Hamburg. Die Sanierung des B-Flügels ist abgeschlossen – und war günstiger als gedacht. 99 neue Hafträume stehen zur Verfügung.

Wie der B-Flügel der Untersuchungshaftanstalt Holstenglacis (UHA) bis vor drei Jahren aussah, zeigt der benachbarte, fast baugleiche C-Flügel. Es gibt keine Zwischendecken, nur schmale Galeriegänge, dunkel ist es hier, und es riecht muffig. Der C-Flügel sieht so aus, wie man sich einen klassischen Knast vorstellt – als unwirtlichen, bedrückenden Ort. Kaum ist man da, wünscht man sich wieder weg.

Der frisch sanierte B-Flügel, einst das hässlichste unter den hässlichen Entlein der vier UHA-Gebäudetrakte, ist zwar auch nach dem Umbau weit entfernt von „Schöner Wohnen“. Doch ist die trostlose Optik einem sichtbar freundlicheren Ambiente gewichen. Die Galeriegänge sind durch Zwischendecken ersetzt worden, alles wirkt heller, freundlicher, privater, hygienischer. 99 neue Hafträume stehen nun auf fünf Ebenen zur Verfügung – vor der Sanierung waren es nur 73. Für die Sanierung, die seit 2015 im Gange ist, hatte die Bürgerschaft 16 Millionen Euro bewilligt. Man sei aber mit nur 15,3 Millionen Euro ausgekommen, verkündete Justizsenator Till Steffen (Grüne) mit einigem Stolz bei der Präsentation des neuen B-Flügels am Donnerstag.

Anstalt hat 99 Haftplätze mehr nach der Renovierung

Insgesamt gibt es in der Anstalt nun 484 Haftplätze. „Uns stehen 99 Haftplätze mehr zur Verfügung, die modernen Vollzugsstandards entsprechen und den Aufenthalt dort und die Arbeit mit den Gefangenen verbessern“, sagte Steffen. Positiv sei auch die Entwicklung bei den Neueinstellungen im Vollzugsbereich, lange ein Sorgenkind der Justizbehörde. „Wir haben die Trendwende erreicht und stellen mehr ausgebildete Vollzugsbedienstete ein, als uns verlassen“, so Steffen. Allein in der UHA seien 323 Justizbedienstete im allgemeinen Vollzug beschäftigt.

Justizsenator Till Steffen bei der Vorstellung des neuen Zellentraktes
Justizsenator Till Steffen bei der Vorstellung des neuen Zellentraktes © HA | Klaus Bodig

Untergebracht sind hier fast ausschließlich Beschuldigte, gegen die noch ermittelt wird, die auf ihre Gerichtsverhandlung warten oder denen gerade der Prozess gemacht wird. Aktuell befinden sich rund 400 Gefangene in der UHA, 60 bis 75 Prozent von ihnen sind Ausländer, die meisten zwischen 20 und 40 Jahre alt. Die Haftdauer beträgt nur in seltenen Fällen mehr als sechs Monate. Allerdings gilt die U-Haft als besonders belastend. Allein 2017 nahmen sich drei Menschen in der UHA das Leben. Durch den Umbau, so Steffen, seien die Haftbedingungen verbessert worden – und gute Haftbedingungen trügen entscheidend zum Gelingen der Resozialisierung bei. Menschliche Begegnungen zwischen den Gefangenen seien nun leichter möglich, sie könnten nun auf jeder Station eine Pantryküche und andere Gemeinschaftsräume nutzen.

Ab 1. März sollen Häftlinge die neuen Zellen beziehen

Ab 1. März sollen die Häftlinge die neuen Hafträume beziehen, die an jeweils 66 Metern langen, videoüberwachten Korridoren liegen. Sie sind zwar karg eingerichtet und nur neun Quadratmeter groß. Wer aus den vergitterten Fenstern schaut, blickt auf stacheldrahtbewehrte Zäune. In jedem Haftraum gibt es nur ein Bett, einen Ecktisch, ein Bücherbord, einen Schrank, zwei Steckdosen und ein abgetrenntes, winziges Bad plus Sicherheitsspiegel aus Plastik.

Eine der renovierten Zellen in der Haftanstalt
Eine der renovierten Zellen in der Haftanstalt © dpa | Christian Charisius

Jedoch sind die modernen weiß gestrichenen Zellen deutlich heller als ihre Vorgänger. Die Hafträume für Rollstuhlfahrer sind etwa doppelt so groß, weil sie zusätzlich über ein barrierefreies Bad mit Dusche verfügen. Zudem soll es auf den drei Stationen des Regel-Vollzugs im B-Flügel künftig deutlich leiser zugehen. Während durch die frühere offene Bauweise praktisch jedes Gespräch vom ersten bis ins fünfte Geschoss zu hören war, soll durch die eingezogenen Zwischendecken der Lärmpegel sinken.

Ein Ausbruch wie 2013 soll sich nicht wiederholen

„Natürlich hat die Stadt auch in die Sicherheit investiert“, betont Anstaltsleiterin Claudia Dreyer. Ein Ausbruch, wie er sich im Juli 2013 ereignete, soll sich nicht wiederholen. Damals war es einem mutmaßlichen Sexualstraftäter gelungen, das marode Mauerwerk im dritten Stock des B-Flügels mit einem Besenstiel, einem Tischbein und Essbesteck zu lockern. Glücklicherweise konnte er drei Tage nach seiner Flucht gefasst werden.

Die problemlose Flucht warf damals ein Schlaglicht auf die lange bekannten Defizite des 140 Jahre alten Gebäudes. Der B-Flügel war mit Abstand der marodeste der vier Gebäudetrakte; nie zuvor war er saniert worden.

Während der Umbauten, an dem 33 Firmen beteiligt waren, war ein Teil der U-Häftlinge in die JVA Billwerder ausquartiert worden. Aktuell befinden sich dort 200 U-Häftlinge. Auch wenn in der UHA nun wieder mehr Haftplätze zur Verfügung stehen, sollen weiterhin U-Häftlinge in Billwerder untergebracht werden – nur eben deutlich weniger als zuvor, sagte Steffen.