Hamburg/Lübeck. Nach dem Intermezzo in Lübeck wurde nun ein zweiter Fall bekannt, bei dem die Feier einer Hochzeit eskalierte.

Bei diesen türkischen Hochzeiten knallten nicht nur die Sekt-Korken. Die Polizei hat am Freitag und Sonnabend nach Schüssen aus fahrenden Autos und einer Autobahn-Blockade zwei Feiergesellschaften gestoppt. Mehreren Hochzeitsgästen droht ein strafrechtliches Nachspiel.

Es waren Szenen wie in einem Actionfilm: Am Freitag, gegen 19 Uhr, hatten Zeugen die Polizei alarmiert, weil eine Kolonne von bis zu 20 Fahrzeugen mit laut aufheulenden Motoren und unter Abgabe von „Schreckschüssen“ auf der B5 durch Mümmelmannsberg raste. „Augenscheinlich handelte es sich dabei um die Kolonne einer Hochzeitsgesellschaft“, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth. In dem Autokorso fuhr eine Vielzahl hochmotorisierter Sportwagen mit – Ferrari, Lamborghini, Mercedes-Benz.

Mit einer Reihe halsbrecherischer Manöver gefährdeten die Fahrer den Verkehr. Mal wechselten sie die Fahrstreifen ohne Sicherheitsabstand und zwangen unbeteiligte Autofahrer so zu Gefahrenbremsungen, dann bremsten oder beschleunigten sie abrupt. Als Polizisten die Kolonne überholen wollten, blockierten die Rowdys den Standstreifen.

Ungesichertes Kind im Auto

Schließlich gelang es der Polizei, den Korso zu stoppen. Die B5 musste 15 Minuten voll gesperrt werden. In den Autos fanden die Beamten zwar keine Schreckschusspistolen, dafür aber in einem Wagen illegale Pyrotechnik. Vermutlich waren die Schreckschüsse durch das Zünden der Feuerwerkskörper verursacht worden. Im Auto des Hochzeitspaares entdeckten die Beamten ein völlig ungesichertes sieben Jahre altes Kind.

Außerdem stellten sie einen Mercedes CL 500 und einen Mercedes CLS 350 sicher – beide Autos waren so manipuliert worden, dass sie erheblich lauter sind als erlaubt. Abbenseth: „Die weiteren Ermittlungen zu den begangenen Verkehrsdelikten dauern an.“

Hochzeitskorso eskaliert in Lübeck

Keine 24 Stunden später, am Sonnabend gegen 16.20 Uhr, musste die Polizei erneut eingreifen, weil eine weitere auf die Straße verlagerte Hochzeitsfeier völlig aus dem Ruder lief. Auf der A226 in Richtung Süden werde aus einer Kolonne fahrender Autos heraus geschossen, meldeten Zeugen der Lübecker Polizei. Zudem hatte sich der Daimler eines 21 Jahre alten Mannes quer auf die Autobahn gestellt und so den nachfolgenden Verkehr gestoppt.

Polizeibeamte lotsten die Hochzeitsgesellschaft auf einen Parkplatz bei Lohmühle. „Sechs Schusswaffen wurden sichergestellt. Diese müssen waffenrechtlich beurteilt werden“, sagte Stefan Muhtz, Sprecher der Polizeidirektion Lübeck. Gegen den Daimler-Fahrer werde nun wegen Gefährdung des Straßenverkehrs ermittelt.

Nicht der erste Vorfall dieser Art

Mit ähnlichen Aktionen in Wildwest-Manier haben Feierwütige schon mehrfach für größere Polizeieinsätze gesorgt. So schossen nach einer türkischen Hochzeit im Oktober 2016 mehrere junge Männer in Wilhelmsburg aus einem 5er-BMW wild in die Luft.

Noch wahnwitziger war die Aktion einer türkischen Hochzeitsgesellschaft auf der A2 bei Hannover im April 2017. Mitten auf der Autobahn hielten 13 Autos an und blockierten alle drei Fahrstreifen. Etliche Autofahrer mussten Vollbremsungen und Ausweichmanöver einleiten, um einen Unfall zu verhindern.