Hamburg. Beamte hätten das Verschwinden des 29-jährigen Schotten zunächst nicht ernst genommen, sagte Alan Pearson gegenüber der BBC.

Bei der Suche nach dem Schotten Liam Colgan, der am vergangenen Wochenende nach einem Junggesellenabschied auf der Reeperbahn verschwand, wird Kritik laut. Polizisten sollen Colgans Verschwinden zunächst nicht ernst genommen haben, sagte Alan Pearson, ein Freund des Vermissten, gegenüber der BBC.

"Ich weiß, dass seine Familie von der Polizei beinahe spottende Reaktionen bekommen hat, als sie sein Verschwinden angezeigt hat", klagt Pearson in einer Nachrichtensendung des britischen Senders. Einer der Polizisten habe in Ironie gesagt, er werde direkt in einen Hubschrauber springen und die Suche beginnen. "Das war nicht sehr hilfreich", sagte Pearson weiter, der zu den 18 Beteiligten des Junggesellenabschieds gehörte.

Fehlende Videoaufnahmen?

Man sei zunächst davon ausgegangen, dass der 29-jährige Colgan zu viel Alkohol getrunken und sich verirrt habe, aber schon wieder auftauchen oder von der Polizei aufgelesen werde – wie es in einem Vergnügungsviertel wie St. Pauli gelegentlich geschieht.

"Aber Liam ist in der Nacht nicht wieder aufgetaucht, obwohl er den Junggesellenabend mitorganisiert hat", erinnert sich Pearson. Es sei nicht typisch für seinen Freund, die ganze Nacht lang feiern zu gehen oder gar unangekündigt zu verschwinden.

Zudem sollen die Ermittler keinen Zugang zu Aufnahmen der Videoüberwachung der Bar Hamborger Veermaster haben, in der Liam zuletzt gesehen wurde, weil der Geschäftsführer das Passwort vergessen habe.

Bruder Eamonn schiebt Hochzeit auf

Derweil suchen Hamburger Ermittler weiter nach dem Vermissten. Liams Bruder Eamonn Colgan (33), selbst ein Polizist, hat die Hochzeit mit seiner Verlobten aufgeschoben, bis er seinen jüngeren Bruder in Hamburg gefunden hat. Hoffnung setzt die Familie derzeit in konkrete Zeugenhinweise.

In Buxtehude (Landkreis Stade) hatten sich mehrere Personen bei der Polizei gemeldet, die einen verwirrten Mann gesehen haben wollen, der zudem noch Englisch sprach. Mehrere Suchaktionen mit Spürhunden brachten jedoch keine weiteren Erkenntnisse. Der Fahndungsaufruf soll indes auf 500 digitalen Info-Anzeigen etwa in U-Bahnen und Bussen in Hamburg und Niedersachsen ausgespielt werden.