Lübeck/ Hamburg . In Lübeck und Hamburg musste die Polizei zwei Autokorsos stoppen. Gäste schossen aus den Fahrzeugen und blockierten die Autobahn.
Erst feierten sie auf einer großen türkischen Hochzeit im Lübecker Ortsteil Kücknitz. Dann brachen bei einigen Hochzeitsgästen offenbar alle Dämme. Mitten auf der Autobahn 226 schossen sie aus fahrenden Autos heraus in die Luft, blockierten sogar kurzzeitig die A226.
Autobahn blockiert
Die Lübecker Polizei ermittelt jetzt gegen sieben Beteiligte wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und Straßenverkehrsgefährdung. Zeugen hatten am Sonnabend, gegen 16.20 Uhr, der Polizei gemeldet, dass auf der A226 bei Lübeck-Dänischburg aus einer Kolonne fahrender Autos heraus geschossen werde. Zudem stellte sich ein 21 Jahre alter Mann mit seinem Daimler auf der Strecke quer, blockierte beide Fahrstreifen und verursachte so einen kleinen Stau.
Ein Großaufgebot der Polizei – die Beamten waren auf dem Rückweg von einem Demo-Einsatz – lenkte daraufhin die Hochzeitsgesellschaft auf einen Parkplatz bei der Lohmühle in Lübeck. Dort durchsuchten die Beamten die 26 Fahrzeuge und überprüften die zwischen 20 und 25 Jahre alten Fahrer. Und sie wurden fündig. „Wir haben sechs Schreckschusswaffen und zwei Pakete Munition sichergestellt“, sagte Ulli-Fritz Gerlach, Sprecher der Lübecker Polizeidirektion, dem Abendblatt. Es seien deshalb sechs Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz geschrieben worden. Es werde geprüft, ob die Tatverdächtigen einen kleinen Waffenschein besitzen, der zum öffentlichen Führen einer Schreckschusspistole berechtigt.
"Keine Bagatelle"
So oder so: Öffentliches Herumballern – auch mit Schreckschusspistolen – stelle eine Ordnungswidrigkeit dar. In diesem speziellen Fall werde außerdem geprüft, ob die Verdächtigen mit der Schussabgabe mitten auf der Autobahn den Straßenverkehr gefährdet haben. „Wir schauen uns jede in Frage kommende Rechtsnorm genau an“, sagte Gerlach. Denkbar sei etwa, dass die Schüsse oder das bloße Herzeigen der Waffen andere Autofahrer in ihrer Fahrsicherheit beeinträchtigt haben könnten.
„Die Nutzung der Schreckschusspistolen ist keine Bagatelle“, sagte Gerlach. „Im Gegenteil: Dieses Schießen aus dem Autofenster heraus stellt eine erhebliche Gefährdung dar und kann bei Unbeteiligten zu Panikreaktionen und Ausweichmanövern führen.“ Zudem sei für Dritte nicht sofort erkennbar, ob es sich um eine echte Waffe oder eine Schreckschusspistole handele. Nach Paragraf 315c kann eine Gefährdung des Straßenverkehrs mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden.
Kolonne auf der B5 gestoppt
Auch gegen den 21-Jährigen, der seinen Daimler auf der Autobahn quergestellt haben soll, ermittelt die Polizei nun wegen Straßenverkehrsgefährdung.
Ein ähnlicher Fall hatte bereits am Freitagabend die Hamburger Polizei beschäftigt. Mehrere Zeugen wählten den Notruf, weil die Kolonne einer Hochzeitsgesellschaft mit laut aufheulenden Motoren und unter Abgabe von "Schreckschüssen" auf der B5 durch Mümmelmannsberg raste.
In dem Autokorso mit 15 bis 20 Fahrzeugen fuhr eine Vielzahl hochmotorisierter Sportwagen mit – Ferrari, Lamborghini, Mercedes-Benz. Mit einer Reihe halsbrecherischer Manöver gefährdeten die Fahrer den Verkehr. Mal wechselten sie die Fahrstreifen ohne Sicherheitsabstand und zwangen unbeteiligte Autofahrer so zu Gefahrenbremsungen, dann bremsten oder beschleunigten sie abrupt. Als Polizisten die Kolonne überholen wollten, blockierten die Rowdys den Standstreifen.
Sperrung der Straße
Den Beamten gelang es schließlich doch, die Kolonne zu stoppen. Die B5 musste allerdings 15 Minuten voll gesperrt werden. In einem der Autos stellten die Beamten illegale, extrem explosive Böller sicher – vermutlich hatten die Verdächtigen damit die Schreckschüsse abgegeben. „Die weiteren Ermittlungen zu den begangenen Verkehrsdelikten dauern an“, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth.