Hamburg. In den Schaufenstern blinken bunte LED-Lampen. Aber rund um die Alster ist nur weißes Licht erlaubt. Der Bezirk will eingreifen.
Es ist ein ungewohnter Anblick in der vertrauten Stadtsilhouette an der Binnenalster: In den Schaufenstern des Alsterhauses blinken riesige LED-Buchstaben in lila und grün. Weithin sichtbar bringen sie Broadway-Flair an den Jungfernstieg.
Tatsächlich gilt aber seit 1949 die Binnenalsterverordnung, in der Fassadengestaltung, Werbung und Beleuchtung geregelt sind. In Paragraf 3 heißt es dort: „Alles Licht muss weiß sein.“ Eine Befreiung von dieser Verordnung werde nur in Ausnahmefällen bewilligt.
Und die sind rar. Gerhard Fuchs vom Verein „Lebendiger Jungfernstieg“ erinnert sich daran, dass etwa beim Bau der Sitzstufen zur Alster hin strenge Vorschriften galten: „Das Licht unter den Stufen musste ein abgetöntes Weiß haben und durfte nicht zu hell sein.“
Hadi Teherani forderte strengere Kontrollen
Auch für die Veranstaltungen, die der Verein am Jungfernstieg durchführe, gelten strenge Auflagen. Das sei in Ordnung, sofern bei Großveranstaltungen Ausnahmen bewilligt würden. „Die Binnenalsterverordnung ist wichtig, um die Ästhetik des Ortes zu gewährleisten“, so Fuchs. Die Alsterhaus-Beleuchtung falle da aus dem Rahmen. „Ich kann mir schwer vorstellen, dass diese bunte Beleuchtung genehmigungsfähig ist.“
Architekt Hadi Teherani musste sich beim Bau der Europa-Passage ebenfalls an die Verordnung halten, die beispielsweise hellen Naturstein und graue oder kupfergrüne Dachdeckung vorschreibt. Weil das immer sehr streng gehandhabt worden sei, habe ihn die blinkende Beleuchtung am Alsterhaus „gewundert“, so Teherani.
Die Binnenalsterverordnung sei mit der Zeit leider aufgeweicht worden. „Der erste Bruch war das Nivea-Haus mit seinem Showroom, aber auch Vodafone verwendet Licht, das zu grell ist.“ Es müsse wieder mehr auf die Einhaltung der Verordnungen geachtet werden. „Man weiß sonst nicht, mit welchen Scheußlichkeiten der nächste um die Ecke kommt.“
Bezirk hätte die Beleuchtung nicht genehmigt
Ulrike Brandi, die dem Lichtbeirat angehört, der die Stadt berät, sieht das genauso. „Es widerspricht dem Lichtkonzept der Stadt, wenn sich ein einzelner so abhebt.“ Auf Apple, dessen heller Beleuchtung am Jungfernstieg anfangs viel zu hell war, habe der Beirat einwirken können – das Licht wurde gedimmt.
Auf die Abendblatt-Anfrage, ob das LED-Licht von der Stadt genehmigt worden sei, geht die KaDeWe Group, zu der das Alsterhaus gehört, nicht ein. In den Häusern werde derzeit die Frühjahrskampagne „Super Asia“ präsentiert, so eine Sprecherin. In den Alsterhaus-Fenstern würden „beleuchtete Papier-Lampions in grün und pink“ gezeigt.
Das sieht das Bezirksamt Hamburg-Mitte anders. „Diese Beleuchtung wäre genehmigungspflichtig gewesen“, erklärt Sprecher Norman Cordes. Das Alsterhaus habe aber keine Genehmigung beantragt, und diese wäre auch nicht erteilt worden. Im Gegenteil: man werde das Alsterhaus auffordern, die Beleuchtung auszustellen.