Hamburg/Aumühle. Bürgermeister entsetzt über ungenehmigte Abholzung: „Die haben hier richtig Tabula rasa gemacht.“ 130.000 Euro Strafe?

Die Waldsiedlung in Aumühle macht ihrem Namen derzeit keine Ehre mehr. 14 Bäume sind der Kettensäge zum Opfer gefallen. Stattliche Buchen, Eichen und Tannen liegen wie Mikadostäbe über das geschätzt 3000 Quadratmeter große Grundstück verteilt. Kahlschlag, so weit das Auge reicht. „Die haben hier richtig Tabula rasa gemacht“, sagt Aumühles Bürgermeister Dieter Giese. „Es gab nur die Genehmigung, einen einzigen Baum zu fällen.“

Im September vergangenen Jahres hat der italienische Feinkosthändler Vincenzo Andronaco das Grundstück erworben. An insgesamt neun Stand­orten verkauft er alles, was das Herz von Italienfans höherschlagen lässt. Allein drei Märkte betreibt Andronaco in Hamburg. Nun geht es nicht um Feinkost, sondern um tote Bäume.

10.000 Euro Kosten pro Baum

„Die Bäume sind zum einen durch den dortigen Bebauungsplan geschützt, alle Bäume mit einem Stammdurchmesser über 75 Zentimeter zudem noch durch das Landesnaturschutzgesetz“, sagt Tobias Frohnert, Sprecher des Kreises Herzogtum-Lauenburg. Bei einer Fällung ohne Genehmigung handele es sich um eine Ordnungswidrigkeit, pro Baum könne der Kreis 10.000 Euro verlangen.

„Ich habe das bis gestern Morgen nicht gewusst, habe extra meine Kur abgebrochen, um das nun zu regeln“, sagte Andronaco der „Bergedorfer Zeitung“. Er habe das gesamte Bauprojekt an einen Unternehmer aus Elmshorn übergeben und sei fest davon ausgegangen, dass dieser für die nötigen Genehmigungen sorge.

Staunen über die Aufregung

Der wiederum weist auf Nachfrage jegliche Verantwortung von sich. Er sei nur für die Gestaltung des Hauses verantwortlich gewesen, habe weder mit Bäumen noch mit Bauanträgen jemals zuvor zu tun gehabt. Seine Firma habe die Fällung nicht in Auftrag gegeben, sondern nur den Kontakt zu einem Unternehmen in Wohltorf hergestellt.

Dort zeigt man sich erstaunt über die Aufregung. „Ich hatte eine schriftliche Genehmigung für einen Baum, eine mündliche für alle anderen“, sagt der verantwortliche Firmenchef. Dazu hat das Amt Hohe Elbgeest jedoch eine klare Meinung. Genehmigungen würden grundsätzlich schriftlich und nur in ganz besonderen Ausnahmefällen, etwa bei Gefahr in Verzug, mündlich erteilt, sagt die Amtsleitung. Vincenzo Andronaco spricht von einer Blamage auf ganzer Linie: „Ich möchte dort leben, und nun ist es mir schon peinlich, dort hinzufahren.“