Hamburg. In Bahrenfeld entsteht Deutschlands modernste Recyclinganlage. Oberbaudirektor freut sich über den Siegerentwurf aus Kopenhagen.

Ein Skywalk mit meterhohen Rankpflanzen, eine matt-graue Fassade aus Wellaluminium, mit orangener Farbe hinterlegte Laternen und moderne Öko-Architektur: Bis Ende 2022 errichtet die Stadtreinigung Hamburg (SRH) an der Schnackenburgallee in Bahrenfeld das modernste Recyclingzentrum Deutschlands: das Zentrum für Ressourcen und Energie (ZRE). Der Entwurf für den Neubau stammt von dem Büro Gottlieb Paludan Architects aus Kopenhagen. Für diesen hat sich nun die Jury unter Beteiligung des Hamburger Oberbaudirektors Franz-Josef Höing entschieden, teilte die Stadtreinigung am Dienstag mit.

Das neue ZRE setze auch Maßstäbe zeitgemäßer Industriearchitektur in Hamburg, heißt es in der aktuellen Mitteilung. „Ein Skywalk könnte als Parcours ‘von Laterne zu Laterne’ angelegt werden und die Besonderheit von Architektur und Technik gleichermaßen betonen.“ Die Rückwände der Laternen werden in Orange hinterlegt – und das nicht ohne Grund: So nehmen sie Bezug auf die Unternehmensfarben der Stadtreinigung, teilt die SRH mit.

Das neue ZRE: ansprechend und multifunktional

Der geplante Skywalk mit viel Grün
Der geplante Skywalk mit viel Grün © Gottlieb Paludan Architects

Bis 2015 war auf dem etwa 110.000 Quadratmeter großen Grundstück die Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor beheimatet. In 42 Jahren wurden dort rund sieben Millionen Tonnen Abfall verbrannt. Das neue rund 220 Millionen Euro teure ZRE soll nun die Recyclingquote nachhaltig erhöhen.

Es werde ein Projekt mit „großer umwelt- und energiepolitische Tragweite“ realisiert, sagte SRH-Geschäftsführer Rüdiger Siechau. „Weil wir Entsorgungssicherheit und umweltfreundliche Energieerzeugung in einem Konzept vereinen.“ Zudem sei das neue Recyclingzentrum der Beweis dafür, dass Industrieanlagen auch „ansprechend und zugleich multifunktional“ gestaltet werden können.

Gas gewinnen aus Bio- und Grünabfall

Zu der neuen Anlage gehören mehrere Bereiche. Unter anderem sollen dort 140.000 Tonnen Hausmüll sortiert werden – getrennt werden organischen Bestandteile, heizwerthaltiger Restmüll und recyclingfähige Wertstoffe. Zum Vergleich: Das gesamte Hausmüllaufkommen der Stadt liegt bei rund 450.000 Tonnen im Jahr.

In einem weiteren Schritt werden Bio- und Grünabfall vergoren, um Gas zu gewinnen. In einer sogenannten Trocknungsanlage kann feuchte Biomasse aus der Hausmüllsortieranlage aufbereitet werden. Zudem gibt es ein Biomasseheizkraftwerk für holzige Abfälle und getrocknete Biomasse und Anlagen zur Erzeugung von Strom und Fernwärme. Die an der Schnackenburgallee produzierte Wärme soll dann im Westen Hamburgs den Bedarf decken, der derzeit noch vom Kraftwerk Wedel befriedigt wird.

Oberbaudirektor: Technische Bauwerke prägen unsere Umwelt

„Ich freue mich sehr, dass Projekte wie das Zentrum für Ressourcen und Energie endlich wieder Gegenstand einer architektonischen Diskussion sind“, sagte Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. Diese großen technischen Bauwerke prägten unsere Umwelt. „Ihnen die notwendige gestalterische Aufmerksamkeit zu widmen, ist deshalb zwingend“, so Höing. „Mit dem Entwurf von Gottlieb Paludan Architects haben wir eine ehrliche und angemessene architektonische Antwort gefunden.“