Hamburg. Der 53-Jährige soll für schreckliche Taten an zwei 16-Jährigen verantwortlich sein. Wie ein Jagdmesser Ermittler auf die Spur brachte.

Die Elitepolizisten schleichen über den Gehweg an der Iversstraße, sie umstellen das weiße Mehrfamilienhaus, nähern sich der Eingangstür. In der Folge ertönen zwei dumpfe Knalle, dann Geschrei. Wenig später führen sie den 53 Jahre alten Frank S. in Norwegerpullover und Handschellen heraus. Die Nachbarn schauen aus den Fenstern zu, wie der mutmaßliche Triebtäter abgeführt wird. 37 Jahre nach den ihm zur Last gelegten Angriffen auf junge Frauen.

Der Zugriff am Montagabend um 19.25 Uhr in Wandsbek markiert den nächsten möglichen Erfolg der Abteilung „Cold Cases“ bei der Polizei, die ungelöste Fälle von Gewaltverbrechen neu aufrollt. Erst am Sonntag hatte die Polizei per Öffentlichkeitsfahndung um Hinweise zu einem speziellen Messer gebeten, um den bereits identifizierten Tatverdächtigen überführen zu können.

Am Dienstag wurde Frank S. einem Haftrichter vorgeführt. Der erließ Haftbefehlt wegen versuchten Mordes.

Versuchte Vergewaltigung und Messerstiche

Die Vorwürfe gegen den 53-Jährigen wiegen schwer: Er wird von den Ermittlern für zwei bestialische Angriffe auf jeweils 16-jährige Mädchen in Steilshoop im Jahr 1980 verantwortlich gemacht. Im Spätsommer 1980 wurde eine 16-Jährige am Gustav-Seitz-Weg von einem damals jungen Mann plötzlich attackiert – der Täter versuchte, das Mädchen zu vergewaltigen.

Am 1. November desselben Jahres wurde dann im Einmündungsbereich derselben Straße zur Steilshooper Allee eine weitere 16-Jährige zunächst verfolgt und angegriffen. Mit Messerstichen fügte der Täter ihr lebensgefährliche Verletzungen zu.

Bei dem Jagdmesser soll es sich um die Tatwaffe handeln
Bei dem Jagdmesser soll es sich um die Tatwaffe handeln © Polizei Hamburg | Polizei Hamburg

Als er laut Polizei annahm, dass sie tot war, versuchte er sich an der Jugendlichen zu vergehen. "Als Zeugen hinzukamen, ergriff er die Flucht", so die Polizei. Dabei versteckte er die Tatwaffe, eine Jagdmesser mit Horngriff. Es wurde später gefunden, die damaligen Ermittlungen brachten jedoch keinen Erfolg. Das Leben der damals 16-Jährigen konnte bei einer Notoperation in einem Krankenhaus gerettet werden.

Der Verdächtige stritt die Taten ab

Erst im Zuge einer Fahndung der Abteilung "Cold Cases" zu einem anderen Fall ergab sich nun eine konkrete Spur zu einem Tatverdächtigen. Zeuginnen machten neue und umfangreiche Angaben zu der Überfalltat im Spätsommer 1980 – daraufhin konnten die Ermittler den 53-Jährigen Frank S. als Tatverdächtigen ausfindig machen. In einer Vernehmung stritt der Mann jedoch ab, für die Angriffe verantwortlich zu sein.

Nach der jüngst veröffentlichten Öffentlichkeitsfahndung ging der entscheidende Hinweis nun offenbar erst am Montagmorgen bei der Polizei ein. „Die Staatsanwalt bejahte daraufhin einen dringenden Tatverdacht gegen den Mann“, sagte Polizeisprecherin Heike Uhde – deshalb wurde noch am Montagabend die Festnahme des Mannes an seiner Wohnanschrift veranlasst.

Haftbefehl wegen versuchten Mordes

Frank S. ist deutscher Staatsangehöriger. Er wohnte im zweiten Obergeschoss des nun gestürmten Hauses; es liegt in einer schmalen und sehr ruhigen Wohnstraße in unmittelbarer Nähe einer Schule.

Der Haftbefehl wurde wegen versuchten Mordes erlassen. Die versuchte Vergewaltigung aus dem Jahr 1980 ist bereits verjährt.