Hamburg. Die Reederei entwickelt eine neuen Service für Kunden. Vorstandschef Rolf Habben Jansen ist optimistisch für das Jahr 2018.
Die Reederei Hapag-Lloyd will Kunden durch ungewöhnliche Zusatzdienste gewinnen. „Containerschifffahrt definiert sich stark über den Transportpreis, aber nicht ausschließlich“, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen vor Journalisten. Nach der auslaufenden Konsolidierungsphase in der Branche würden weitere Fusionen kaum noch Vorteile bringen. Zudem dürften die Kartellbehörden neue Zusammenschlüsse angesichts der Konzentration in der Schifffahrt vermutlich kritischer bewerten.
Deshalb suchten die Reedereien nach geschäftlichen Angeboten, die sie als Mehrwert für die Kunden von anderen Anbietern unterscheiden. Denkbar seien mehr Inlandtransporte oder Komplettpakete mit Versicherung und Zollabwicklung. Sogar eine Container-App wäre ein Geschäftsmodell, über die sich jeder Kunde einen Stellplatz für eine Box auf einem Hapag-Lloyd-Schiff buchen könne. „Wenn Sie Ihr Motorrad nach Südamerika verschiffen wollen und nach einer Transportmöglichkeit suchen, könnte so etwas hilfreich sein“, sagte Habben Jansen.
Treibstoffpreise werden zur Belastung
Auch die feste Buchung eines bestimmten Stellplatzes an Bord eines Schiffes könnte so ein Mehrwert sein. „Wenn Ihr Container beispielsweise ganz oben stehen soll, anstatt ganz unten im Schiffsrumpf, dann sparen Sie bei der Anlieferung schon zwei bis drei Tage. Genauso verkürzt sich die Zeit bei der Auslieferung am Zielhafen. Sie sparen also bis zu einer Woche. Das kann für einige Kunden schon entscheidend sein“, so Habben Jansen.
Nach einem starken dritten Quartal 2017, das Hapag-Lloyd mit einem Nettogewinn von 54,3 Millionen Euro abgeschlossen hat, ist Habben Jansen im Bezug auf das vierte Quartal pessimistischer. „Die Frachtraten sind zum Jahresende wieder zurückgegangen. Gleichzeitig stieg der Bunkerpreis sprunghaft von 300 auf 360 Dollar pro Tonne an. Das bedeutete für uns Mehrkosten von 20 Millionen Dollar pro Monat“, sagte der Vorstandschef.
Er könne noch nicht sagen, ob Hapag-Lloyd das Gesamtjahr mit einem Plus abgeschlossen hat. „Wir geben die Geschäftszahlen im März bekannt.“ Für das laufende Jahr zeigte sich Habben Jansen optimistisch: Denn die Nachfrage nach Transportleistung sei gut und die Frachtraten stiegen. In der Branche seien zwar einige neue Großfrachter in Dienst gestellt worden, die Gefahr erneuter Überkapazitäten bestehe aber nicht. „Wahrscheinlich wächst das Angebot in diesem Jahr einen Tick schneller als die Nachfrage, das ist aber kein Problem.“
Abbau von Schulden
Die Synergien von jährlich 435 Millionen Dollar aus der Fusion mit der United Arab Shipping Company (UASC) will Hapag-Lloyd im laufenden Jahr zu 85 bis 90 Prozent realisieren. Hapag-Lloyd habe zudem unter allen Anbietern die jüngste Flotte in den wichtigen Schiffsgrößen. Deshalb plane das Unternehmen in diesem und im kommenden Jahr keine großen Investitionen in neue Schiffe, sondern will die Barmittel in den Schuldenabbau stecken. Ende 2019 oder Anfang 2020 soll die Nettoverschuldung auf ein gesundes Maß des Dreieinhalbfachen vom Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) gesunken sein.