Hamburg. Hamburgs älteste Shopping-Meile erhält eine Auffrischungskur. Einzelhändler in Stadtteilzentren kritisieren „Verdrängung“.

Es soll schöner und größer werden: Mit dem Elbe Einkaufszen­trum hat die Eigentümergesellschaft ECE Projektmanagement einiges vor. Einmal mehr sollen die Bagger rollen. Denn laut Informationen des Abendblatts ist ein Um- und Anbau geplant. Dabei hat ECE vor allem den Außenbereich der Shopping-Meile im Visier. Galt es einst als Alleinstellungsmerkmal der Einkaufscenter, dass die Kunden hier warm und trocken Geld ausgeben können, reicht das angesichts des Onlinegeschäfts nicht mehr aus. Attraktiver soll es werden.

Wegen des steigenden Wettbewerbs braucht Hamburgs ältestes Einkaufszentrum eine Auffrischungskur – und das acht Jahre nach der letzten Erweiterung und drei Jahre nach dem Umbau des Nebengebäudes samt Edeka-Einzug. „Es geht um die Modernisierung und Aufwertung des Standortes“, erklärt ECE-Sprecher Lukas Nemela. „Das Einkaufszentrum soll an die aktuellen Anforderungen und Trends angepasst werden.“

Teil des Parkhauses würde für Anbau weichen

Konkret bedeutet das: Das „Elbe“ soll sich nach außen hin mehr öffnen. Der Eingangsbereich an der Osdorfer Landstraße soll umgestaltet werden, was sogar den Kreuzungsbereich in Richtung Flurkamp umfasst. Links und rechts neben dem Haupteingang werden Flächen für Außengastronomie geschaffen, außerdem soll links vom Eingang ein weiterer Anbau mit rund 6000 Quadratmetern zusätzlicher Verkaufsfläche entstehen. Hier sind draußen im Erdgeschoss Grünflächen, Loungeecken und Cafés vorgesehen. Im Übergangsbereich zwischen altem und neuem Center ist eine Art Kinderspielplatz geplant. Für den Anbau würde ein Teil der Parkfläche entfallen, laut ECE wären 470 der bislang 2200 Stellplätze betroffen. Ersatz gebe es nicht. Ein Parkleitsystem sowie Carsharing sollen den Verlust, der besonders in der Vorweihnachtszeit zu Problemen führen könnte, etwas abmildern.

Bei der Umsetzung drückt die ECE nach Informationen des Abendblatts aufs Tempo. Das Gestaltungsverfahren soll noch im Mai über die Bühne gehen. Anschließend will man ins Baugenehmigungsverfahren einsteigen und es Mitte 2019 abschließen. Möglichst Anfang 2021 soll der Umbau fertig sein. Mieter wie die Modeketten Zara und H&M wollen wachsen, zudem gibt es neue Interessenten wie TK Maxx. 500 Arbeitsplätze sollen laut ECE durch die Erweiterung entstehen.

Verkaufsfläche soll um 13 Prozent wachsen

Bei einer politischen Mehrheit stößt das Erweiterungsprojekt, das bislang nur hinter verschlossenen Türen vorgestellt wurde, auf offene Ohren. Doch es werden erste Kritiker laut. Besorgt registrieren die Kaufleute in den angrenzenden Stadtteilzentren den Erweiterungsdrang der ECE. Um 13 Prozent würde die Verkaufsfläche auf fast 50.000 Quadratmeter anwachsen. In der Waitzstraße und in Blankenese bildet sich Widerstand.

„Ich mache mir große Sorgen“, sagt zum Beispiel Veronika Glaab-Post, Chefin der IG Waitzstraße. Der stationäre Handel könne derzeit keine weiteren Kaufströme generieren. Es ginge vielmehr darum, das, was funktioniert, zu erhalten. 6000 Quadratmeter mehr ist aus ihrer Sicht viel: „Es geht hier doch nur um Verdrängung“, so Glaab-Post. Sie fordert vom Bezirk, eine übergeordnete Rolle einzunehmen und nicht nur städtebaulich, sondern wirtschaftlich das Projekt danach zu betrachten, wie viel Fläche welcher Standort verträgt.

Politische Mehrheit begrüßt Pläne, FDP fordert Gutachten

Unterstützung gibt es von der FDP, die einen Antrag in der Bezirksversammlung stellen wird. Darin fordern die Liberalen vom Bezirksamt, zügig ein Gutachten über die Auswirkungen der Erweiterung auf den Bezirk Altona zu erstellen. Stadtentwicklung, regionaler Einzelhandel und Verkehr sollen in den Blick genommen werden. „Ohne erkennbares Konzept soll hier einer Erweiterung zugestimmt werden, die gerade getätigte Investitionen in umliegende Stadtteilzentren konterkariert“, kritisiert Katarina Blume, Fraktionsvorsitzende der FDP-Bezirksfraktion. Der Bezirk investiert, wie berichtet, Millionen in die Umgestaltung der Waitzstraße und in den Umbau des Blankeneser Marktplatzes.

„Angesichts der fortschreitenden Entwicklung anderer Center ist es nötig, dass sich das „Elbe“ als großer Nahversorger im Hamburger Westen weiterentwickeln kann“, sagt Sven Hielscher, CDU. Die Erweiterung bezeichnet er als gemäßigt. Von der SPD heißt es: „Eine Erweiterung für mehr Aufenthaltsqualität stärkt den Standort und ist grundsätzlich zu begrüßen“, so Henrik Strate, Vorsitzender des Planungsausschusses. Er räumt aber ein, dass man gleichzeitig ein Augenmerk auf die Stadtteilzentren legen müsse, damit diese nicht abgehängt werden. Die Grünen befürworten, dass durch den geplanten Umbau ein alter Fehler geheilt wird. „Die Gestaltung der Außenfassade würde verbessert, der sehr geschlossen wirkende Bau so aufgebrochen“, so Grünen-Chefin Gesche Boehlich.

Die Erweiterung des Elbe Einkaufszentrums soll noch in diesem Monat in Planungsausschuss debattiert werden. Dann erstmals öffentlich.