Hamburg. Airport-Chef Michael Eggenschwiler hofft auf neue Langstrecke und zieht positive Jahresbilanz. Umsatz ist gestiegen.

Schon seit vielen Jahren hat der Hamburger Flughafen nur noch zwei Nonstop-Interkontinentalverbindungen zu bieten: Nach Dubai und während der Sommermonate nach New York. Dabei steht ein Direktflug nach China ganz oben auf der Wunschliste vieler Passagiere, besonders der Geschäftsreisenden.

Flughafenchef Michael Eggenschwiler macht ihnen jetzt Hoffnung, dass dieser Wunsch schon in absehbarer Zeit erfüllt werden könnte: „Ich sehe ganz gute Chancen für eine Route nach Peking“, sagte Eggenschwiler bei der Bilanzvorlage. Er setzt darauf, dass die neue Bundesregierung in Verhandlungen mit der chinesischen Regierung die entsprechenden Verkehrsrechte schafft.

Erhebliche Investition

Ende Januar hatten Brancheninformationsdienste berichtet, bereits vom Sommer an wolle Hainan Airlines, die größte private Fluggesellschaft Chinas, den Betrieb auf dieser Strecke aufnehmen. Das ist nach Angaben von Eggenschwiler jedoch unrealistisch: „Neue Langstreckenflüge bedeuten für die Airlines eine erhebliche Investition und benötigen daher einen längeren Vorlauf.“ Bis 2013 war die mehrheitlich staatliche Gesellschaft China Eastern mit Zwischenstopp in Frankfurt von Hamburg nach Shanghai geflogen, hatte diese Verbindung dann aber wegen der zu geringen Nachfrage eingestellt.

Im vergangenen Jahr verzeichneten die Fuhlsbütteler erstmals mehr als 17 Millionen Passagiere. Mit einem Verkehrswachstum von 8,6 Prozent auf 17,6 Millionen Fluggäste wies Hamburg Airport die höchste Zuwachsrate unter den fünf größten Flughäfen Deutschlands auf. Zwar nahm die Zahl der Flugbewegungen um 0,5 Prozent auf knapp 160.000 ab, womit sich eine seit etlichen Jahren anhaltende Tendenz fortsetzte. Doch das durchschnittliche Startgewicht der Flugzeuge erhöhte sich um rund fünf Prozent – und größere Flugzeuge sind tendenziell lauter.

Lautestes Flugjahr seit 15 Jahren

Ohnehin war 2017 aus Sicht des Umweltverbandes BUND in Hamburg das lauteste Flugjahr seit 15 Jahren. Kritik der Lärmschützer gab es nicht zuletzt an der deutlichen Zunahme der Flugbewegungen im Rahmen der sogenannten Verspätungsregelung nach 23 Uhr. „Die ,letzte Stunde‘ zwischen 23 und 24 Uhr ist Bestandteil unserer Betriebsgenehmigung – und diese ist die Basis, auf der unser Geschäft funktioniert“, sagte Eggenschwiler mit Blick auf Bestrebungen, die Betriebszeit einzuschränken.

Der Flughafen benötige diese Stunde. Es müsse aber darum gehen, sie so zu nutzen, „wie sie gedacht ist“ – nämlich als Puffer für unvermeidliche Verspätungen, so Eggenschwiler. Es könne nicht sein, dass Landungen oder gar Starts in diesem Zeitraum von den Airlines „still eingeplant“ würden. Das Flughafen-Management stehe in dieser Sache in engem Kontakt mit den Fluggesellschaften und diese hätten bereits in mehreren Fällen den Flugplan geändert, um die Verspätungsregelung künftig nicht mehr so häufig in Anspruch nehmen zu müssen.

„Bedürfnis nach Mobilität nimmt zu“

Eines aber steht nach Auffassung von Eggenschwiler außer Frage: „Das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität nimmt zu, das ist ein gesellschaftlicher Trend.“ Dies betreffe nicht nur die Flugreisen. So hätten die Bahn und Fernbusse zuletzt höhere Zuwächse bei der Zahl der beförderten Personen aufgewiesen als der Luftverkehr.

Doch nach Statistiken der Flugsicherungsbehörde Eurocontrol kommt es gerade in den verkehrsreichen Sommermonaten regelmäßig zu einem Anstieg der Verspätungen im europäischen Luftraum. „Da ist Hamburg Teil des Systems, davon können wir uns nicht abkoppeln“, sagte Eggenschwiler.

2017 war ein herausforderndes Jahr

Trotz des starken Wachstums war für ihn 2017 ein herausforderndes Jahr. So kam es unter anderem mehrfach zu ungewöhnlich langen Wartezeiten an den Gepäckbändern. Der Flughafenchef zeigte sich zuversichtlich, hier durch Personalaufstockungen die Weichen für eine deutliche Verbesserung der Abläufe in diesem Jahr gestellt zu haben.

Für Verwerfungen auf der Kundenseite sorgte die Insolvenz von Air Berlin ebenso wie die drastische Kapazitätsreduktion des britischen Billigfliegers ­EasyJet am Standort Hamburg. „Wir gehen aber davon aus, dass bis zum Jahresende die dadurch entstandenen Lücken geschlossen werden können“, so Eggenschwiler. Das Interesse der Airlines am Hamburger Markt sei groß.

Acht neue Ziele

Der Sommerflugplan 2017 sieht 130 Nonstop-Flugziele vor, acht davon sind komplett neu. Doch bei der Prognose der Verkehrsdaten gibt sich der Flughafenchef sehr zurückhaltend: „Wir erwarten eine Passagierzahl ungefähr auf dem Vorjahresniveau, vielleicht ist es auch ein Tick mehr.“

Auf längere Sicht sei allerdings mit weiteren Zuwächsen zu rechnen. So geht der Weltluftfahrtverband Iata davon aus, dass sich die Passagierzahlen bis zum Jahr 2016 weltweit gegenüber 2017 fast verdoppeln. Der Flughafen Hamburg stellt sich schon jetzt mit einem umfangreichen Investitionsprogramm auf künftiges Wachstum ein: Für die kommenden zehn Jahre sind 540 Millionen Euro vorgesehen, unter anderem für den Bau von sechs weiteren Fluggastbrücken bis Ende 2021 und für die Errichtung neuer Gastronomie- und Shoppingflächen.

Umsatz gestiegen

Entsprechend der Zunahme der Passagierzahl kletterte der Umsatz im Jahr 2017 um 8,4 Prozent auf 264,5 Millionen Euro. Dennoch sank der Nettogewinn leicht auf 46,6 (48,1) Millionen Euro, wozu neben höheren IT- und Instandhaltungskosten auch die Aufstockung der Belegschaft beitrug: Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich um 6,3 Prozent auf 2028 Personen. In den zurückliegenden zehn Jahren gab es damit ein Beschäftigtenplus am Flughafen von fast 25 Prozent.