Hamburg. Linksradikale organisieren erstmals nach G20 ein großes Treffen in Hamburg. Die Polizei ist vorbereitet.

Wer die frühsommerlichen Temperaturen an diesem Wochenende bei einem Spaziergang durch das Schanzenviertel genießen will, muss sich womöglich vor allem am heutigen Sonnabend auf Behinderungen einstellen und mit einer deutlichen Polizeipräsenz rechnen. Erstmals seit dem vergangenen Sommer treten die Autonomen aus der Roten Flora wieder mit einer größeren Konferenz für Linksradikale in Erscheinung. Linke Gruppen werben seit Monaten dafür, sich bis Sonntag zu einem „Antifa-Kongress“ in dem besetzten ehemaligen Theater zu versammeln.

„Unter dem Motto ,Bilden, Organisieren, Zurückschlagen!‘ wollen wir allen Interessierten aus Hamburg und Umgebung ein Wochenende lang einen Raum bieten, um (...) zu diskutieren, sich kennenzulernen, zu vernetzen und zu organisieren“, heißt es in dem Aufruf der anonymen Organisatoren. Zu dem Kongress sind Linksradikale aus dem norddeutschen Raum eingeladen.

Neben Workshops und Vorträgen zu Themen wie "Selbstverteidigung und Kampfsport" oder "Antifa bleibt Handarbeit" seien auch gemeinsame Mahlzeiten, Kneipenabende oder ein Stadtteilspaziergang geplant, heißt es. Zudem sind Strukturen von Rechtsextremen und Schutz vor verdeckten Ermittlern jeweils zentrale Themen der Konferenz. Konkrete Planungen zu bestimmten Aktionen stehen dem Aufruf zur Folge nicht auf dem Programm.

Kundgebung gegen Linksextremismus geplant

Gegen die Veranstaltung richtet sich jedoch Protest. Wie die Hamburger Polizei auf Abendblatt-Anfrage bestätigt, ruft eine Gruppe unter dem Motto "Gegen Linksextremismus und linke Gewalt – für ein tolerantes Europa" zum Protest auf. Die geplante Kundgebung soll am heutigen Sonnabend von 14 bis 16 Uhr am Schlump stattfinden. Einen direkten Zusammenhang zu den wiederholt stattfindenden Demonstrationen unter dem Motto "Merkel muss weg" konnte die Polizei nicht bestätigen. Nach Polizeiangaben erwartet der Anmelder rund 150 Teilnehmer.

Auch auf der Facebookseite "Kein Fußbreit der Antifa" wird auf die entsprechende Kundgebung verwiesen. "Setzt durch eure Anwesenheit ein deutliches Zeichen gegen linke Gewalt, gegen jedwede Gewalt in unserer Stadt", heißt es in dem Aufruf. Die Teilnehmer werden gebeten, keine Aufrufe zur Gewalt oder rassistische Aussagen zu verbreiten. Unterdessen rufen linke Gruppen in den sozialen Netzwerken bereits zu Gegenprotesten auf. Man werde den Teilnehmern einen entsprechenden Empfang bereiten, hieß es auf einer Seite. Anderswo heißt es: "Schanze ist kein Gebiet für rechte Demos und wird es nie sein."

Eine Polizeisprecherin mahnte am Donnerstag zur Besonnenheit. "Wir sind vor Ort und schauen, wie sich die Situation entwickelt." Weitere Protestaktionen, die im Zusammenhang mit der angekündigten Kundgebung stehen, seien bislang nicht angemeldet.