Hamburg. Die Asklepios Klinik macht spektakuläre Fotos aus ihrer Vergangenheit jetzt öffentlich zugänglich. Die Zeitreise beginnt 1784.
Es sind Fotos, die neugierig machen, amüsieren – und manchmal auch verstören. Da liegen Menschen in einem riesigen Krankensaal ohne jede Privatsphäre, während andere vor einer Baracke in der Sonne dösen. Chemikalien lagern offen in einem Keller, ein Mann wird – ohne jeglichen Schutz – vor einem Röntgenschirm durchleuchtet. Ärzte und Verwaltungspersonal stehen in straffer Haltung in Krankenzimmern und Büros, Heerscharen von Arbeitern schuften in einer Großküche.
54 solcher großformatiger Aufnahmen hängen seit Kurzem als gerahmte Bilder im Eingangsbereich des Asklepios Klinikums (AK) Altona – eine Zeitreise vom Jahr 1784 bis in unsere Tage. Dass sie nicht dem Vergessen anheimgefallen sind, liegt am unermüdlichen Einsatz von Andrea Castillo Sohre und Stefanie Ramann. Die beiden entdeckten den Fotoschatz und beschlossen beim Sichten: Diese Fotos sollen alle sehen.
Schreiben des Bürgervereins Flottbek-Othmarschen gab den Anstoß
Die Zeitdokumente hätten wahrscheinlich noch ein längeres Schattendasein im Kellerarchiv gefristet, wenn nicht im vergangenen Jahr ein Schreiben des Bürgervereins Flottbek-Othmarschen im Altonaer Krankenhaus eingetrudelt wäre. Der Verein feierte das 700-jährige Bestehen Othmarschens und fragte bei diversen Einrichtungen in der Gegend nach Möglichkeiten einer Kooperation an.
Andrea Castillo Sohre, im Haus für PR und Marketing zuständig, besann sich auf die Fotos und entwickelte gemeinsam mit Stefanie Ramann die Idee, einen Baustein zur Stadtteilgeschichte zu liefern und dabei gleichzeitig Patienten, Besuchern und sonstigen Interessierten Einblick in die Geschichte des traditionsreichen Hauses zu bieten.
Mehr noch: Gemeinsam arbeiteten beide die abwechslungsreiche Krankenhausgeschichte auch für die Homepage des AK Altona auf. Unterstützt wurden sie vom damaligen geschäftsführenden Direktor. Vermutlich haben nur sehr wenige Hamburger Krankenhäuser ihre Geschichte so gründlich erforscht und vor allem so unkompliziert für jeden zugänglich gemacht.
Das erste Altonaer Krankenhaus wurde 1784 gebaut
Das heutige Krankenhaus-Hochhaus neben der Autobahn vermittelt für sich genommen nichts davon, dass das AK Altona eines der ältesten Krankenhäuser Norddeutschlands ist: Seine Anfänge reichen fast 234 Jahre zurück. Schon 1784 wurde es erbaut, damals allerdings an der Altonaer Königstraße, schräg gegenüber der heutigen Hausnummer 26.
König Friedrich von Dänemark hatte um 1760 eine Summe von rund 10.800 Mark für die Gründung einer „Krankenanstalt“ gestiftet. Die Eröffnungsfeier des für damalige Verhältnisse stattlichen, zweigeschossigen Gebäudes erfolgte im Dezember 1784. Es war für 60 Patienten, vorrangig Altonaer Bürger, eingerichtet. Dieser Bau ist längst verschwunden – im Gegensatz zum zweiten Krankenhausstandort an der Max-Brauer-Allee, der 1861 eröffnet wurde. Krankenhausbau Nummer drei ist das heutige Klinikum an der Paul-Ehrlich-Straße.