Essen. Für das Konzert des britischen Sängers sollen acht bis neun Bodenbrüter ihre Heimat aufgeben. Nabu geißelt den Vorrang der Ökonomie.
Wenn Ed Sheeran (27) am 25. Juli sein Hamburg-Konzert auf der Trabrennbahn Bahrenfeld gibt, haben er, seine Manager und die Konzertveranstalter seiner Tournee den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und die Feldlerche längst nachhaltig verärgert. Denn drei Tage zuvor wird er sein Liedgut in Essen zum Vortrag gebracht haben und dabei 80.000 Besucher auf dem Flughafen Essen/Mülheim in Verzückung versetzt, dafür aber die bodenbrütende Feldlerche aus einem ihrer letzten Refugien vertrieben haben. Der Schierlings-Wasserfenchel und Wachtelkönig lassen grüßen.
Jetzt muss die unter Artenschutz stehende Feldlerche für das Konzert des britischen Popstars umziehen – entgegen aller Proteste des Nabu Nordrhein-Westfalen. Denn das von der Stadt Essen genehmigte Artenschutzkonzept sieht vor, dass die im Gras brütende Feldlerche bis zum Sommer ihre Nistplätze auf dem Flughafen Essen/Mülheim vorübergehend räumt. Die Umsiedlungsaktion, von der die Naturschützer sagen, dass sie gar nicht funktionieren kann, werde bereits im März beginnen, sagte eine Sprecherin der Stadt Essen.
Nabu fordert Umzug von Ed Sheeran
Der Nabu forderte eine Aufgabe der Konzertpläne und warf den Veranstaltern vor, eine gefährdete Vogelart aus rein ökonomischen Gründen verscheuchen zu wollen. Derzeit prüfen die Naturschützer, ob sie das Konzert noch mit einer einstweiligen Verfügung verhindern können. Die Bestandszahlen des seltenen Feldvogels befänden sich seit einigen Jahren „im freien Fall“, sagte Elke Brandt vom Nabu Essen/Mülheim. Die Aktion treffe etwa acht bis neun Brutpaare. Angesichts einer ungebremsten Zerstörung der Brutlebensräume zählten Flughäfen zu den letzten Rückzugsräumen der Bodenbrüter. „Ein Umzug kann nicht erfolgreich sein“, sagte Brandt.
Unter Aufsicht der zuständigen Umweltbehörden der Stadt Essen sollen auf Kosten des Veranstalters zunächst sogenannte Ausgleichsflächen in der Nähe des bisherigen Brutgebiets angelegt werden. Dort will man mit eigens angelegten Gras- und Blühflachen vorübergehend einen neuen Rückzugsraum für den eher unscheinbaren braun-beigen Vogel schaffen. Ed Sheeran ist dabei nur der Vorbote einer neuen Zeit auf dem alten Flughafen. Das Areal, auf dem Sheeran konzertiert, soll später bebaut werden. Der Musiker ist aus Sicht des Nabu deshalb nur die Vorhut der Bagger.
Die Mahd der Wiese soll den Vogel wegzwingen
Ziel der Stadt sei es, den Vogel dazu zu bewegen, sein bisheriges Brutrevier auf dem Flughafengelände aufzugeben, sagte die Stadt-Sprecherin. Während der ersten Brutperiode im Frühjahr könnten die Vögel noch zwischen den beiden Brutgebieten wechseln bzw. wählen. Vor dem geplanten Konzert werde dann die Fläche auf dem Veranstaltungsgelände kurz gemäht, sodass dem Vogel dann dort sämtliche Rückzugsmöglichkeiten abhandenkommen. Das soll ihn von den neuen Brutflächen überzeugen.
Alle fünf deutschen Es-Sheeran-Konzerte im Rahmen seiner aktuellen Tournee waren bereits nach kurzer Zeit ausverkauft. Neben Essen und Hamburg sind Auftritte in München und Berlin geplant.