Hamburg. Schulsenator Ties Rabe (SPD) macht den Rückgang an gestiegenen Anforderungen fest. Die Schulstatistik hält auch Rekorde bereit.
Es ist schon beinahe zu einer festen Gewohnheit geworden: Schulsenator Ties Rabe (SPD) präsentiert Jahr für Jahr neue Rekorde aus den Schulen – so auch diesmal. Die Zahl der Schüler an den allgemeinbildenden staatlichen und privaten Schulen ist 2017 auf den neuen Höchststand von 195.176 Mädchen und Jungen geklettert – etwa so viele waren es zuletzt 1983. Das ist ein Plus von 2340 Schülern gegenüber dem Vorjahr und von 14.724 Schülern (8,9 Prozent) seit 2009. „Der gewaltige Anstieg zeigt die Dynamik im Hamburger Schulsystem“, sagte Rabe.
Den größten Schülerzuwachs verzeichneten die Stadtteilschulen mit einem Plus von 1480 auf jetzt 60.970 Schüler. An den Gymnasien stieg die Schülerzahl um 659 auf 55.905. Nahezu unverändert blieb die Zahl der Grundschüler mit 72.097 Mädchen und Jungen (plus 334). Stark rückläufig ist dagegen die Zahl der Sonderschüler. Derzeit besuchen noch 4552 Mädchen und Jungen diese Schulform – 30 Prozent weniger als 2010. „Das ist ein gewollter Effekt. Verantwortlich ist der Rechtsanspruch auf die inklusive Beschulung an den Regelschulen“, sagte Rabe.
Zuwachs von mehr als 3000 Pädagogen
Mehr Schüler bedeuten auch mehr Pädagogen. Gab es 2009 noch 12.353 Stellen für Lehrer, Sozialpädagogen und Erzieher an staatlichen allgemeinbildenden Schulen, kletterte deren Zahl 2017 auf 15.425 Stellen (2016: 15.259). Den weitaus größten Anteil nehmen die Lehrer mit 13.665 Stellen ein.
Der deutliche Zuwachs ist nicht allein der gestiegenen Schülerzahl geschuldet. Um die zusätzlichen Mädchen und Jungen angemessen zu unterrichten, wären lediglich 900 Pädagogenstellen nötig gewesen. Der weitaus größte Teil mit rund 2000 Stellen wird für Verbesserungen der Unterrichtsqualität eingesetzt.
Die Klassen sind im Laufe der vergangenen Jahre deutlich kleiner geworden. So sitzen durchschnittlich rechnerisch 20,8 Kinder in einer Grundschulklasse – 2009 waren es noch 23,4 Kinder. Entsprechend hat sich auch die Schüler-Pädagogen-Relation verbessert. Kam 2010 ein Grundschulpädagoge auf 13,4 Kinder, so sind es heute 12,3. Auch an Gymnasien und Stadtteilschulen haben sich die Klassengrößen verringert.
82,7 Prozent der Schüler in Ganztagsbetreuung
Eine neue Rekordzahl weist auch die Ganztagsbetreuung auf. Exakt 82,7 Prozent der Grundschüler nutzen die kostenlosen Angebote am Nachmittag. Im vergangenen Jahr waren es 81,1 Prozent. Die kostenpflichtige Früh- oder Spätbetreuung nutzen 6,1 bzw. 8,6 Prozent der Grundschüler. Eine deutliche Steigerung gibt es bei der ebenfalls kostenpflichtigen Ferienbetreuung, die jetzt 40,5 Prozent (2016: 34,8 Prozent) der Kinder in Anspruch nehmen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Ferienprogramm liegt bei 6,1 der 13 Ferienwochen.
Die Zahl der Geflüchteten, die in allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden, ist von 4527 (2016) auf 3843 gesunken. „Das ist ein Rückgang auf nach wie vor hohem Niveau“, sagte Rabe. Zum Vergleich: 2010 gab es lediglich 457 geflüchtete Schüler. Der Rückgang ist vor allem auf die geringere Zuwanderung von Flüchtlingen in den vergangenen Monaten zurückzuführen.
Ablesbar ist das an der Zahl der Kinder und Jugendlichen in den Erstaufnahme-Lerngruppen, deren Zahl von 1249 (2016) auf 337 sank. Die meisten Geflüchteten besuchen eine Stadtteilschule (1627), gefolgt von den Grundschulen (1175) und den Gymnasien mit 337 Kindern.
Rückgang bei Schülern ohne Abschluss
Einen leichten Rückgang verzeichnet die Schuljahresstatistik 2017 bei den jungen Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Mit 896 Schülern (5,2 Prozent) lag der Wert etwas unter dem Vorjahr mit 992 Schülern (5,8 Prozent.) Rabe wies darauf hin, dass etwa jeder Zweite den Schulabschluss später an einer Berufsschule noch nachholt.
Eine Sonderentwicklung nehmen die Berufsschulen, die 52.704 Schüler besuchen. Das sind 12,5 Prozent weniger als noch 2010. Verantwortlich dafür sind nach Ansicht von Schulexperten die gestiegene Zahl der Studierenden und Reformen der Berufsschulangebote, die dazu führen, dass Jugendliche schneller einen Ausbildungsplatz bekommen. Die Zahl der Schüler in der dualen und schulischen Berufsausbildung hat sich seit 2010 um rund 3500 auf 39.631 verringert, ist aber seit 2015 annähernd stabil.
GEW fordert bessere Bezahlung der Junglehrer
Rabe zufolge gelingt es Hamburg derzeit noch, ausreichend Nachwuchslehrer zu gewinnen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert schon seit 2015, die Einstiegsgehälter für alle Grund- und Mittelstufenlehrer von A 12 auf A 13 anzuheben, wie es in zahlreichen anderen Ländern der Fall ist.
Ein von der GEW in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die Schlechterstellung der Grund- und Mittelstufenlehrer gegenüber ihren Kollegen an den Gymnasien (A 13) nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Rabe wies darauf hin, dass in Hamburg alle Junglehrer im Gegensatz zu anderen Ländern verbeamtet werden und bessere Aufstiegschancen haben.