Hamburg. Mehr Frauen als Männer sind betroffen. Auch Patienten aus dem Umland in den Kliniken erfasst. Fast 5000 Tote pro Jahr.

Die Zahlen sind alarmierend. Etwa 14.000 erwachsene Patienten aus Hamburg und dem Umland werden jedes Jahr mit Krebserkrankungen in der Hansestadt behandelt. Dabei wurden bösartige Krebsneubildungen, die Frühstadien oder gutartige Tumore des zentralen Nervensystems erfasst. Den größten Teil nehmen dabei die bösartigen Neubildungen ein – etwa 10.500 Hamburger (5300 Frauen, 5200 Männer) sind davon jährlich betroffen.

Diese Werte gehen aus dem Jahresbericht „Klinische Krebsregistrierung“ hervor, den die Gesundheitsbehörde jetzt erstmals veröffentlicht hat. Als Ergänzung zur „Hamburger Krebsdokumentation“ enthalten die Berichte detaillierte Diagnose-, Therapie- und Verlaufsinformationen.

Prostata-, Brust- und Lungenkrebs sind am häufigsten

„Durch die klinisch-epidemiologische Krebsregistrierung können wir einen noch zuverlässigeren Überblick über die Krebserkrankungen in Hamburger geben", sagt Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Dies sei nicht nur ein beachtlicher Schritt zu mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in der onkologischen Versorgung, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur medizinischen Qualitätssicherung.

Aufgrund der nahezu vollzähligen Meldungen aus den Kliniken und Praxen würden die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker Menschen verbessert, so die Senatorin. Das Hamburgische Krebsregistergesetz (HmbKrebsRG) sei bereits 2014 umfassend novelliert worden, sodass nun eine flächendeckende, klinische Krebsregistrierung möglich wurde.

Der erste Jahresbericht erhebt für 28 Erkrankungsgruppen in den Jahren 2015 und 2016 Angaben zu Geschlechts- und Altersverteilung, Histologie und weiteren Kriterien. Demnach kommen Erkrankungen an einem Karzinom der Prostata (5287), der Brust (4185) und der Lunge (2572) am häufigsten vor.

Männer leiden oft an Prostatakrebs, Frauen an Brusttumoren

Je nach Erkrankungsart liegt der Anteil der Betroffenen, die ihren Wohnsitz in Hamburg haben, zwischen 50 und 70 Prozent. Eine Ausnahme bilden die Prostata-Krebspatienten, von denen 75 Prozent von außerhalb zur Behandlung nach Hamburg kommen. Im Gegensatz zur "Hamburger Krebsdokumentation“ informiert die neue Studie darüber umfassend.

Bisher wurde ausschließlich über das Krebsgeschehen der Hamburger berichtet. Für die Jahre 2013 bis 2015 werden auch die 19 häufigsten Krebsarten detailliert dargestellt und erstmals beschrieben, wie sich die Prognose nach einer Erkrankung mit der Zeit nach der Diagnose (bedingtes relatives Fünf-Jahres-Überleben) verändert.

Häufigste Diagnose bei Männern sind Prostatakrebs (20 Prozent), Lungenkrebs (14 Prozent) und Darmkrebs (13 Prozent). Frauen sind vor allem von bösartigen Tumoren der Brust (31 Prozent), des Darms (12 Prozent) und der Lunge (10 Prozent) betroffen.

Insgesamt sind mehr als 50.000 Hamburger an Krebs erkrankt

Ende 2015 lebten 54.000 Hamburger (54 Prozent Frauen, 46 Prozent Männer) mit einer Krebsdiagnose, die in den 15 Jahren zuvor gestellt wurde. Das Durchschnittsalter der Erkrankten betrug 72 Jahre bei Männern und 69 Jahre Frauen. Das relative Fünf-Jahres-Überleben unterscheidet sich deutlich – es ist abhängig von der Erkrankung und dem Stadium bei der Diagnose. In Hamburg verstarben zwischen 2013 und 2015 pro Jahr rund 4600 Personen an Krebs, die häufigste Todesursache ist Lungenkrebs.

Zur Verbesserung der onkologischen Versorgung wurden die Länder 2013 verpflichtet, zusätzlich zur bevölkerungsbezogenen Registrierung auch flächendeckende klinische Register einzurichten. Hamburg setzte mit der Novellierung des HmbKrebsRG am 1. Juli 2014 als erstes Bundesland diese Grundlagen um. Aktuell erfüllt Hamburg 39 der geforderten 43 Kriterien. Bis zum Jahresende sollen alle Punkte erfüllt werden.