Hamburg. Die neue Vorsitzende der SPD hat sich mit ihrem sachlichen Politikstil Anerkennung erworben – nicht nur in den eigenen Reihen.
Im Auftreten ist Melanie Leonhard eher leise und verbindlich, doch sie gilt als durchsetzungsstark und kompetent. Die 40-Jährige soll von Olaf Scholz den SPD-Landesvorsitz übernehmen und künftig die Geschicke der Genossen an der Elbe lenken. „Ich glaube, dass ich einen guten Beitrag leisten kann“, sagte sie gestern abend.
Die Sozialdemokratin, die seit 1999 der Partei angehört, hätte wohl auch Bürgermeisterin werden können – sie wurde als Favoritin von Scholz gehandelt. Doch diesen Spitzenjob hielt sie nicht für vereinbar mit der Familie.
Als Leonhard im Oktober 2015 nach dem Weggang von Detlef Scheele die Leitung der Sozialbehörde übernahm (auch dazu hatte Scholz sie überreden müssen), galt die promovierte Historikerin bei manchen als Notlösung. Sie wirkt mitunter blass und sagte von sich selbst, sie sei nicht der Typ, der auf den Tisch haue. Zwar hatte sie sich als Familienpolitikerin in der Bürgerschaft einen Namen gemacht, doch Verwaltungserfahrung brachte sie nicht mit, um die krisenanfällige Mammutbehörde an der Hamburger Straße mit ihren 800 Mitarbeitern zu übernehmen.
Flüchtlingskrise war größte Herausforderung
Doch Leonhard überzeugte und hat mit ihrem unaufdringlichen, sachlich-konsequenten Politikstil große Anerkennung über Parteigrenzen hinaus erworben. Zur größten Herausforderung wurde die Flüchtlingskrise.
Leonhard stammt aus Harburg. Am dortigen Lessinggymnasium machte sie 1996 Abitur und studierte nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr bis 2004 an der Universität Hamburg Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Politikwissenschaften und Geografie. 2009 wurde sie über „Die Entwicklung eines Familienunternehmens: die Reeder- und Schiffbauerfamilie Rickmers im deutschen Schiffbau und der deutschen Schifffahrt von 1834–1918“ promoviert.