Hamburg. 200 Läden, drei Hotels, 650 Wohnungen und Büros sind geplant. Nachbarn wollen gegen die Tiefgarage klagen.
Der Bebauungsplan „HafenCity 15“ ist nach Abendblatt-Informationen vom Senat beschlossen worden und mit der nun erfolgten Veröffentlichung im Amtlichen Anzeiger gültig. Der Plan ist die Grundlage für die Entwicklung des südlichen Überseequartiers. Dort baut das französische Immobilienunternehmen Unibail-Rodamco ein neues Einkaufsviertel. Es kostet mehr als eine Milliarde Euro.
Das Quartier mit rund 200 Geschäften auf drei Ebenen und rund 80.500 Quadratmetern Fläche entsteht bis zum Herbst 2021. Auf weiteren 21.000 Quadratmetern sind Kultur und Entertainment – unter anderem ein Kino – sowie Gastronomie vorgesehen.
Drei Hotels mit 850 Zimmern sind geplant
Außerdem sind rund 64.000 Quadratmeter Bürofläche geplant, dort sollen mehr als 2400 Arbeitsplätze entstehen. Auch drei Hotels in einem Gebäudekomplex mit rund 850 Zimmern sind Teil des Projekts. Inzwischen steht die Anzahl der Wohnungen fest: Es sind 650 Einheiten geplant. Auch ein neues Kreuzfahrtterminal mit rund 10.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche soll errichtet werden.
Insgesamt entstehen im südlichen Überseequartier 14 neue Gebäude. Der erste Spatenstich für das Milliardenprojekt war bereits Anfang April 2017. Es wurden bislang rund 145.000 Kubikmeter Erde ausgehoben. Die Baugrube ist zu etwa 30 Prozent fertiggestellt.
Das Projekt befinde sich voll und ganz im anvisierten Zeitrahmen, sagte Unibail-Rodamco-Deutschlandchef An- dreas Hohlmann am gestrigen Mittwoch bei einer Präsentation in der HafenCity und kündigte die nächsten Schritte an. Für Mai/Juni dieses Jahres ist die Pfahlgründung auf dem Baufeld vorgesehen. Die Hochbauarbeiten sollen Ende 2018 beginnen.
Allerdings wollen Nachbarn dies verhindern. Der Hamburger Rechtsanwalt Michael Günther vertritt sechs Wohnungseigentümer aus der HafenCity: „Ich werde im Auftrag meiner Mandanten eine Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan beim Hamburgischen Oberverwaltungsgericht (OVG) einreichen. Sobald eine Baugenehmigung für die Tiefgarage erteilt wird, werden wir dagegen bei der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Widerspruch einlegen und zugleich beim Verwaltungsgericht den Antrag stellen, um einen Baustopp für die Tiefgarage zu erreichen“, sagte Günther dem Abendblatt.
Bis zu 25.000 Fahrzeuge am Tag befürchtet
Warum wehren sich seine Mandanten gegen das geplante Einkaufsquartier?: Vor allem das Verkehrsaufkommen sei problematisch, es würden bis zu 25.000 zusätzliche Fahrzeuge pro Tag erwartet.
Allerdings sieht Unibail-Rodamco-Deutschlandchef Hohlmann möglichen Klagen gelassen entgegen: „Wir haben mit zahlreichen Juristen gesprochen und gehen davon aus, dass Klagen gegen unsere Projektentwicklung im südlichen Überseequartier keine Aussicht auf Erfolg haben werden. Wir werden uns bei unserem Bauvorhaben an den Bebauungsplan ,HafenCity 15‘ halten.“
Aber Hohlmann setzt vor allem auf „einen offenen Dialog mit Kritikern des Projekts. Dazu gehören regelmäßige Gespräche mit den Nachbarn. Unsere Ansprechpartner stehen bei Fragen jederzeit zur Verfügung.“
Auch wenn die Eröffnung des südlichen Überseequartiers erst für 2021 geplant ist, werden bereits Gespräche mit Ankermietern für die Ladenflächen und Büros geführt. Hohlmann kündigte an, dass sogenannte Innovationsflächen in dem Einkaufsquartier für „außergewöhnliche neue Konzepte“ entstehen sollen: „Diese Flächen werden wir zu besonders günstigen Konditionen anbieten, um zum Beispiel jungen Unternehmen eine Chance zu bieten, ihr Angebot zu präsentieren.“
Hartung trennt sich von Immobilienfirma
Unterdessen haben sich Unibail-Rodamco-Geschäftsführer Michael Hartung, der das Projekt maßgeblich in der Öffentlichkeit vertreten hatte, und das Immobilienunternehmen getrennt. Das kommt überraschend, denn eigentlich war Hartung noch als einer der Gastgeber für die Präsentation am Mittwoch angekündigt worden. Zu den Hintergründen der Trennung wollten sich die Beteiligten nicht äußern.