Hamburg. Zahl der schwer kriminellen jungen Flüchtlinge ist deutlich rückläufig. Polizei und Behörde setzen auf direkte Gespräche.

Jahrelang beschäftigten minderjährige unbegleitete Flüchtlinge auch verstärkt die Hamburger Polizei – inzwischen ist das Problem laut den zuständigen Experten im Präsidium sehr überschaubar. „Sowohl die Anzahl der Straftaten insgesamt als auch die Zahl der Intensivtäter im Bereich der minderjährigen unbegleiteten Ausländer sind stark rückläufig“, sagte der Jugendbeauftragte der Polizei, Reinhold Thiede, dem Abendblatt.

Zum Jahreswechsel waren 13 der erfassten 390 minderjährigen Intensiv­äter in Hamburg den Daten zufolge solche unbegleiteten Ausländer. Im Jahr 2014 waren es früheren Angaben zufolge noch 115 Intensivtäter aus diesem Personenkreis, also neunmal so viele. Die Gründe sieht Reinhold Thiede zum einen in der insgesamt stark sinkenden Zahl von minderjährigen unbegleiteten Ausländern in Hamburg. „Zudem haben wir es inzwischen mehrheitlich mit jungen Menschen aus Herkunftsländern wie Afghanistan und Syrien zu tun, die im Vergleich zu jungen Menschen aus den nordafrikanischen Staaten deutlich seltener straffällig werden“, sagt Thiede.

Vor allem Eigentumsdelikte

Die aktuell bekannten Intensivtäter werden seinen Daten zufolge vor allem wegen Eigentumsdelikten wie Taschendiebstahl auffällig. „Es gibt dabei auch Fälle, in denen die Täter Gewalt anwenden, um im Besitz der Beute zu bleiben“, sagt Thiede. Wenn es ansonsten etwa zu Körperverletzungen durch die unbegleiteten jungen Menschen komme, dann in den allermeisten Fällen nach Streitigkeiten untereinander, so die Einschätzung der Polizei.

Der Jugendschutz sucht seit Längerem in den Unterkünften vor Ort das Gespräch mit den jungen Flüchtlingen. „Über die Zeit ist mit vielen Jugend­lichen ein Verhältnis von gegenseitigem Verständnis gewachsen. Diese jungen Menschen haben anfangs häufig noch ein negatives Bild der Polizei, geprägt von den Erfahrungen in ihren Herkunftsländern. Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, die Rolle der Polizei und die hier geltenden Gesetze in einem Dialog zu vermitteln“, sagt Thiede.

Banden sind verschwunden

Banden von unbegleiteten Flüchtlingen, die etwa in St. Georg für eine Vielzahl von Einbrüchen und anderen Straftaten verantwortlich waren, halten sich dagegen inzwischen offenbar nicht mehr in Hamburg auf. Von der Sozial­behörde heißt es, dass die große Mehrheit der unbegleiteten jungen Flüchtlinge „starkes Interesse an einer Schul- und Berufsausbildung“ zeige. Weil „kein Bedarf“ mehr bestand, konnte das spezielle Heim für kriminelle junge Flüchtlinge am Bullerdeich inzwischen geschlossen werden.