Hamburg. Senat reagiert auf steigende Anmeldezahlen. Besonders in Eimsbüttel wächst die Zahl der Erstklässler stark.
Gute Nachrichten aus seinem Ressort präsentiert Ties Rabe (SPD) derzeit in rascher Folge. Erst am Dienstag verkündete der Schulsenator, dass die Zahl der Schüler an den allgemeinbildenden Hamburger Schulen im vergangenen Jahr um 2340 auf nunmehr 195.176 gestiegen ist. Am Freitag legte Rabe noch einmal nach: Seine Behörde werde in Eimsbüttel zwei neue Grundschulen eröffnen. In dem beliebten Wohngebiet sei die Entwicklung „besonders dynamisch“, sagte der Senator. Wurden 2012 noch 550 Schüler in die ersten Klassen der acht Eimsbüttler Grundschulen eingeschult, seien es in diesem Schuljahr schon rund 700. Ab 2021 rechnet die Schulbehörde sogar mit jährlich mindestens 1000 Erstklässlern.
Eimsbüttel liegt damit im allgemeinen Trend: Nicht nur hier, sondern hamburgweit verzeichnen die Grundschulen starken Zulauf. Ursache für das Wachstum sind vor allem Flüchtlinge und Zuwanderer. Für den Beginn des neuen Schuljahres haben sich an den staatlichen Grundschulen 14.702 Kinder angemeldet – 449 mehr als im Jahr davor. Im Bezirk Altona, dieses Jahr der Spitzenreiter, meldeten sich 184 Schüler mehr an als 2017. Harburg verzeichnet einen Zuwachs von 130, der Bezirk Nord ein Plus von 110 Schülern. Mit jeweils 151 Abc-Schützen verbuchten die Louise-Schroeder-Schule (Altona-Altstadt) und die Schule In der Alten Forst (Eißendorf) die meisten Anmeldungen für Klasse 1. Auch die Zahl der Anmeldungen für die Vorschulklassen ist gestiegen – um 605 auf 9192.
Grundschule an der Schwenckestraße soll 2019 öffnen
„Statt Schulschließungen wie in vergangenen Jahren gründen wir neue Schulen. Und zwar nicht nur in Neubaugebieten wie der HafenCity, sondern auch in bestehenden Wohnquartieren“, sagte Rabe. Bereits im August 2019 soll die erste der beiden neuen Grundschulen in Eimsbüttel an der Schwenckestraße 91 eröffnen – sie trägt den Namen des Hamburger Schriftstellers Wolfgang Borchert. Zwei Jahre später soll die Grundschule an der Telemannstraße 10 bezugsfertig sein.
Bei der Suche nach den neuen Standorten im eng bebauten Kerngebiet von Eimsbüttel sei der Behörde „der Zufall“ zu Hilfe gekommen, sagte Rabe. So befänden sich an beiden Standorten zwei alte, leer stehende Schulgebäude, die der Behörde gehören und vorübergehend von einer Berufsschule genutzt werden.
Wenn in Kürze die Berufsschule umzieht, sollen die historischen Gebäude modernisiert und saniert werden. Zunächst werde die benachbarte Grundschule Lutterothstraße das Gebäude an der Telemannstraße aber als „Ausweichquartier“ nutzen, während diese ebenfalls saniert wird. Die beiden neuen Schulen sollen insgesamt 700 Grundschülern Platz bieten. Die Investitionskosten beziffert die Behörde mit 15 bis 20 Millionen Euro. Er gehe davon aus, dass die Kapazitäten bei den weiterführenden Schulen in Eimsbüttel ausreichen, wenn von „unten“ künftig mehr Schüler nachrücken, so Rabe.
Rabe schließt weitere Neugründungen nicht aus
Die rapide steigenden Anmeldezahlen in Eimsbüttel führt Rabe auf den Bau zusätzlicher Wohnungen sowie die bessere Versorgung mit Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Kulturangeboten zurück. „Junge Familien mit Kindern ziehen nicht mehr wie in den vergangenen Jahrzehnten aus Eimsbüttel an den Stadtrand, sondern bleiben in der Stadt“, sagte Rabe. Eine ähnliche Entwicklung zeichne sich aber auch in anderen beliebten Stadtteilen ab. Weitere Neugründungen wie in Eimsbüttel schloss Rabe deshalb nicht aus. „Wenn das so weitergeht, werden die neuen Schulen in Eimsbüttel nicht die letzten sein“.
Die Kritik der Opposition folgte prompt. „Wie schön, dass der Senat seiner Verpflichtung nachkommt, allen Kindern, die zur Schule kommen, auch einen Platz zur Verfügung zu stellen“, spottete Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Linke-Bürgerschaftsfraktion. Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, sprach von „Business as usual“. Rabe reagiere „behäbig auf steigende Schülerzahlen durch glücklicherweise zeitnah vakant werdende Gebäude in Eimsbüttel“, so Stöver. „Das ist keine Antwort auf die Probleme unter anderem in Altona und Hamburgs Süden, wo gleich mehrere Schulschließungen drohen.“
Stöver kritisierte außerdem, dass durch die angedachte Schließung von mindestens fünf katholischen Grundschulen den benachbarten staatlichen Grundschulen der „Kollaps“ drohe. Zumindest für die betroffenen katholischen Grundschulen nördlich der Elbe sehe er das Problem nicht, sagte Rabe. Die bisherige Auswertung zeige, dass viele Schüler in unterschiedlichen Teilen Hamburgs lebten und zum Teil sehr weite Anfahrtswege hätten. Sollten die Schulen tatsächlich in einigen Jahren geschlossen werden, könnten die nachrückenden Erstklässler in ihren Wohngebieten vom staatlichen Schulsystem aufgenommen werden.