkurrent Wilhelmshaven wächst dagegen um 15,1 Prozent

Europas größter Terminalbetreiber Eurogate steht wirtschaftlich gut da. Trotz eines Rückgangs beim Containerumschlag und beim Umsatz konnte das Hafenunternehmen den Jahresüberschuss im vergangenen Jahr um 12,2 Prozent gegenüber 2016 auf 85,2 Millionen Euro steigern. Dennoch wirkte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Michael Blach, nur gebremst optimistisch, als er die Jahresbilanz in Bremen vorstellte.

„Das Geschäftsjahr 2017 hat uns gezeigt, dass wir viele Chancen haben, aber unsere Anstrengungen erhöhen müssen, um sie gewinnbringend nutzen zu können“, sagte Blach. Ein Blick auf die jeweiligen Umschlagzahlen der zwölf Terminalstandorte des Unternehmens mit Hauptsitz in Bremen macht deutlich, was Blachs Freude trübt: Es ist Hamburg.

Umsatz der Gruppe sank um 4,9 Prozent

Das einst zweitgrößte, beliebteste und wirtschaftlichste Terminal entwickelt sich für die gesamte Gruppe zu einem Problem. Hier brach der Containerumschlag im vergangenen Jahr um 25,6 Prozent ein. Anstatt 2,26 Millionen Standardcontainern (TEU) wie 2016 wurden hier nur noch knapp 1,7 Millionen Container umgeschlagen.

Und auch im ersten Quartal 2018 hat sich der Abwärtstrend kaum abgeschwächt. Bis Ende März wurden am Eurogate-Terminal in Waltershof 19 Prozent weniger Boxen umgeschlagen als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Die Gründe sind laut Eurogate in der Konsolidierungswelle bei den Reedereien zu suchen. So hatte sich die arabische Reederei UASC mit Hapag-Lloyd zusammengetan und die chinesische China Shipping mit Cosco. Beide werden nun an den Terminals der HHLA abgefertigt. Der dritte große Eurogate-Kunde, die südkoreanische Reederei Hanjin Shipping, ist komplett vom Markt verschwunden.

Der Hamburger Kundenrückgang hat nicht nur dazu geführt, dass Arbeitsplätze vom Terminal nach Bremerhaven und Wilhelmshaven verlegt wurden, sondern er hat Löcher in die Gesamtbilanz des Unternehmens gerissen: So gingen die Containerumschlagmengen in der gesamten Euro­gate-Gruppe um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, der Umsatz sank infolgedessen um 4,9 Prozent.

In Wilhelmshaven legte Umschlag zu

Auch für 2018 rechnet Eurogate mit weiter rückläufigen Umschlagzahlen für Hamburg. Erst vor wenigen Tagen hat die weltgrößte Containerreederei ­Maersk angekündigt, ihre Hafenanläufe in Nordeuropa zu reduzieren. Betroffen sind voraussichtlich Hamburg und Wilhelmshaven. Bremerhaven könnte davon profitieren. Der Hamburger Nachbar hat ohnehin ein besseres Geschäftsjahr absolviert: Dort stiegen die Umschlagmengen um knapp ein Prozent auf 5,5 Millionen TEU.

Am deutlichsten entwickelte sich das Geschäft am dritten deutschen Eurogate-Standort, im Tiefwasserhafen von Wilhelmshaven, der Ladung von Hamburg gewonnen hat. Hier legte der Umschlag um 15,1 Prozent zu, auch wenn dieser in absoluten Zahlen mit 555.000 umgeschlagenen Boxen noch immer weit unter den einst prognostizierten 2,7 Millionen TEU liegt.

„Erfreulich ist aber, dass der Volkswagen-Konzern auf den Standort setzt und dort ein Logistikzentrum errichten wird. Das gibt Wilhelmshaven zusätzlich Auftrieb“, sagte Blach. Die aktuellen Zahlen sind vielversprechend: Wilhelmshaven hat von Januar bis März 2018 ein Plus von 159.000 TEU verzeichnet, das bedeutet eine Steigerung um knapp 100 Prozent gegenüber 2017.

Unterschiedliche Entwicklung in den Häfen

Auch international verlief das Geschäft für Eurogate unterschiedlich. Die Beteiligungen an den italienischen Häfen (La Spezia, Salerno, Gioia Tauro, Cagliari und Ravenna) mussten Mengenverluste von 7,5 Prozent hinnehmen. In Limassol auf Zypern konnte das neue Containerterminal in seinem ersten Jahr eine Umschlagmenge von etwa 345.000 TEU verzeichnen – ein guter Start.

Auch Tanger in Marokko legte um fast 23 Prozent auf 1,4 Millionen TEU zu. Für Hamburg sieht Eurogate-Chef Blach trotz der Probleme Lichtblicke. So hat die südkoreanische Reederei Hyun­dai Merchant Marine angekündigt, einen eigenen Asien-Europa-Dienst einzurichten. Dieser wird am Eurogate-Terminal Hamburg abgefertigt. Das erste Schiff soll im Mai kommen. Außerdem verhandelt Eurogate noch immer mit Maersk darüber, dass deren Tochter-Reederei Hamburg Süd von den HHLA-Terminals zu Eurogate wechselt.