Hamburg. Das im Auftrag der Stadt gedrehte Musikvideo erreichte schon fast 800.000 Menschen – und ist ein Protest gegen Fremdenfeindlichkeit.

Am Flughafen ist wohl jeder schon einmal in Empfang genommen worden und hat sich darüber gefreut: entweder, weil dort jemand stand, den man gern hat, oder weil derjenige sich um den weiteren Transfer kümmerte. Von Sängern und Musikern mit einem groovigen Willkommenslied überrascht zu werden, ist aber nochmal etwas ganz anderes. Wie sich bei den Ankommenden anfängliche Verwirrung in Ergriffenheit und Begeisterung wandelt, ist auf einem Imagefilm zu sehen, den die Stadt Hamburg für die diesjährige Internationale Tourismusbörse (ITB) gedreht hat.

Vor der Rezeption des Hotels Reichshof freut sich dieses Paar über das Ständchen
Vor der Rezeption des Hotels Reichshof freut sich dieses Paar über das Ständchen © SofaConcerts

Das knapp dreiminütige Filmchen ist mittlerweile zu einem Internet-Hit geworden – mit mehr als 780.000 Aufrufen, fast 5000 Likes und unglaublich vielen positiven Kommentaren auf der Facebook-Seite Ahoi Hamburg. Gedreht wurde an zwei Tagen Ende Februar, neben dem Flughafen auch auf der Plaza der Elbphilharmonie, auf einer Geburtsstation und im Hotel Reichshof. „Dort, wo Menschen ankommen: Hamburger, Touristen, Geschäftsreisende und Neubürger“, sagt Produzentin Miriam Schütt.

„Wenn du bei mir bist“ – ein Liebeslied für Hamburg

Gemeinsam mit Marie-Lene Armingeon betreibt sie die Plattform SofaConcerts, die sie „als eine Art „airbnb für Musik“ beschreibt. „Wir bringen Musikfans mit Künstlern zusammen.“ Das hat schon zu einem 32 Millionen Mal geteilten Hit geführt, der sogar im brasilianischen Fernsehen gezeigt wurde – und jetzt zu dem Hamburg-Video mit Songwriter und Gitarrist Phil Siemers, R’n’B-Sänger Benjamin Asare, die von fünf Musikern (Streichern und Bläsern) unterstützt werden.

Überraschung auch bei dieser Frau am Flughafen
Überraschung auch bei dieser Frau am Flughafen © SofaConcerts

Das Lied „Wenn du bei mir bist“ hatte Siemers eigentlich für seine Freundin geschrieben – es durch wenige Veränderungen aber zu einem Liebeslied für eine Stadt gemacht. Im Film taucht er mit seiner Gitarre im Ankunfsterminal, hinter der Rezeption des Hotels „Reichshof“, auf der Plaza der Elbphilharmonie oder auf der Geburtsstation im Marienkrankenhaus, wo Benjamin Asare kleine Schühchen als Willkommensgruß an die Türklinken hängt.

Statement gegen Fremdenfeindlichkeit

Das Projekt startete als Marketing-Aktion im Auftrag der Hamburg Tourismus GmbH – geht aber weit darüber hinaus. „Der Song ist ein Liebeslied für Hamburg und soll die Emotionen, die Hamburger mit ihrer Heimat verbinden, transportieren und für alle Ankommenden spürbar machen“, sagt Miriam Schütt. Und Sascha Albertsen, Sprecher von Hamburg Tourismus, ergänzt: „Das Lied soll auf kommunikative Weise zeigen, dass wir in Hamburg für Werte wie Weltoffenheit, Gastfreundschaft und Willkommenskultur stehen.“

Das sei ein besonders wichtiges Statement, weil Deutschland in der Tourismusbranche durch ein Mitglied der als fremdenfeindlich geltenden AfD präsentiert werde. Beim Hamburg-Empfang, auf dem 500 geladenen ITB-Besuchern der neue Hamburg-Imagefilm präsentiert wurde, war Sebastian Münzenmaier, der seit Ende Januar Vorsitzender des Touristmusausschusses im Bundestag ist, nicht anwesend. Der 28-Jährige, der mit anderen Hooligans des 1. FC Kaiserslautern 2012 gegnerische Fans verprügelt haben soll und sich dafür vor Gericht verantworten muss, wird von der Tourismusbranche abgelehnt.

Hamburgs Tourismus-Chef Michael Otremba (Mitte) zwischen den Musikern von SofaConcerts
Hamburgs Tourismus-Chef Michael Otremba (Mitte) zwischen den Musikern von SofaConcerts

Darauf ging auch Michael Otremba, Tourismus-Chef der Hansestadt, auf dem Hamburg-Empfang ein: „Gerade in einer Zeit, wo fragwürdige Parteien dem Tourismusausschuss des deutschen Bundestages vorstehen, gilt es Werte wie Offenheit, Toleranz und Willkommenskultur erlebbar zu machen“, sagte er in einer Rede. Genau diese Botschaft, dass Hamburg für diese Werte stehe, bringe der Film zum Ausdruck.