Hamburg. Der Unternehmer wird 75 Jahre alt. In der Elbphilharmonie veranstaltete er eine Debatte über die Welt von morgen.

Am kommenden Donnerstag wird Michael Otto 75 Jahre alt. Eine große Feier an seinem Ehrentag – die wollte der Aufsichtsratsvorsitzende der Hamburger Otto Group nicht. Stattdessen lud er am Montag rund 350 Gäste in den Kleinen Saal der Elbphilharmonie zu einem ganz besonderen Ereignis im Vorfeld seines Geburtstages. Unter der Überschrift „Zukunftswerte – Verantwortung für die Welt von morgen“ fand in Hamburgs neuem Wahr­zeichen eine Diskussionsveranstaltung über die Folgen der Globalisierung für das Arbeitsleben und die Umwelt statt – Themen, die Otto seit Jahrzehnten am Herzen liegen.

In einer von der früheren Tagesthemen-Moderatorin Sabine Christiansen geleiteten Debatte plädierte der Ökonom Peter Bofinger dafür, den immer größer werdenden Reichtum gerechter zu verteilen. „Wir müssen unsere Kräfte so gestalten, dass der Wohlstand wieder die breite Masse erreicht“, sagte der Würzburger Universitätsprofessor, der zu den fünf Wirtschaftsweisen gehört. Die Politik müsse langfristiger denken und dürfe sich nicht von den „kurzatmigen Finanzmärkten“ treiben lassen.

Digitalisierung nicht verteufeln

Bofinger machte sich für eine einheitliche Steuerpolitik in Europa stark, wie sie Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron vorgeschlagen hatte. Es sei unverantwortlich und schade der Allgemeinheit, wenn selbst die Regierungen in Europa gegenseitiges Steuerdumping betrieben. Die ungerechte Wohlstandsverteilung würde aber nicht nur den alten Kontinent betreffen. So sei es bedenklich, dass ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in den USA seit 1987 keine Reallohnzuwächse zu verzeichnen habe. Und dass US-Präsident Donald Trump diese Ungleichheit verschärfe, weil er die Steuern für Reiche senke.

Professor Christian Bauckhage vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme warnte in der Diskussion, die Digitalisierung generell zu verteufeln. Für ihn sei es unvorstellbar, dass sich Maschinen eines Tages – so wie in einigen Science-Fiction-Filmen – in ihrem Denken verselbstständigten und ihr Handeln womöglich gegen Menschen richten würden. Zwar missfielen auch ihm gewisse Entwicklungen wie Roboter in Pflegeheimen. Aber am Ende müsse schließlich die Gesellschaft darüber entscheiden, wie weit moderne Technik unseren Alltag bestimmen solle.

Besonderes Geschenk

Ernst Ulrich von Weizsäcker sieht Deutschland sogar eher als einen Gewinner der Digitalisierung. Der Co-Präsident des Club of Rome verwies auf Studien, nach denen die neue Technik vor allem Jobs in Ländern wie China und Indien kosteten. Produkte aus Deutschland mit seinem starken Maschinenbausektor seien dagegen weniger leicht zu kopieren und zu ersetzen.

Die Begrüßung der Gäste in der Elbphilharmonie hatte übrigens der Vorstandsvorsitzende der Otto Group, Alexander Birken, übernommen. Der Manager hatte Michael Otto schon vor Wochen ein besonderes Geschenk gemacht. Birken gab ein lesenswertes Buch unter der gleichen Überschrift (Zukunftswerte, Steidl Verlag, 384 Seiten, 40 Euro) heraus, unter welcher der gestrige Nachmittag in der Elbphilharmonie stand – mit Beiträgen zahlreicher Prominenter aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche.