Hamburg. Nach Protesten musste am Sonntagabend der S-Bahn-Verkehr erneut eingestellt werden. Die Störer wurden in Gewahrsam genommen.
Unter dem Motto "Den Krieg in Afrin auf Europas Straßen tragen" haben nach Polizeiangaben am Sonntagabend in Hamburg etwa 900 Menschen erneut gegen die türkische Militäroffensive gegen Kurden in Nordsyrien protestiert. Anschließend zogen etwa 50 Teilnehmer der Demonstration zum Hauptbahnhof und besetzten dort die Gleise 4 und 5 – das sind S-Bahn-Gleise. Der S-Bahn-Verkehr wurde daraufhin gegen 21.15 Uhr eingestellt, die Gleise geerdet. Am Abend wurden die Gleise wieder freigegeben. Die S-Bahnen fuhren wieder.
Insgesamt waren etwa 50 Einsatzkräfte der Bundespolizei sowie zwei Hundertschaften der Bereitschaftspolizei im Einsatz. Laut einem Sprecher der Bundespolizei wurden die Gleise gegen 21.45 Uhr geräumt. Nach Abendblatt-Informationen wurden 42 Personen in Gewahrsam genommen und mit Sonderbussen der Hochbahn zur Feststellung der Personalien zu Polizeiwachen gefahren. Ihnen wird gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr zur Last gelegt. Um sie von einem erneuten Blockieren der Gleise abzuhalten, wurden die Demonstranten anschließend bis nach Mitternacht in Gewahrsam genommen.
Eigentliche Demonstration verlief am Sonntag friedlich
Bis zu 900 Teilnehmer überwiegend kurdischer, aber auch linker Gruppen waren zuvor durch die Innenstadt vom Hachmannplatz am Hauptbahnhof bis zur Sternschanze gezogen, berichtete ein Polizeisprecher. Zu Ausschreitungen sei es während der Demonstration nicht gekommen, alles sei friedlich verlaufen. Nach der Demonstration war die Polizei zunächst wegen vereinzelter Ansammlungen weiter im Einsatz.
Erkenntnisse über eine dritte Kurden-Demonstration am heutigen Abend gibt es laut Polizei bislang nicht.
Sonnabend zogen 400 Menschen durch die Innenstadt
Bereits am Sonnabendabend waren rund 400 Menschen in der Hansestadt unter anderem zum türkischen Generalkonsulat gezogen. Dort warfen Teilnehmer Steine gegen die Fassade, die kleinere Schäden verursachten. Als Demonstranten versuchten, die Absperrungen zum Konsulat zu überwinden, setzten die Beamten Pfefferspray und Polizeihunde ein, wie die Polizei mitteilte.
Schon am Sonnabend seien nach dem Ende der Demonstration am Hauptbahnhof einige Demonstranten in ein Gleisbett gestiegen und hätten von dort Steine auf Polizisten geworfen. Mehrere Bahnlinien seien für rund 30 Minuten gesperrt worden. Bei der Festnahme eines Demonstranten sei ein Beamter durch Schläge im Gesicht verletzt worden.