Hamburg . Vattenfall verlangt 1,3 Milliarden Euro. Der vereinbarte Mindestkaufpreis liegt jedoch weit darunter. Gutachter soll Wert ermitteln.
Zwischen der Stadt Hamburg und dem Energiekonzern Vattenfall ist ein Streit um den Verkauf des Fernwärmenetzes im Jahr 2019 ausgebrochen. Vattenfall bezieht sich auf eine Bewertung des Netzes im Jahr 2012, die einen Unternehmenswert von 1,3 Milliarden Euro ergab, teilte die Hamburger Finanzbehörde am Dienstag mit. Das liegt deutlich höher als der bereits vereinbarte Mindestkaufpreis von 950 Millionen Euro. Seitdem hätten sich allerdings verschiedene Faktoren verändert, die den Wert des Fernwärmenetzes sowohl nach oben wie nach unten beeinflussen.
Die städtische Beteiligungsgesellschaft HGV lehne diesen Wertvorschlag ab, heißt es in der Mitteilung. Nun werde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO als gemeinsam von Vattenfall und HGV beauftragter Schiedsgutachter den Unternehmenswert ermitteln.
Stadt lehnt Wärme aus Moorburg für das Netz ab
Es besteht bereits ein Konflikt zwischen Vattenfall und der Stadt um die Einbeziehung des Kohlekraftwerks Moorburg in die künftige Fernwärmeversorgung der Stadt. Vattenfall will auch Wärme aus Moorburg in das Netz einspeisen, die Stadt lehnt das ab und will komplett bis 2025 aus der Kohle aussteigen. Dazu hat Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) ein Konzept vorgelegt, das vor allem auf die Nutzung von industrieller Abwärme und Kläranlagen im Süden der Hansestadt setzt.
Die Hamburger hatten sich bei einem Volksentscheid 2013 mehrheitlich für einen Rückkauf der Energienetze ausgesprochen. Für das Strom- und das Gasnetz wurde der Volksentscheid mittlerweile umgesetzt. Am Fernwärmenetz ist die Stadt bislang mit 25,1 Prozent beteiligt und soll die restlichen Anteile zum Beginn des kommenden Jahres übernehmen. Bis dahin müssen die offenen Fragen zwischen beiden Beteiligten gelöst werden.