Hamburg. Beim Gourmet-Festival in der Rindermarkthalle probierten 1200 Besucher Gerichte aus der Sterne-Küche. Ein Koch kam extra aus Sylt.

Beim Spitzenkoch in den Topf gucken, sehen, wie er die Soße so sämig hinbekommt, das Fleisch würzt, den Fisch anbrät? Am Sonntag hatten rund 1200 Besucher der Rindermarkthalle Gelegenheit dazu. Sie probierten, was rund ein Dutzend norddeutsche Spitzenköche angerichtet hatten. Ohne Küchentür oder Trennscheibe ließen sie sich beim „Pottkieker Kochfestival“ über die Schulter schauen.

Zum Beispiel Thomas Imbusch. Er eröffnet demnächst nahe den Elbbrücken sein Restaurant 100/200 und bot mit Deichkäse gefüllte Tortelloni in einem Sud aus geräucherten Rinderherzen an. „Bis früh um vier Uhr habe ich die Pasta vorbereitet und die Brühe gekocht.“ Sehr schmackhaft und auch gleich bei den Besuchern beliebt.

Lebensmittel und Genuss erleben

Schon kurz vor Öffnung der Türen um 14 Uhr standen rund 500 Gäste vor der Halle. „Wir interessieren uns für Lebensmittel und gehen gerne essen“, so Lisa Jachkowitz und Nick Paschereit aus der Nähe von Ahrensburg. „Als wir von der Veranstaltung erfahren haben, haben wir uns gleich dafür entschieden. Und hier bekommen wir Anregungen, was wir selbst auch nachkochen können.“

Ausrichter des Gourmet-Festivals war die Edeka Nord mit Sitz in Neumünster und eine von sieben genossenschaftlich organisierten Großhandlungen des Edeka-Verbundes. „Wir wollen Lebensmittel und Genuss erlebbar machen“, sagte Geschäftsführer Stefan Griese. „Und die Rindermarkthalle ist ideal für so eine Veranstaltung.“

14 Monate lang wurde vorbereitet und organisiert. „Das ist in Hamburg bisher einzigartig, wie sich Gastronomie und Handel präsentieren“, stellte Jörg Meyer fest. Er betreibt sieben Supermärkte, unter anderem auch den Edeka-Markt in der Rindermarkthalle. „Die Planungen für die Veranstaltung im nächsten Jahr laufen schon.“

Um sechs Uhr hatte sich bereits Johannes King vom Söl’ring Hof auf Sylt auf den Weg nach Hamburg gemacht. Frühlingssalat mit Gartenkräutern und Frischkäse servierte er in Gläsern. „Ein leichtes Gericht passend zur Jahreszeit“, sagte der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Koch, der sich darüber freute, die Veranstaltung mit Kollegen zu bespielen. „Und ab und zu muss man auch mal runter von der Insel.“

Klassentreffen norddeutscher Köche

Als „buntes Potpourri von gutem Handwerk“ sah Matthias Gfrörer das Fest für den Gaumen. Eine Woche lang hat der Chef der Gutküche Wulksfelde sein Gericht vorbereitet: langsam gesottenes Schulterscherzel vom Galloway-Rind mit glasierten Rübchen und Kartoffelstampf. „Ein schöner Schmorbraten braucht eben seine Zeit.“

Die vereinbarten 650 Portionen Nordseesteinbutt mit Beurre Blanc und Mairübchen hat auch Thomas Martin vorbereitet und im Gepäck. „Freitag kam der Fisch, gestern haben wir filettiert und portioniert, heute wird jedes Stück frisch gebraten.“ Da war die Schlange am Stand vom Zwei-Sterne-Koch entsprechend lang.

Noch bis kurz nach Ostern wird Martin im Pop-up-Restaurant Louis im Untergeschoss vom Carls gegenüber der Elbphilharmonie kochen. So lange dauern noch die Renovierungsarbeiten in seinem eigentlichen Reich im Jacobs Restaurant. „Aber ich habe schon Heimweh nach der Elbchaussee und der intensiven Arbeit mit dem Produkt“, so der 51-Jährige, der seit mehr als 20 Jahren im Jacob kocht.

Für Dirk Luther vom Restaurant Meierei in Glücksburg war das lukullische Stelldichein wie ein „Klassentreffen norddeutscher Spitzenköche“. Schließlich komme er immer gern in seine alte Heimat Hamburg, so der Zwei-Sterne-Koch. Ebenso ausgezeichnet ist Karlheinz Hauser vom Süllberg. „Ich kenne viele Kollegen schon sehr lange und bin gern dabei.“ Luther servierte geschmorte Kalbsbäckchen, Hauser hatte sanft pochierte Fjordforelle vorbereitet.

Am Gewürzestand konnte sich jeder eine Ras-el-Hanout-Mischung aus Zimt, schwarzem Pfeffer, Ingwer, Koriander, Kurkuma und Muskatnuss mixen. „Wer es scharf mag, fügt noch Cayenne Pfeffer hinzu, wer es orientalisch möchte, nimmt Anis“, sagte Experte Dirk Schumacher und erklärte auch den arabischen Namen, der mit „Kopf des Ladens“ übersetzt werden kann.

Wer sich über Wein informieren wollte, lauschte den Erläuterungen von Natalie Lumpp. Sie ist Deutschlands bekannteste Expertin für gute Tropfen und trinkt selbst am liebsten Riesling.

Den kürzesten Weg zur Rindermarkthalle hatte Fabio Haebel, der sein Lokal in der Paul-Roosen-Straße auf St. Pauli führt. Italienische Teigsäckchen, Pilze, frittierter junger Rucola und gezupftes Midori, eine sojafreie Fleisch-Alternative, landeten bei ihm auf dem Teller. „45 Kilo gemischte Pilze haben wir geputzt und geschnippelt“, sagte der Lokalmatador und freute sich über das gelungene Gourmet-Fest.