Hamburg. Die Hochschule für bildende Kunst in Hamburg lädt zur Jahresausstellung – immer auch ein großes Happening.
Noch wird in den Gängen eifrig gehämmert und gebohrt, der Aufbau der Jahresausstellung der Hochschule für bildende Künste (HfbK) ist in vollem Gange. Vom 8. bis zum 11. Februar präsentieren 800 Studierende aller Klassen vom Erstsemester bis zum Absolventenjahrgang aktuelle Arbeiten.
Das Spektrum ist wie immer groß. Jede Klasse errichtet ihre eigene Bar, denn die Jahresausstellung ist auch immer ein großes Happening – zur Freude der Besucher. In der Klasse von Jeanne Faust ist die Bar sogar Programm: Die Melancholie einer langen Nacht kontrastiert mit Liebesbriefen, die die Besucher hinterlassen können und die zu später Stunde vertont werden.
Viele performative Formate
Malerei der Klassen Werner Büttner und Anselm Reyle ist auch in Zeiten digitaler Medien eine Konstante. Reyle betreut derzeit so viele Studierende wie nie, die, wie die Malerin Anna Ley mit tristen Ansichten einer Tankstelle oder eines Autohauses, Teil einer sehr engen (Petersburger) Hängung sind. Mehr Raum hat da der Künstler Tizian Baldinger, der mit seiner Leuchtröhren-Installation „Pray For Paradise“ aus Flamingos und Sternen die Aula-Vorhalle bespielen darf.
Es gibt viele performative Formate und Installationen jener Klassen, die sich mit zeitbezogenen Medien beschäftigen. Aus der Klasse von Michaela Melián etwa haben Anne Pflug und Simeon Melchior mit „TR.I-P.“ eine geführte Ausstellung auf dem Ohlsdorfer Friedhof zur Kapelle 3 installiert (Anmeldung per Los im Reisebüro Raum 11 Sa/So Führung 13.00, Ausstellung 14.00 bis 18.00), die sich mit performativen Mitteln dem Wandel von Beerdigungsritualen widmet.
Faszinierende Leere
An der Grenze zur Performance arbeitet auch Natascha Simons aus der Bühnenraum-Klasse von Raimund Bauer. Akribisch genau hat sie das Wohnzimmer des 2014 gestorbenen Münchner Kunstsammlers Cornelius Gurlitt nachgebaut. Inklusive Schrankwand, Schnurtelefon und Details wie Ansichtskarten, Fotografien und ausgedrückter Zigaretten in einem Aschenbecher. Sie geben dem Besucher das Gefühl, der Bewohner hätte eben erst den Raum verlassen. Simons thematisiert – teils real, teils fiktiv – sehr faszinierend Leere, Relikte, den Ballast der Zeit in einem kleinen Raum, aber auch Historie und ihre Dekonstruktion.
Malerei und Bildhauerei überlappen sich in der Arbeit von Noémi Barbaglia aus der Klasse von Andreas Slominski. In einer großformatigen Collage aus Holz und Glasfaser auf Leinwandstoff wandelt sie an der Grenze von Skulptur und Malerei. Es gibt viel talentierten Nachwuchs zu entdecken.
Jahresausstellung der Hochschule für bildende Künste (HfbK) Eröffnung 8.2., 19.00, Ausstellung 9. bis 11.2., jew. 14.00 bis 20.00, Hochschule für bildende Künste (HfbK), Lerchenfeld 2/Finkenau 42, Eintritt frei; www.hfbk-hamburg.de