Hamburg. Stille Wasser sind tief: Was die Hamburger Kanalisation über den extremen Drogenkonsum der Hanseaten verrät. Aktuelle Daten.

Im trüben Abwasser der Großstädte schlummern so manche Geheimnisse. Jetzt hat die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) mit Sitz in Lissabon Licht ins Dunkel der Kanalisation gebracht – auch in Hamburg. Weil über den menschlichen Urin Rückstände illegaler Drogen wie Kokain und Crystal Meth ins Abwasser gelangen, erlauben die Daten Rückschlüsse auf Häufigkeit und Menge illegalen Drogenkonsums in ganz Europa. Seit Jahren werden in ausgewählten Messstationen die Abwässer in europäischen Städten untersucht. Die neuesten Daten von 2017 stammen aus 56 europäischen Städten in 19 Ländern.

Hamburg auf Platz 17

Am häufigsten ist die illegale Droge Kokain verbreitet, auch in Hamburg. Der zahlenmäßig höchste Konsum lässt sich in Spanien, den Niederlanden, Belgien und Großbritannien beobachten. Beim europäischen Städte-Ranking ist die katalanische Metropole Barcelona Spitzenreiter mit einem Kokain-Wert von 965,2 mg je 1000 Personen/Tag. Danach folgen Zürich und Antwerpen. Hamburg nimmt im Koks-Ranking europaweit den 17. Platz ein (392,8 mg/1000 Personen am Tag). Damit liegen die Hamburger im Koks-Konsum noch vor den Einwohnern von Brüssel (373,8), Paris (324,2) und Berlin (290,6). Deutsche Kokain-"Hauptstadt" ist Dortmund, gefolgt von Frankfurt und Hamburg.

Party-Drogen am Wochenende

Bemerkenswert ist, dass sich der Kokain-Konsum im Vergleich der Wochentage erheblich verschiebt. Wie in vielen anderen europäischen Metropolen werden am Wochenende mehr illegale Drogen konsumiert als an den gängigen Arbeitstagen. In Hamburg klettern die Kokain-Werte am beliebten Partysonnabend auf 543,0 mg/1000 Personen am Tag. Selbst am Sonntag liegen die Konzentrationen nur unwesentlich niedriger.

"Diese Zahlen erlauben eine detaillierte Rekonstruktion kollektiver Drogengebrauchsmuster", heißt es beim European Monitoring Centre for Drugs an Drug Addiction. Europaweit liegen in rund 75 Prozent der untersuchten Städte die Rückstände von Kokain und Ecstasy über den Vergleichswerten an den sonstigen Wochentagen. Die Kokain-Rückstände nehmen am Sonnabend und Sonntag durchschnittlich um mehr als ein Drittel zu. Kokain-Hauptstadt am Wochenende ist Zürich. "Kokain gehört in Zürich mittlerweile zum Alltag", schreibt die Neue Zürcher Zeitung.

Weniger Ecstasy

Die Forscher haben sich auch bei Amphetaminen wie Speed und Methamphetaminen (Crystal Meth) sowie MDMA (Ecstasy) den Effekt zunutze gemacht, dass Drogenkonsumenten über den Urin spezifische Stoffe ausscheiden, die in der Kanalisation landen. Diese illegalen Drogen sind in Hamburg offenbar nur gering verbreitet. Die durchschnittlichen Konzentrationen im Untersuchungszeitraum lagen bei Crystal Meth bei 2,6 mg /1000 Personen am Tag (zum Vergleich: Dresden mit 180 mg). Bei Ecstasy sind es in Hamburg 31,3 mg je 1000 Personen/Tag. An den Sonntagen verdoppelt sich freilich der Ecstasy-Konsum in der norddeutschen Metropole.

Beim Konsum von illegalen Drogen zeigt Hamburg höhere Konsumwerte – ähnlich wie andere Großstädte, heißt es im Jahr 2017 vorgestellten Epidemiologischen Suchtsurvey der Hansestadt. Leicht rückgängig sei der Konsum von Heroin, leicht zugenommen habe der von Amphetaminen, Kokain und Ecstasy.

Das sagt Hamburg Wasser

Sorgen um die Reinheit ihres Trinkwassers müssen sich die Hamburger indes nicht machen. Wie es beim Versorger Hamburg Wasser heißt, werde für das Trinkwasser der Stadt kein Oberflächenwasser genutzt. "Im Hamburger Trinkwasser sind keine Spuren von Betäubungsmitteln zu finden", sagte ein Sprecher.

Nach den Ergebnissen des Epidemiologischen Suchtsurveys 2015 hat mehr als jeder vierte erwachsene Deutsche (zwischen 18 und 64 Jahren) bereits mindestens einmal im Leben illegale Drogen konsumiert. Cannabis ist dabei unverändert die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Droge: unter den 12- bis 17-Jährigen gaben 7,3 Prozent an, in den letzten zwölf Monaten wenigstens einmal Cannabis konsumiert zu haben; bei den 18- bis 64- Jährigen waren es 6,1 Prozent.

Über die letzten 25 Jahre hinweg zeigt die Cannabisprävalenz mit Schwankungen einen insgesamt zunehmenden Trend. Der Bericht zeige, dass die Maßnahmen gegen den Konsum von illegalen Drogen noch verstärkt werden müssten, erklärte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, im Dezember 2017.