HafenCity. Dusche mit Kaminfeuer und Blick auf die Elbphilharmonie: Im April eröffnet die einzigartige Übernachtungsstätte in der HafenCity.
Romantischer, maritimer und abenteuerlicher geht es wirklich nicht: In einem historischen Schwimmkran, der seit 2013 im Traditionshafen am Sandtorkai liegt, entsteht Hamburgs kleinstes, extravagantestes Hotel. Die gebürtigen Hamburger Tim Wittenbecher und Marc Nagel, die bereits zwei Leuchttürme in Dagebühl und auf Usedom sowie einen Wasserturm am Scharmützelsee in Einzimmerhotels verwandelt haben, werden hier im April den Hafenkran Hamburg eröffnen.
Gut eine halbe Million Euro stecken sie in das Projekt. Derzeit wird der 1947 erbaute Kran, der 2009 außer Dienst gestellt und 2012 von der Stiftung Hamburg Maritim vor der Verschrottung gerettet wurde, auf der Behrens-Werft auf Finkenwerder umgebaut.
Mit Außenterrasse
In der Kranführer-Kanzel, von der aus der „Greif“ fast 70 Jahre gelenkt wurde, entsteht das Schlafzimmer, durch dessen Glasfront man den Blick auf den Sonnenuntergang und die Elbphilharmonie genießen können wird. Eine Treppe führt hinab in den ehemaligen Motorraum, der zu einem gemütlichen Salon umgestaltet wird, von dem aus man Zutritt zum Bad und zur Außenterrasse hat. „Unsere Gäste werden den Hafen hautnah erleben. Aber wenn die Krantür ins Schloss fällt, sind sie in ihrer eigenen Welt, weit weg vom Alltag“, versprechen die Betreiber. „Es ist kein Fünfsternehotel, es gibt keine Lobby und keinen Liftboy, aber es wird trotzdem an nichts mangeln.“
Die nächsten Monate schon ausgebucht
Jeden Morgen wird ein Frühstückskorb geliefert, Kaffee und Tee können an Bord zubereitet werden. Eine Minibar mit guten Weinen und Champagner liefert die passenden Getränke zu Sonnenuntergang und abendlicher Hafenstimmung. Der Einrichtungsstil ist schlicht, maritim und individuell, die Ausstattung funktionell und durchdacht. Fast jedes Stück ist ein Unikat. Die Bar im Salon besteht aus 100 Jahre alten Holzplanken, in der Dusche flackert auf einem Bildschirm ein Kaminfeuer, das Doppelbett ist mit Shuj-Seide bezogen. 350 Euro während der Woche und 450 Euro am Wochenende kostet die Nacht im Hafenkran. Die einzigartige Kombination aus Luxus, Romantik und kleinem Abenteuer ist offenbar vielen den Preis wert: In den kommenden Monaten ist das Minihotel fast komplett ausgebucht, erst vom Sommer an gibt es noch erwähnenswerte Kapazitäten.
Neue Leuchtturm-Hotels
Und das ganz ohne Werbung. „Es hat sich unter unseren Gästen herumgesprochen, die eine Affinität für Hideaways haben“, sagt Tim Wittenbecher. Er rechnet beim Hafenkran mit einem ähnlich großen Interesse wie an den anderen Domizilen, die für die nächsten zwei Jahre so gut wie ausgebucht sind. Auch im Süden wird es bald historische Leuchtturm-Hotels geben: Wittenbechers und Nagels Flaotel GmbH, hinter der sechs Investoren stecken, gewann Ausschreibungen der italienischen und der spanischen Regierungen. Derzeit sind sechs Projekte in der Umsetzung.
Ist der Umbau von Leuchttürmen schon eine Herausforderung, ist es der eines Schwimmkrans erst recht. „Die größte Hürde war, überhaupt die Genehmigung für einen Hotelbetrieb auf einem Schiff mitten im Hafen zu bekommen“, sagt Wittenbecher. Obwohl die Hafenbehörde HPA und die HafenCity Gmbh ihr Möglichstes taten, um das Projekt zu unterstützen, sei es ein langwieriges Genehmigungsverfahren geworden. Ein weiteres Problem war das Sicherheitskonzept. „Es gibt keinen konkreten Plan für diese Nutzung“, so Wittenbecher. „Also mussten wir mal die Bauordnung, mal die Sport- und mal die Dienstschiffordnung heranziehen.“
Herausforderung Sturmflut
Einer der wichtigsten Punkte war der Evakuierungsplan bei Sturmflut – dann müssten Übernachtungen abgesagt oder die Gäste in das kooperierende Hotel 25hours (liefert auch den Frühstückskorb) verlegt werden. Eine Herausforderung schließlich war auch die Installation der Wasser- und Abwasserleitungen am Kai, an die der Hafenkran Hamburg nach seiner Rückkehr aus der Werft angeschlossen wird.
Mit der neuen Nutzung des Schwimmkrans ist auch die Zukunft von Harrys Hamburger Hafenbasar gerettet, der sich im Rumpf des Pontons befindet. Nach dem Tod des Gründers, Seemann Harry Rosenberg, und dem Tod seiner Nachfolgerin hatte der Arzt und Schamane Gereon Boos 2011 die Sammlung aus mehr als 300.000 Exponaten übernommen. Nachdem ihm die Stiftung Hamburg Maritim den sanierten Hafenkran überlassen hatte, stellte er die Masken, Schrumpfköpfe, Speere und andere exotische Stücke am Liegeplatz im Traditionsschiffhafen aus.
Kurz bevor Boos 2014 an einem Gehirntumor starb, kam er auf die Idee, den Schwimmkran als Hotel umbauen zu lassen – so, wie es seine Freunde Marc Nagel und Tim Wittenbecher da schon mit den Leuchttürmen von Dagebühl und Usedom gemacht hatten. „Wir kannten Gereon aus früheren Zeiten, als wir alle zusammen Drachenbootrennen gefahren sind, und haben ihm seinen letzten Wunsch gerne erfüllt“, sagt Wittenbecher. Das ungewöhnliche Hotel und die nicht weniger ungewöhnliche Ausstellung, die von einer Stiftung betrieben wird, ergänzten sich gut.
Am 15. April erste richtige Gäste
Am 4. April kehrt der Hafenkran mit seinem neuen Innenleben an seinen Liegeplatz im Sandtorhafen zurück. Am 10. April wird er das erste Mal bezogen – von Freunden und den Betreibern, die dort „probewohnen“. Am 15. April ziehen die ersten „richtigen“ Hotelgäste ein – eine Premiere, so mitten im Hafen.