Hamburg. Das älteste Einkaufszentrum Hamburgs feiert50. Geburtstag – und wird heute noch genauso überrannt wie damals. Das führt regelmäßig zum Verkehrschaos
Ob im Parkhaus, vor den Automaten, an der Kasse und sogar vor dem Wickelraum: Nicht nur an typischen stark frequentierten Einkaufswochenenden wird es in diesem Shoppingcenter voll. Dabei handelt es sich beim Elbe-Einkaufszentrum um das älteste seiner Art in Hamburg. Vor 50 Jahren, am 12. Mai 1966, wurde es feierlich eröffnet. Im September soll der Geburtstag an einem verkaufsoffenen Sonntag gefeiert werden. Grund zum Feiern gibt es genug. Es läuft rund. Das Center in den Elbvororten verzeichnet einen regen Zulauf.
So rege, dass auch an einem alltäglichen verregneten Sonnabend der Verkehr ums Center schon einmal zum Erliegen kommen kann. Dann stauen sich die wartenden Autos vor dem Parkhaus so weit zurück, dass sie die angrenzenden Kreuzungen blockieren – und nicht mehr viel geht.
Tim Mayer kennt das Problem. Der Centermanager übernahm im September vergangenen Jahres die Leitung des Elbe-Einkaufszentrums, einem Autostandort, wie er erläutert. Das lässt sich auch an den Kennzeichen der Fahrzeuge ablesen, die sich in die Schlange reihen und von denen nur jeder Zweite aus Hamburg kommt. Mehr als 2200 Stellplätze in zwei Parkhäusern verfügt „das Elbe“, wie das Center auch liebevoll genannt wird. „An gut besuchten Wochenenden erreichen wir zu Stoßzeiten die Grenzen der Kapazität“, sagt Mayer.
Zu reger Zulauf? Angesichts des starken Wettbewerbs durch andere Einkaufszentren in Altona und der Innenstadt sowie dem zunehmenden Onlinehandel hat Mayer für seine Branche ein Luxusproblem. Überhaupt ist in den Elbvororten alles ein wenig anders. Während andere Einkaufszentren mit Leerstand kämpfen, kann Mayer zufrieden verkünden, dass derzeit auf den 43.000 Quadratmetern Verkaufsfläche genau ein Laden leer steht. Und dabei handelt es sich auch noch um ein kleines Geschäft. Der HSV eröffnete kürzlich hier seinen Fanshop, im April kam ein neuer Zara Home ins Center. Zudem eröffnete im April die Modemarke Pull&Bear ihre erste Filiale hamburgweit im Elbe-Einkaufszentrum. Alleinstellungsmerkmale, immer neue Konzepte und Kaufanreize: Darauf setzt man in den Elbvororten. Das funktioniert.
Es funktioniert aber auch deshalb so gut, weil Mayer mit einem überdurchschnittlich hohen Kaufindex punkten kann (108). Sprich: Auf dem Bon des durchschnittlichen Käufers steht am Ende mehr als in anderen Hamburger Einkaufszentren. Das lockt die Modeketten an, und die wiederum locken die Kundschaft ins Center. Pro Tag kommen durchschnittlich etwa 23.000 Besucher ins Elbe-Einkaufszentrum. An Wochenenden ist es noch einmal ein Drittel mehr. Tendenz steigend. „Die Entwicklung ist positiv“, sagt Mayer mit Blick auf die Kundenströme. So wirkte sich unter anderem die Erweiterung der Flächen vor sechs Jahren sehr deutlich aus, und auch die Ansiedlung eines großen Nahversorgers im angrenzenden Nachbargebäude in jüngerer Zeit sorgte für zusätzlichen Zustrom.
Mayer will Kunden StadtRäder undCar-Sharing schmackhaft machen
Doch, was machen gegen den Stau, der auch zunehmend Anwohner nervt? „Zu Weihnachten und Tagen mit hohem Besucheraufkommen setzen wir einen Verkehrsdienst ein“, sagt Mayer. Ansonsten seien die Möglichkeiten, darauf einzuwirken, sehr begrenzt. Eine Maßnahme, auf die der Centermanager verstärkt setzen will, ist es, den Kunden alternative Fortbewegungsmöglichkeiten schmackhaft zu machen. So soll es neue und sicherere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sowie eine Fahrradstation geben, wo kleine Dienstleitungen wie Reifenflicken etc. angeboten werden sollen. Seit Kurzem gibt es zudem eine Station der Hamburger StadtRäder vor der Tür. Dieses Angebot soll in den kommenden Wochen laut Mayer auch deutlicher beworben werden.
Zudem ist er mit Unternehmen Car2go im Gespräch. Ziel ist es, eine Lösung zu finden, dass die Gemeinschaftsautos im Parkhaus abgestellt und ausgeliehen werden können. Fahrzeuge des Unternehmens Greenwheels können Centerkunden bereits nutzen, sie müssen sie allerdings auch wieder hier abstellen. Bei den Car2go-Fahrzeugen soll das flexibler gestaltet werden.
Zumindest ein Stau konnte bereits behoben werden: der vor dem Wickelraum. Auch hier kam es an den gut frequentierten Tagen zu Schlangen. Nach einem Umbau gibt es jetzt doppelt so viele Wickeltische und Stillsessel. Weitere sind in Planung.