Hamburg. Was funktioniert besser? Eine Über- oder eine Unterführung? Die Antwort soll eine Konzeptstudie geben. Kosten unklar.

Die in die Jahre gekommene Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen könnte durch einen Tunnel ersetzt werden. Die Hafenbehörde HPA prüft diese Möglichkeit ebenso wie einen Neubau und will die Ergebnisse einer Konzeptstudie im Herbst bekannt geben. Die Lebenszeit der 1974 in Betrieb genommenen Brücke werde im Jahr 2030 überschritten sein, sagte der technische Geschäftsführer der HPA, Matthias Grabe, am Mittwoch.

Eine neue Brücke müsste 20 Meter höher werden, damit die künftig größeren Schiffe den Seitenarm der Norderelbe bis zum Containerterminal Altenwerder befahren könnten. Die derzeitige Durchfahrtshöhe beträgt 53 Meter. Die Kosten des Projekts kann die Hafenbehörde noch nicht beziffern. Eine Brücke wäre wahrscheinlich kostengünstiger als ein Tunnel, der ebenfalls technisch machbar wäre.

Auch hier kämen zwei Bauvarianten in Betracht, erläuterte Grabe: Entweder würden die beiden Röhren für je drei Fahrspuren unter dem Köhlbrand gebohrt oder fertige Bauelemente im Wasser versenkt. Die Bauzeit der neuen Querung soll fünf bis sechs Jahre betragen.

Neue Köhlbrandquerung kein Ersatz für A26

Schon jetzt gebe es Einschränkungen auf der Brücke. Für Lastwagen gelte seit 2012 ein Überholverbot. Die HPA schließt nicht aus, dass künftig Fahrspuren gesperrt oder der Schwerverkehr weiter eingeschränkt werden muss. Das Bauwerk wurde zuletzt von 2014 bis 2016 für 60 Millionen Euro erneuert. Täglich passieren rund 35.000 Fahrzeuge die Brücke.

Dass die neue Köhlbrandquerung die weiter südlich geplante Autobahn A26 (Hafenquerspange) überflüssig machen könnte, glaubt die HPA nicht. Verkehrssimulationen zeigten, dass eine Sperrung der Köhlbrandbrücke auch auf der künftigen A26 für ein absolutes Chaos sorgen würde, sagte Grabe. Umweltschützer wie der Naturschutzbund Nabu sprechen von einer „überflüssigen Doppelinfrastruktur“.

Linke fordert Erhaltung der Köhlbrandbrücke

Die Linke in der Bürgerschaft forderte am Mittwoch, den Tunnel zu bauen, die Köhlbrandbrücke zu erhalten und auf die A26 zu verzichten. „Wenn der Schwerverkehr im Tunnel verschwindet, sollte der Senat ernsthaft prüfen, ob wir die Köhlbrandbrücke als Wahrzeichen unserer Stadt und sinnvolle Alternative zum Bau der A26 Ost für den Pkw-Verkehr erhalten können“, erklärte der hafenpolitische Sprecher der Fraktion, Norbert Hackbusch. Nach Ansicht seiner Fraktionskollegin Heike Sudmann sollte eine zweigleisige elektrifizierte Eisenbahnlinie für den Containertransport durch den Tunnel führen.

Alter Elbtunnel bleibt Baustelle

Die Hafenbehörde treibt unterdessen auch andere Verkehrsprojekte im Hafen voran und investiert dafür allein in diesem Jahr 200 Millionen Euro. Die Sanierung der Oströhre des Alten Elbtunnels soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Für Anfang 2019 ist eine feierliche Wiedereröffnung geplant. Für die Nutzer des mehr als 100 Jahre alten Tunnels verbessert sich die Lage aber nur kurzfristig. Ab Mitte 2019 soll die Weströhre saniert werden. Fußgänger, Radfahrer und wochentags auch Autos müssen sich dann erneut eine Röhre teilen. Die Sanierung der Oströhre koste rund 60 Millionen Euro, sagte HPA-Chef Jens Meier.

250 Millionen Euro investiert die Hafenbehörde in die neue Bahnbrücke Kattwyk. Die bestehende kombinierte Straßen- und Bahn-Hubbrücke verbindet den Stadtteil Moorburg mit der Elbinsel Hohe Schaar, auf der sich Tanklager und viele andere Betriebe befinden. Nach Fertigstellung der Bahnbrücke im Jahr 2020 werden für den Straßenverkehr rund acht Stunden Wartezeit pro Tag wegfallen

Rethe-Hubbrücke wird noch 2018 abgerissen

Nach der Eröffnung der Retheklappbrücke Ende vergangenen Jahres soll der Abriss der alten Rethe-Hubbrücke aus dem Jahr 1934 im Sommer beginnen. Die Durchfahrtsbreite für Schiffe vergrößert sich dadurch um ein Drittel, wie Grabe sagte.

Der Verkehr durch den Hafen nach Wilhelmsburg wird ab Ende des Jahres schwieriger. Die HPA will auch die beiden Brücken über den Veddelkanal erneuern. Dafür ist eine Sperrung von 16 bis 18 Monaten vorgesehen. Mitte 2020 sollen die neuen Brücken fertig sein. Über die Veddelkanalbrücke verläuft auch der Radweg, der Wilhelmsburg über den Alten Elbtunnel mit der Innenstadt verbindet.